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Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß

Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß

Titel: Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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gemacht haben. Um nichts auf der Welt wolltet Ihr so werden wie sie - und übertriebt das ins Gegenteil. Das ist tragisch und bedauernswert, entschuldigt aber nicht den Überfall auf das Mädchen. Ob auch Eifersucht im Spiel war, wage ich nicht zu behaupten. Ich glaube nicht, daß Ihr im Besitz solcher Leidenschaft seid. Vielleicht Besitzgier. Euer Mann sollte keiner anderen gehören. Ich glaube, daß Ihr im Stall eine kalte, nüchterne Wut fühltet - und zugeschlagen habt. Und weglieft.«
    »Muß man hier sitzen und sich solch Gefasel anhören?« wandte sich die Gräfin an ihren Mann. Ihre Lippen wirkten etwas verkniffener, ansonsten war sie wie immer. Der Graf antwortete nicht. Sein Gesicht war knallrot. Er hatte Jessica doch geliebt. Da war es nicht sehr angenehm zu hören, daß seine Ehefrau versucht hatte, sie zu töten. Der Vogt sah von einem zum anderen. Als jedoch niemand mehr etwas sagte, fuhr er fort:
    »Ich nehme an, Ihr konntet aus der Entfernung sehen, wie das andere Mädchen zurückkam und wie von Sinnen in den Wald flüchtete.«
    Noch immer kein Geständnis von der Gräfin. »Aber die Tote mußte verschwinden. Ihr gingt zurück in den Stall - wenn Ihr nicht die ganze Zeit dort wart - und da entdecktet Ihr den Fehler. Ihr hattet Molly erschlagen! Aber Ihr hattet ja einen, der Euch helfen konnte. Ihr hattet den Kutscher in der Hand. Der aber hatte Molly geliebt. Jetzt saßt Ihr in der Zwickmühle. Ihr seid das Risiko eingegangen und habt die Kapuze zugeknotet - und er hat nichts gemerkt. In dem Glauben, daß es Jessica war, brachte er sie in den Wald und versteckte sie, bis Ihr einen Plan ausgeheckt hattet, um sie für immer verschwinden zu lassen.«
    Tancred konnte nicht mehr klar denken, folgte dem langen Bericht aber so gut er konnte.
    »Am nächsten Abend waren alle bei der Gräfin Ursula Horn«, sagte der Vogt, »gingen aber frühzeitig, nachdem der junge Tancred sich zurückgezogen hatte.« Als der Junge seinen Namen hörte, zuckte er im Halbschlaf leicht zusammen. Er hatte nicht gewußt, daß die Holzensterns fast zur gleichen Zeit gegangen waren wie er. »Ihr, Gräfin, überredetet den Kutscher, Molly in dem kleinen See dort oben zu versenken. Aber mittendrin kam Euer eigener Mann mit dem Jüngling auf dem Pferd angeritten. Was um alles in der Welt machte Euer Mann dort mitten in der Nacht? Er kam von Alt-Askinge - mit der fadenscheinigen Erklärung, daß er den Jungen bewußtlos im Wald gefunden habe. Ihr, Gräfin, flüstertet Eurem Mann zu, - so, daß der Kutscher es nicht hörte - daß es Molly war, die Ihr so unglücklich gestoßen hattet, daß sie starb. Der Graf konnte nicht anders, als es zu akzeptieren, denn er saß selber in der Klemme. Er ritt schnell davon. Molly hatte ihm ja sowieso nichts bedeutet, im Gegenteil: Er hatte sie verabscheut. Im Laufe des Tages dachtet Ihr intensiv über Alt-Askinge nach. Ich weiß nicht, ob Ihr einen Verdacht hattet, Euer Mann war immerhin jede zweite Nacht weggewesen. Irgendwann muß es Euch wohl aufgefallen sein. Vielleicht ist Euch sein Interesse für Eure Schwester eingefallen, aber das werde ich wohl nie von Euch erfahren. Aber Ihr wurdet neugierig und mißtrauisch, und am nächsten Abend, dem dritten, suchtet Ihr die Burg im Wald auf. Dort saht Ihr den jungen Dieter herauskommen, ja, er hörte Euch…«
    Hier bluffte der Vogt ganz groß, den er wußte nicht, ob Dieter sie wirklich gehört hatte.
    »Ihr gingt hinein - und fandet Eure Schwester. Ihr habt immer Angst vor Skandalen gehabt, Gräfin Holzenstern, das beweist Euer großes Interesse für die Eskapaden anderer. Und Eure Schwester, die Herzogin, war an sich schon ein Skandal, darüber habt Ihr Euch immer gegrämt. Sollte es nun herauskommen, daß auch Euer Mann… Der junge Dieter könnte jeden Augenblick dahinter kommen, dachtet Ihr wohl. Ich kann Euch darüber aufklären, daß er es die ganze Zeit gewußt hat.« Endlich kam Leben in ihr Gesicht. Wut und Entsetzen. Aber das verschwand schnell wieder.
    »Aus Angst um Eurem guten Ruf, und vielleicht aus dem gleichen Grunde, aus dem Ihr Eure andere Rivalin, Jessica, töten wolltet, erstacht Ihr Eure Schwester mit dem Messer. Danach schlepptet Ihr sie in den Keller, räumtet Stück für Stück das Zimmer aus und streutet Asche auf den Boden, um die Spuren zu verwischen. Nur Spinnweben konntet ihr nicht weben. Das hat Euch überführt und uns nach der Herzogin suchen lassen.« Die Gräfin richtete sich auf. »Seid Ihr fertig? Das war eine

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