Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß

Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß

Titel: Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
Vom Netzwerk:
Zustand, Mattias?« fragte er. »Was ist das für eine Krankheit, die sie hat?«
    »Das ist keine Krankheit«, antwortete sein Vetter. »Sie wurde vergiftet, darüber gibt es keinen Zweifel. Kopf- und Magenschmerzen deuten auf eine direkte und schwere Vergiftung hin. Gliederschmerzen, Haarausfall, Ausschlag und die Blutungen kommen von einer allgemeinen Schwächung des Körpers. Der konnte sich nicht mehr helfen.« »Aber Gift? Wie denn?«
    »Ich habe keine Ahnung. Sie muß wochenlang etwas zu sich genommen haben, was sie nicht verträgt.« »Dann kommt sie mir nicht wieder in dieses Haus zurück«, entschied Tancred.
    Cecilie seufzte. »Und Leonora Christina bombardiert mich mit Briefen, in denen sie anfragt, wann Jessica wiederkommt! Die kleine Eleonora Sofia ist nicht zu bändigen, so schwierig, mürrisch und trotzig ist sie geworden. Sie wartet auf Jessicas Rückkehr.«
    »Vier Jahre alt ist die Kleine, nicht wahr?« sagte Mattias. »In dem Alter sind Kinder immer sehr beschwerlich.« »Was sagt Jessica denn dazu?« fragte Tancred. »Ach, sie hat natürlich ein entsetzlich schlechtes Gewissen. Aus lauter Pflichtgefühl wird sie wohl wieder hingehen.« »Und wenn man sie wieder vergiftet?«
    Alexander sagte beruhigend: »Mein lieber Tancred, warum sollte jemand die harmlose Jessica vergiften wollen? Sie hat das Gift sicher nur zufällig zu sich genommen, und wenn ihr die Gefahr bekannt ist und sie gut aufpaßt, was sie ißt und trinkt und aus welchen Gefäßen, kann gar nichts passieren. Und sollten die gleichen Symptome wieder auftreten, kann sie ja rechtzeitig aufhören.«
    Als das Gift erst aus dem Körper war, erholte Jessica sich schnell. Die Haare wuchsen wieder, kurz aber dicht, und die Knochen zeichneten sich nicht länger unter der Haut ab. Der Ausschlag ging zurück, und es waren keine weiteren Breiumschläge notwendig. Die alte, gutgewachsene Jessica kam wieder zum Vorschein. Tancred kam so oft er konnte. Wohl kam er selten genug, aber er unternahm den langen Ritt nach Gabrielshus jetzt viel öfter als früher. Auch wenn seinen Eltern die Ursache dafür wohl bekannt war, sie freuten sich doch darüber.
    Es entging niemandem, daß Tancreds Nerven zum zerreißen gespannt waren, und er unter einem ganz enormen Druck stand.
    Doch trotz des so oft geäußerten Wunsches, ihm helfen zu dürfen, bestritt er energisch, daß ihn irgend etwas bedrückte. Er mied seine Eltern auf eine Weise, die allen sehr weh tat.
    Im Juli war es dann eines Tages so weit: Jessica war so gesund und munter wie nur möglich - ja, ihr ging es sogar besser als vor ihrer Krankheit. Mattias, der inzwischen wieder nach Norwegen gereist war, war mit ihrem Zustand sehr zufrieden gewesen.
    Tancred kam am letzten Tag nach Hause und bettelte und bat, daß sie nicht wieder in das Ulfeldtsche Haus zurückkehren möge.
    Sie saßen im Park von Gabrielshus, direkt unter den großen Laubbäumen neben Cecilies Gänse- und Ententeich.
    Jessica sah auf ihre Hände nieder. »Es ist ja nicht nur, weil Frau Leonora Christina und die anderen Kindermädchen mich so eindringlich bitten. Ich gehe auch meinetwegen. Eleonora Sofia braucht mich. Ich bedeute einem anderen Menschen etwas, kann etwas erreichen. Ich bin nützlich und laufe nicht wie eine arbeitslose, halb vertrocknete alte Jungfer herum, die allen im Wege ist.« »Aber Jessica!«
    »Ist doch wahr, Tancred. Seit meine Eltern tot sind, existiere ich einfach nur. Wie ein Schatten bin ich herumgelaufen. Ach, Jessica ist nicht hier, das habe ich gar nicht gemerkt! Verstehst du?« »Aber Askinge gehört doch dir!«
    »Das Gefühl habe ich nie gehabt. Die Holzensterns waren sehr dominierend. Ich hatte immer den Eindruck, als wäre ich auf ihre Gnade angewiesen.« »Und jetzt?«
    Sie dachte nach. »Nein, ich möchte nicht wieder zurück. Ich kann noch nicht einmal sagen, warum nicht. Es war schon seit vielen Jahren nicht mehr mein Zuhause. Und hier kann ich auch nicht bis in alle Ewigkeit wohnen.« »Warum nicht?«
    »Deinen phantastischen Eltern zur Last fallen?« »Das tust du doch nicht! Und ich, Jessica? Bin ich gar nicht wichtig?«
    Sie drehte den Kopf und sah ihn nachdenklich an. »Ja, was ist mir dir? Du bist für mich ein Rätsel, Tancred. Eine verschlossene Tür.«
    Er seufzte, und die Enten antworteten mit ihrem »quak, quak«. »Dabei wollte ich am liebsten… Jessica, ich kann dich nicht bitten, mich zu heiraten. Ich sitze in der Zange, verstehst du, und… Wenn ich könnte, hätte ich dich

Weitere Kostenlose Bücher