Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß
Arbeitszimmer eingeschlossen und saß dort auch die ersten Tage nach Jessicas Ankunft.
Aber da war noch eine, die sich über ihre Rückkehr freute. Das Küchenmädchen Ella fühlte innerlich eine so starke Erregung, daß sie nur mit Müh und Not das Lächeln unterdrücken konnte, das die ganze Zeit hervorzubrechen drohte.
Sie hatte ihre Giftpläne aufgegeben. Jetzt spukte ihr ein anderer Plan im Kopf, der aber zum selben Ergebnis führen sollte: Sie wollte vor Jessica hintreten und ihr alles sagen, was sie innerlich fast verbrannte.
»Die gerechte Strafe«, flüsterte sie leise vor sich hin. »Das ist die gerechte Strafe, Jessica Cross.«
Aber plötzlich, am 13. Juli, veränderte sich für viele im Ulfeldtschen Palast das Leben.
In aller Heimlichkeit hatte König Fredrik III. eine Reihe von Anklagepunkten gegen Corfitz Ulfeldt unterschrieben. Zum Beispiel, wie er sein Amt geführt hatte - eigenmächtig und auf eigenen Profit bedacht. Auch Nepotismus war ihm nicht fremd gewesen - die Begünstigung der eigenen Verwandtschaft und Freunde im Wirtschaftsleben.
Nach dem Tode Christian IV. war Corfitz Ulfeldt der eigentliche Regent Dänemarks gewesen - bevor sein Halbschwager Fredrik den Plan betreten war. Nachdem der alte König verstorben war, hatte Ulfeldt sich in dessen Arbeitszimmer eingeschlossen und war alle Dokumente, alle Papiere - einfach alles - durchgegangen. Es gab starke Verdachtsmomente gegen den Reichsmarschall. Es wurde gesagt, daß er die meisten Werte auf seinen eigenen Namen überführt habe. Welche Pläne Ulfeldt gehegt hatte, war schwer zu sagen, aber er hatte als einziges Mitglied des Reichsrates das Königsgelöbnis von Fredrik III. nicht unterschrieben. Und böse Zungen behaupteten, daß Leonora Christina die Krone der Königin ausprobiert hatte… Ob das stimmte, war eher zweifelhaft. Aber sie hatten sicher mit dem Gedanken gespielt. Beide waren schon immer fanatische Karrierejäger gewesen.
Aber irgendwie sickerte das Geheimnis von der königlichen Anklage gegen den Reichsmarschall dann doch durch. Am 14. Juli, dem Abend, an dem Jessica Tancred im Gasthof treffen sollte, stand das gesamte Ulfeldtsche Haus Kopf. Alles, was man zu fassen kriegte, wurde in rasendem Tempo verpackt, Leonora Christina schrie den Dienern Befehle entgegen, war überall auf einmal, achtete darauf, daß die Kinder richtig angezogen waren, versicherte ihrem Mann, daß er ungerecht behandelt worden sei - sie kümmerte sich um alles. Corfitz Ulfeldt war nur entsetzlich aufgeregt, jammerte und war fast völlig nutzlos.
Jessica war verzweifelt. Sie hatte keine Möglichkeit, Tancred zu treffen - worauf sie sich jede Stunde des Tages gefreut hatte. Er würde ihren Treffpunkt erst in ein paar Stunden erreichen, aber die ganze Familie und einige Dienstboten, darunter auch Jessica, standen bereit, um vor den Anklagen zu flüchten, die Ulfeldt zweifellos zu ewiger Schande verurteilen würden - wenn nicht sogar zum Verlust seines Kopfes.
Denn der Verdacht gegen ihn traf absolut zu. Umsichtig wie er war, lag jedoch ein Großteil seines Geldes - das eigentlich dem Staat gehörte - in den Niederlanden . .. Davon wußte Jessica jedoch so gut wie nichts. Man hatte ihr nur mitgeteilt, daß sie ins Ausland ziehen würden. Als sie die Möglichkeit sah, das Haus für einen kurzen Moment zu verlassen, kritzelte sie schnell ein paar Worte auf einen Zettel und lief in den Hinterhof. Dort stand ein Holzhändler mit seinem Ochsenkarren.
Jessica sagte atemlos: »Bitte! Geht in ein-zwei Stunden in den Gasthof unten am Hafen, der an der Ecke ganz drinnen an der Bucht liegt, und gebt diesen Brief dem schönsten Mann, den ihr dort seht. Fragt, ob er Tancred Paladin heißt! Hier ist ein Reichsthaler für Eure Mühe.« Für einen Holzhändler war ein Reichsthaler viel Geld, darum nickte er und versprach, ihren Wunsch auszuführen.
»Und kein Wort zu irgend jemandem!« flüsterte sie heftig und beeilte sich, wieder ins Haus zu kommen. Tancred hatte schon eine Weile in dem kleinen Gasthof »Zum Elch« gesessen, der für sein gutes Essen bekannt war, als ein Mann zu ihm kam. »Heißt der Herr Tancred Palladium?«
»Paladin. Ja.«
»Ich soll dem Herrn von einer jungen Dame diesen Brief geben.« »Danke.«
Der Mann blieb unaufgefordert stehen. Tancred gab ihm einen Reichsthaler.
Das war ein guter Tagelohn, dachte der Holzhändler. Zwei Reichsthaler. Soviel verdient ein Dienstmädchen in einem ganzen Jahr!
Tancred las, wobei seine Stirn sich
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