Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß
bald besuchen?«
Bald waren sie in ein eifriges Gespräch über Gabriella, Kaleb und deren Leben vertieft.
Jessica kämpfte treu mit dem entsetzlichen Brei, kaute ihn mit den Vorderzähnen, drehte ihn im Mund hin und her und schüttelte sich beim Schlucken - wie das so ist mit Speisen, die man nicht mag.
Und welch ein Wunder! Das Kopfweh wurde immer weniger, und die Schmerzen in der Bauchgegend verschwanden fast unmittelbar. Mattias kam mehrere Male am Tag, um Nacken und Schultern zu massieren. Es tat zwar weh, half aber ungemein.
»Du bist so verspannt von den Kopfschmerzen«, meinte er. »Das geht bald vorüber.«
Welch eine Wonne, seine warmen Hände zu spüren. Jessicas Körper durchfloß ein wonniges Kribbeln, als er ihre geplagten Muskeln massierte.
Auch ihr Ausschlag gab keinen Grund zur Verzweiflung mehr, denn der Breiumschlag, den Mattias draufgelegt hatte, deckte ihn so vollkommen zu, daß sie sich fast nicht bewegen konnte. Aber er näßte nicht mehr, und das war für sie fast das Beste an der ganzen Kur.
Ihre Gelenke schmerzten noch immer, aber diese Schmerzen, der Ausschlag und ihre Magerkeit waren die einzigen Symptome, die sie noch hatte, nachdem auch die Blutungen erst immer weniger geworden waren und zum Schluß ganz aufgehört hatten.
Tancred erschien nicht wie versprochen am nächsten Abend. Dabei hatte sie ihn so sehr erwartet, war den ganzen Tag dem Stand der Sonne gefolgt, die sich viel zu langsam am Himmelsgewölbe bewegte. Sie hatte Cecile um einen Spiegel gebeten und über ihr hoffnungslosen Aussehen gestöhnt. Mattias hatte recht - ihr Haar war sehr dünn geworden. Sie frisierte es so schön wie nur möglich, aber was konnte man mit ein paar jämmerlichen Haarbüscheln schon anfangen?
Und dann kam er nicht! Jessica weinte fast vor lauter Enttäuschung. Hatte sie doch Mattias an diesem Abend energisch verboten, sie mit diesem Breiumschlag einzuschmieren! Jetzt fand sie sich gehorsam wieder mit dem zähen Geschmiere ab.
Tancred erschien auch am nächsten Tag nicht. Am Tag darauf durfte sie für eine Weile aufstehen. Welch herrliches Gefühl! Sie fühlte, wie ihre Kräfte langsam wieder zurückkamen.
Sie lag an diesem Abend schon wieder im Bett, als er endlich kam.
Jessicas Herz klopfte, als sie seine Stimme in der Halle hörte. In ihrem Körper kribbelte es vor Spannung und Freude: Jetzt kommt er. Seine Schritte waren bereits zu hören, Sie setzte sich auf und richtete ihr Haar. Oh, wie kräftig er war, wie groß und elegant. Aber fröhlich sah er nicht aus. Er versuchte, ihr zuzulächeln, aber es war ein sehr angestrengtes Lächeln.
»Hallo«, sagte sie leichthin. »Du kommst ein bißchen spät, aber was machen achtundvierzig Stunden mehr oder weniger schon aus?«
Sein Lächeln wurde etwas natürlicher. »Ist es noch nicht später? Feine Leute kommen immer zu spät, darum habe ich etwas gewartet. Nein, ich hatte noch einen anderen Auftrag…« Er setzte sich auf ihr Bett.
»Ich seh' schon, das war nicht gerade lustig.« Er seufzte. »Nein, das war nicht lustig.« »War das… was du erwähnt hattest?«
»Ja.« Er sah sie wehmütig an. »Wenn ich es dir nur erzählen könnte! Aber es dreht sich nicht nur um mich.« Er sah so traurig aus, wie er da so dicht neben ihr saß. Erschreckt über ihre eigene Kühnheit strich sie ihm schnell scheu über die Wange.
Sie hatte ihn berührt! Das hatte sie vorher noch nie getan. Aber Tancred war schneller als sie. Bevor sie noch ihre Hand von seiner Wange nehmen konnte, hatte er diese schnell ergriffen und die Innenseite geküßt.
»Jessica, du bist für mich wie eine Erlösung«, flüsterte er. Sie konnte vor lauter Rührung gar nicht sprechen. Als er vorsichtig seine Hände um ihre Schultern legte, um sie an sich zu ziehen, rief sie jedoch erschreckt aus: »Faß mich nicht an, ich bin voller Brei…«
Er sah sie überrascht an. »Aber so hart wollte ich doch gar nicht…« »…äußerlich, meine ich«, sagte sie kraftlos.
Einen Augenblick sah er verblüfft drein, um dann in ein dröhnendes Gelächter auszubrechen. Jessica lachte mit, froh darüber, ihn wieder bei guter Laune zu sehen. »Ist Mattias schon wieder mit seiner Breimedizin unterwegs gewesen?« grinste er, nachdem er sich beruhigt hatte. »Die benutzt er nämlich aufs Geratewohl, aber sie hilft tatsächlich. Aber wie geht es dir eigentlich? Mutter sagte, es gehe dir schon besser. Und das sehe ich. Du siehst jetzt viel besser aus.«
»Mattias hat mir sehr geholfen«, sagte
Weitere Kostenlose Bücher