Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß
gefragt. Ich weiß, daß das hier ein entsetzlicher Heiratsantrag ist, aber ich will, daß du meinen Herzenswunsch kennst.«
»Danke Tancred, das wird mir lange guttun.«
Er nahm ihr Gesicht in die Hände und sah ihr lief in die Augen. »Jessica, ich weiß, daß ich kein Recht dazu habe…«
»Ach Tancred!« sagte sie atemlos mit blanken Augen. Er ließ sie los. »Ach, verdammt noch mal, wie kann man romantisch sein, wenn diese Tiere die ganze Zeit schnatterten und quaken?«
Jessica brach in Gelächter aus, und er grinste. »Komm, Liebste«, sagte er und reichte ihr dir Hand. »Wir laufen nach Hause. Wenn du absolut in dieses Gifthaus zurück willst, dann sollten wir aufbrechen, damit du da bist, bevor die Stadttore geschlossen werden. Mutter möchte sicher auch noch mit dir sprechen.«
Als die beiden Frauen allein waren, sagte Cecilie so ungefähr das gleiche wie ihr Sohn.
»Willst du wirklich abreisen, Jessica? Wir werden dich sehr vermissen, Alexander und ich, und werden Angst um dich haben, solange du in dem Haus bist. Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich dich dort hingebracht habe. Es ist nicht gut für dich, jetzt dort zu sein, weder politisch noch gesundheitlich.«
»Vielen Dank für die freundlichen Worte. Es war für mich wunderschön hier. Aber ich habe es bereits zu Tancred gesagt: Ich kann nicht nur Gutes annehmen, ich muß es auch geben dürfen.«
»Aber du hast einen so guten Einfluß auf Tancred.« »Habe ich das?« fragte Jessica mutlos.
»Ja, das hast du! Im Augenblick ist er aus dem Gleichgewicht geraten, und niemand versteht, warum. Wenn irgendeine ihn wieder auf die richtige Bahn bringen kann, dann du.«
Jessica senkte den Blick. »Es sieht nicht so aus, als hätte er Vertrauen zu mir.«
Cecilie legte die Hand auf ihre. »Ich weiß, wie dir zumute ist. Aber ich habe jetzt begriffen, daß sich hinter seinem so männlichen und stattlichen Äußeren ein kleiner Junge verbirgt, der unsicherer ist, als ich geahnt habe.« Jessica nickte. »Er wird sehr böse, wenn ihm etwas mißglückt.«
»Ja, ein sehr unreifer Zug, der mit der Zeit wohl verschwindet. Wie ich dir schon einmal gesagt habe - ihm ist alles zu leicht gemacht worden. Die Probleme und die Verantwortung, die mit dem Erwachsenwerden kommen, sind für ihn ein Schock gewesen.«
»Aber er ist ein guter und feiner Mensch«, verteidigte Jessica ihn.
»Oh ja! Wenn er es endlich gelernt hat, den Ernst des Lebens zu meistern, wird er umwerfend sein. Ich bitte dich Jessica, sei so lieb und überlasse ihm nicht seinem Schicksal! Hilf ihm, wenn du kannst. Du tust ihm gut.«
»Ich würde nichts lieber tun, als ihm zu helfen«, flüsterte sie unter Tränen. »Wenn er es mir nur erlauben würde.
11. KAPITEL
Cecilie gelang es, Jessica zu überreden, noch bis zum nächsten Morgen zu bleiben, und da Tancred zu Hause war, blieb auch sie. Sie verbrachten den Abend alle vier zusammen, aber wie zur Zeit immer blieb Tancred in der Gegenwart seiner Eltern sehr zurückhaltend. Jessica konnte sehen, daß es den beiden sehr zu Herzen ging. Früh am nächsten Morgen, dem elften Juli 1651, ritten die zwei jungen Menschen nach Kopenhagen. Tancred wollte sie absolut begleiten, ihm gefiel es nicht, daß sie diesen Ritt alleine machen sollte.
Er war sehr wortkarg und seine Augen wurden trübe, wenn er ihre graziöse Gestalt betrachtete. Jessica war wie immer sehr einfach gekleidet. Im Gegensatz zu Cecilie kümmerte sie sich nicht um Mode. Sie war zufrieden, wenn ihre Kleider sauber waren und ihr gut standen. Auch hier zeigten sich wieder Tendenzen ihrer Selbstaufopferung.
Aber Tancred meinte, noch nie etwas Schöneres gesehen zu haben. Die Liebe sieht doch immer mit positiven Augen.
»Sei auf alle Fälle sehr vorsichtig«, bat er. »Achte darauf, was du ißt und benutze keine Gefäße, die unverzinnt oder auf andere Weise giftig sind. Ich möchte mich jede Woche einmal mit dir treffen. Wir werden einen Ort dafür vereinbaren, denn ich darf Ulfeldts Haus nicht betreten.«
Jessica war überglücklich. Sie sah ihn scheu und verstohlen an, noch immer nicht in der Lage zu begreifen, daß sich dieser so abenteuerlich gut aussehende Mann etwas aus ihr machte.
Sie hatten Kopenhagen erreicht und entdeckten vor dem Ratshaus eine riesige Volksmenge. »Was ist hier los?« wunderte sich Jessica.
Tancred hielt sein Pferd an. »Halt an, Jessica! Wenn es das ist, was ich glaube, nehmen wir einen anderen Weg.« »Warum denn?«
»Weißt du eigentlich, wie
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