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Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß

Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß

Titel: Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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letztlich dafür, daß Tancred wirklich ein reifer Mensch wurde. Das bedeutete nicht, daß sein humoristisches Wesen verschwand, aber er sah endlich ein, daß auch ihm nicht alles glücken konnte. Sieht man das ein - ja, dann ist man erwachsen.
    Er konnte stundenlang dasitzen und sein kleines Wunderkind bewundern.
    »Sie ist mir ähnlich, nicht wahr?« sagte er. »Das charmante Lächeln und die lässigen Linien um die Nase. Der unglaublich bewundernde Ausdruck, wenn sie mich im Spiegel sieht. Und wie entzückt sie ist, wenn sie an deiner Brust liegen darf. Das ist ja genauso wie bei mir! Ja, siehst du denn nicht, wie ähnlich sie mir ist?« Jessica stellt sich neben ihn und legte die Hand auf seine Schulter.
    »Ja doch, aber sie wird sich in diesem Leben trotzdem gut zurechtfinden. Du wirst schon sehen.«

14. KAPITEL
    Corfitz Ulfeldt und seine Ehefrau Leonora Christina blieben nicht lange in den Niederlanden. Sie ließen sich in Schweden bei Königin Christine nieder, wo sie sich so wohl fühlten, wie ein Fisch im Wasser. Die Tochter von Gustav II. Adolf war sehr gebildet und kultiviert, Kunst und Kultur spielten an ihrem Hofe eine ganz bedeutende Rolle. Genauso war es im Leben der Ulfeldts. Dort versammelten sich dann auch seine Schwäger Ebbe Ulfeldt und Graf Waldemar Christian, sowie Leonora Christinas alte Mutter Kirsten Munk. Um sich richtig einzuschmeicheln, liehen der schwerreiche Ulfeldt und seine Schwiegermutter dem schwedischen Staat insgesamt 370 000 Reichsthaler unter der stillschweigenden Voraussetzung, daß der gesamte Betrag für die Anschaffung von Kriegsmaterial zu verwenden sei. Schon seit Jahren war das Verhältnis zwischen Schweden und Dänemark sehr gereizt. Corfitz Ulfeldt sorgte nicht gerade für Entspannung. Er bot den Schweden seine Dienste an und wurde somit zum wirklichen Kriegshetzer gegen Dänemark und vor allen Dingen natürlich gegen König Fredrik III.. Christine aber interessierte sich weniger für Krieg als für Kultur und Religion, Sie verzichtete auf den Thron zugunsten ihres Vetters, Karl Gustav von der Pfalz, der den Königsnamen Karl X. annahm.
    Er war ein kriegerischer Mann! Und bei ihm gewann Ulfeldt größeres Gehör.
    Auch wenn Karl X. Gustav sich erst um Osteuropa kümmern mußte, schmiedete er doch gleichzeitig Pläne für einen Angriff auf Dänemark.
    Corfitz Ulfeldt war den Schweden dabei eine unermeßliche Stütze. Mehr als gern verriet er alle Geheimnisse über sein altes Vaterland. Jetzt wollte der frühere Reichsmarschall sich endlich rächen und wieder zu Ruhm und Würde gelangen. Was ihm vorschwebte, war nicht leicht zu sagen, rechnete er vielleicht damit, in dem zukünftigen schwedischen Protektorat Dänemark als Regent eingesetzt zu werden? Oder waren seine Überlegungen realistischer? War er sich darüber im Klaren, daß er persönlich seinen Fuß nie wieder auf dänischen Boden setzen konnte? Niemand wußte es. Jedenfalls beging er mit Freuden Verrat auf höchster Ebene, auch wenn er es nicht so bezeichnete. Seiner Meinung nach schuldete er Schweden, das ihn so herzlich aufgenommen hatte, mehr als Dänemark, das einen so großen Staatsmann aufs Gröbste beleidigte.
    Karl X. Gustav wollte von den schwedischen Besitzungen Bremen, Wismar und Vorpommern aus Dänemark von Süden her angreifen. Diese drei kleinen Landgebiete hingen zwar nicht zusammen, waren für Dänemark aber gefährlich genug. Diesen Angriff wollte ei unternehmen, sowie er Zeit dazu hatte. Erst aber hatte er andere Dinge vor.
    Die Dänen waren allerdings auf die Gefahr aufmerksam geworden und verstärkten die Grenzwachen in Holstein. Auch Hauptmann Tancred Paladin wurde dorthin abkommandiert.
    Ernsthafte Gefahr bestand allerdings nicht an jenem Herbstabend des Jahres 1654, als Tancred an der Elbe Wache hatte. Rauher Nebel lag über den Feldern und verbarg das Bistum Bremen auf dem anderen Flußufer. Er sehnte sich nach Jessica und der kleinen Lene, die jetzt zwei Jahre alt war. Der Gedanke an sie wärmte ihn an diesem kalten Abend. Was sie jetzt wohl machten? Vor seinem inneren Auge sah er die warmen Lichter von Gabrielshus, und drinnen saßen die beiden zusammen mit Großvater und Großmutter. Lene saß auf Jessicas Schoß, sah Bilder an und klimperte mit den Augen. Gleich würde sie einschlafen, und Großvater Alexander, der sie anbetete und entsetzlich verwöhnte, nahm sie in die Arme und brachte sie dem Kindermädchen. Und Vater war nicht zu Hause, um der Kleinen einen Gutenachtkuß zu

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