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Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter

Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter

Titel: Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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Fähigkeiten verfügt, die andere Menschen nicht haben. Aber das gilt für keinen der hier Anwesenden. Und hinzukommt, was noch wichtiger ist: Keiner von uns hätte es tun können, keiner hatte die Gelegenheit dazu. Ihr könnt uns ausfragen, so viel Ihr mögt. Ihr werdet bald herausfinden, daß keiner von uns lange genug unbeobachtet war. Es geht ja nicht darum, mal eben zum Waldrand hinauf zu laufen und die erste Frau, die vorbeikommt, zu erschlagen. Da oben gibt es nämlich keinen Weg, auf dem jemand vorbeikommen könnte. Und man müßte diese fremden Frauen ja wohl erst einmal kennenlernen - wenn man nicht ein Werwolf ist, der bei jedem Vollmond im Blutrausch tötet. Aber alle Sagen über den Werwolf sind kindischer Aberglaube. Und wann, wenn ich Euch fragen darf, hätte einer von uns die Bekanntschaft dieser Frauen machen sollen?«
    »Das werden wir schon noch herausfinden, Baronin«, sagte der Vogt grimmig. »Nur zu«, sagte Liv und setzte sich wieder.
    Mattias hüstelte. »Ihr werdet entschuldigen«, sagte er, die treuherzigen Augen auf den Vogt gerichtet. »Als Arzt sollte ich mir die Toten etwas genauer ansehen. Vielleicht kann ich sagen, wie sie getötet wurden?«
    »Sehr passend, daß Ihr jetzt damit ankommt!« fauchte der Mann. »Das waren Hexen. Solches Pack gehört so schnell wie möglich verbrannt. Das ist auch bereits geschehen.« »O heilige Einfalt!« stöhnte Andreas, woraufhin der Vogt ihn wütend anstarrte.
    »Daß sie keines natürlichen Todes gestorben sind, war ja offensichtlich«, knurrte der Vogt. »Sie trugen deutliche Krallenspuren am Körper und an den Kleidern. Hexerei und Teufelsspuk haben sie umgebracht, und damit Schluß!«
    Brand war ärgerlich. »Bevor Ihr endgültig zu dem Ergebnis kommt, daß einer von uns es getan hat, solltet Ihr ja wohl auch andere Möglichkeiten in Betracht ziehen.«
    Die anderen in der Familie kannten Brand. Wußten, daß er nicht leicht aus der Ruhe zu bringen war. Jetzt ärgerte er sich über den Vogt und würde ihn fortan nicht mehr ausstehen können. Dieser Mensch hatte es gewagt, Brands geliebte Familie zu beschmutzen. Das war unverzeihlich!
    »Ich vergesse schon keinen«, erwiderte der grobe Handlanger der Obrigkeit. »Joel Nachtmann und Jesper Klaussohn stehen unter meiner Beobachtung.« Mattias sagte butterweich: »Joel Nachtmann liegt im Sterben, nachdem er heute nacht von Leuten aus der Gemeinde überfallen wurde. Da bekommt Ihr also möglicherweise noch einen Fall, der aufzuklären wäre.« Der Vogt murmelte etwas Unverständliches und machte sich daran, die Anwesenden ins Kreuzverhör zu nehmen. Eine halbe Stunde später verließ er den Hof wütenden Schrittes. Nicht einen einzigen Spalt hatte er in ihrer Mauer aus Unschuldsbeweisen finden können. Als er gegangen war, kamen alle übereinstimmend zu dem Urteil, daß er ein Trottel sei.
    »Was für Fragen der uns gestellt hat!«, sagte Andreas. »Das hätte sogar ich besser hingekriegt.«
    »Genau das habe ich auch gedacht«, sagte Are. »Der Mann hat überhaupt keine Ahnung von seinem Fach. Aber falls er mit der gleichen blinden Besessenheit auf Joel Nachtmann und Jesper losgeht, haben sie nicht die leiseste Chance. Wenn wir uns auf diesen Stümper von Vogt verlassen, baumeln wir bald alle am Galgen. Andreas, du solltest die Sache selbst in die Hand nehmen und versuchen, etwas herauszufinden. Intelligent genug dazu bist du ja.«
    »Vielen Dank«, grinste Andreas. »Der Gedanke reizt mich tatsächlich. Ich fange gleich damit an. Großvater, wo warst du, als die Frauen getötet wurden?« »Was, du Bengel? Hast du dir vom Vogt abgeschaut, wie man dumme Fragen stellt?« lachte Are.
    »Aber ich möchte, daß Kaleb mir hilft. Er kennt sich ziemlich gut mit Recht und Gesetz aus.« »Jederzeit zu Diensten«, sagte Kaleb.
    »Ausgezeichnet«, sagte Are. »Dann denke ich, ihr solltet euch gleich auf den Weg zu Jesper machen, bevor der Vogt dort eintrifft. Brand, du gehst mit. Jesper ist schließlich dein alter Freund.«
    Das wollte Brand gerne tun. Also löste sich die Familienversammlung auf.
    Aber es gab nicht wenige unter ihnen, die wünschten, daß Cecilie und Alexander jetzt bei ihnen wären. Niemand konnte verzwickte Situationen so vernünftig und effektiv bewältigen wie die beiden.

3. KAPITEL
    Jesper arbeitete nur hin und wieder noch als zusätzlicher Stallbursche auf Grästensholm. Er hatte den winzigen Häuslerhof seiner Eltern, der nun ihm gehörte, zu einem richtigen kleinen Bauernhof ausgebaut,

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