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Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter

Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter

Titel: Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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gemacht, das Haus hatte ausgesehen wie eine Räuberhöhle.
    Nein, er wäre niemals allein zurecht gekommen. Ziemlich schnell wäre er so tief, daß er nur noch Branntwein trank und nichts mehr aß. Und sie hatte es doch der Mutter versprochen.
    Es wäre Hilde nie eingefallen, die Mutter für ihre verlorene Jugend verantwortlich zu machen. Obwohl es eigentlich nahelag. Aber die Mutter war ihr heilig. Es raschelte im Roggen. Hildes Herzschlag setzte einen Moment lang aus. Sie warf einen ängstlichen Blick in die Richtung, aus der sie das Geräusch gehört hatte, aber sie konnte nichts entdecken. Einen Augenblick verharrte sie zusammengesunken, damit man sie vor dem Roggenfeld nicht sehen sollte, aber da sie keine weiteren verdächtigen Geräusche hörte, ging sie weiter. Unbewußt beschleunigte sie ihre Schritte.
    Ihre Augen hatten sich inzwischen an die Dunkelheit gewohnt. Sie konnte Bäume und Büsche und Steine ziemlich Hin voneinander unterscheiden. Am Anfang war sie vorwärts gestolpert, hatte sich mehr oder weniger blind vorgetastet. Nun kam sie recht flott voran. Manchmal glitten ihre Füße Hoch auf dem schrägen Pfad an der Grabenkante aus, aber der Streifen zwischen dem Getreide und dem Graben war hell, trockene Erde, leicht zu unterscheiden.
    Was sie am meisten beschäftigte war, daß Mattias sich nicht hatte blicken lassen. Alle in der Gemeinde wußten, daß sie zur Waldkate hinaufgehen würde, um den Beweis gegen den Mörder zu finden. Also mußte er davon gehört haben, wo er auch Krankenbesuche machte. Er hätte eigentlich sofort kommen müssen, um ihr dieses gewagte Vorhaben auszureden. Aber das hatte er nicht getan. Wieder blieb sie stehen.
    Was war das für ein Geräusch, das sie jetzt gehört hatte? Im selben Moment war sie mit dem Fuß gegen einen Erdklumpen getreten, deshalb war das Geräusch etwas undeutlich gewesen, aber ihr schien doch, daß es sich anhörte wie ein kurzes Bellen oder Jaulen oben im Wald… Obwohl sie lange stand und lauschte, hörte sie nichts weiter. Der Wald war stumm wie nie zuvor, kein noch so leiser Windhauch streifte die Tannenwipfel. Wie konnte eine Landschaft so tot sein? Plötzlich wurde es eine Winzigkeit heller.
    Hilde blickte hoch und sah, warum. Die Wolkendecke war aufgerissen, so daß bleicher Mondschein hindurchfiel, schwach und mystisch hinter einem Nebelschleier.
    Das Licht wirkte nicht vertrauenerweckend. Wenn sie besser sehen konnte, dann konnten auch andere sie besser sehen. Es war leichter, sich in der Dunkelheit zu verbergen.
    Dann verschwand das matte Licht wieder. Aber Hilde hatte sich einen Überblick verschaffen können. Sie war näher am Wald, als sie gedacht hatte. Sie mußte schnell gegangen sein.
    Noch ein Gedanke durchzuckte sie: Was, wenn diese Jagdschützen, oder wie immer man die unsichtbaren Männer nennen wollte, nervös wurden und sich irrten? Wenn sie auf sie schössen, in der Annahme, sie sei der Werwolf?
    Hilde wünschte sich das bleiche Mondlicht zurück. Oder sollte sie singen? Damit sie hörten, wer da kam? Nein, niemand hatte etwas davon gesagt, und außerdem: Dann würde jeder wissen, wo sie war. Auch der, der es nicht wissen durfte. Warum nur kam Mattias nicht?
    Jetzt sah sie die düstere Wand des Waldes unmittelbar vor sich. Hier lagen die Männer des Vogtes. Sie konnte nur hoffen, daß sie zuverlässig, nervenstark und aufmerksam waren, denn jetzt begann der schwierigste Teil des Weges. Das erste Stück konnte sie am Waldrand entlang gehen. Das war gut, dann könnte sie zur Not hinauslaufen auf die Wiesen. Wenn sie noch Zeit dazu hatte.
    Aber dann führte der Weg ein ganzes Stück durch den Wald, bevor er wieder am Waldrand entlang verlief. Dort traf der Pfad auf den Hauptweg zum Haus, und der war länger und gewundener. Der Weg lief bis zum Gatter am Waldrand entlang.
    Dieses Stück mit Wald auf beiden Seiten des Weges fürchtete sie am meisten.
    Danach - oben bei der Waldkate - wartete Andreas. Das war ein so herrlicher Gedanke. Kaleb hatte im Roggenfeld gelegen, aber er hatte sich nicht zu erkennen gegeben. Und sie mußte ja auch noch zurück. Wenn sie dazu kam.
    Hier hatten Mattias und sie in der Blumenwiese gesessen und ein seltsam vertrauliches Gespräch geführt. Wo waren die Blumen jetzt?
    Vielleicht waren die helleren, graubleichen Flecken, die sie jetzt hier und da entdeckte, die Gänseblümchen von damals.
    Wie schockiert sie über seine Fragen gewesen war! Die Fragen nach ihren Gefühlen, als sie Jahr um Jahr als

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