Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter
Stück, wie es scheint. Sind das alle?« »Ja. Und dann noch Nero.« »Nero?«
»Sein Lieblingshund. Aber der ist nicht dabei.« »Ach so? Und wo ist er?«
»Der ist hinterm Haus. Der Vogt will nicht, daß er Kinder schreckt. Aber er beißt nicht! Der ist lammfromm!« »Können wir ihn uns ansehen?« »Ja, natürlich, bitte sehr. Wenn die Herrschaften mir folgen wollen?«
Sie gingen um das Haus herum. Auch hier war ein großer Pferch für Hunde abgezäunt. Aber es war nur ein Hund darin. Hilde zuckte zurück.
»Nein, das Fräulein braucht keine Angst zu haben. Der ist ja so brav. Kommt nur herein und sagt ihm guten Tag!«
Sie ging in den Pferch hinein. Unter großen Bedenken folgten die drei ihr.
Es war eine Art Hirtenhund, ein ungewöhnlich großer, grauzotteliger Rüde. Er kam sofort zu ihnen gelaufen und begann ihre Hände zu lecken, während er eifrig mit dem Schwanz wedelte. Die Haushälterin redete freundlich auf ihn ein.
»Der ist noch nicht alt, oder?« sagte Andreas. »Nein, mein Guter, du bist noch nicht alt, was? Der Vogt hat ihn selbst aufgezogen. Aber ich finde, er geht zu hart mit dem armen Kerl um! Es tut mir direkt weh, wenn ich sehe, wie er mit ihm umspringt. Und sowas von gehorsam! Der Vogt hat eine kleine Flöte, damit bläst er Signale. Komm her! Lauf nach Hause! Verfolge den Menschen da! Er will ihn als Diensthund einsetzen, und das ist sicher gut, aber er ist zu streng! In der letzten Zeit war er direkt brutal, fand ich. Hat seine Hinterbeine mit einem Lederriemen zusammengebunden und ihm beigebracht, auf diese Weise zu laufen. Wozu soll das gut sein? Nur um den Hund zu quälen, sage ich!« »Das war jetzt vor kurzem erst?«
»Ja, in diesem Sommer. Und jetzt will er ihn töten. Das bricht mir das Herz!«
Kaleb streichelte das freundliche Tier. »Falls Eurem Hausherrn etwas zustoßen sollte… dann würdet Ihr Euch sicher um den Hund kümmern, oder?«
»Aber mit Freuden! Nicht, daß ich dem Vogt etwas Schlechtes wünsche, das nicht«, fügte sie eilig hinzu. Aber bei mir würde er es gut haben, der Nero, richtig gut!« Sie verließen den Pferch.
Andreas sagte: »Ich habe gehört, der Vogt soll so einen schönen Wolfsfellmantel haben. So einen hätte ich auch gerne. Haltet Ihr es für möglich, daß ich ihm den abkaufen kann?«
Die Haushälterin sah sinnend vor sich hin. »Wolfsfellmantel? Nein, ich glaube nicht, daß er sowas hat. Aber er hat ein paar schöne Wolfsfelle liegen. Kann gut sein, daß er sich einen Mantel daraus machen lassen will, denn ich habe schon mehrfach Fellstücke gefunden. Hoffentlich hat er die schönen Felle nicht selbst zerschnitten!«
»Ich verstehe«,, lächelte Kaleb. »Nun, wir können nicht warten, bis der Vogt heimkommt. Wir werden lieber morgen wiederkommen.«
Mattias sagte, als sie sich an der Eingangstür verabschiedeten:
»Ich bin Arzt. Und ich habe gehört, der Vogt soll recht viel von Heilkräutern verstehen?«
Die Haushälterin war erstaunt. »Nein, davon weiß ich nichts. Aber er hat natürlich noch eine Menge Sachen von dieser Hexe. Zaubermittel! Sie war eine richtige Kräuterhexe. Ach doch, da fällt mir ein, vor kurzem konnte ich ein paar Nächte nicht schlafen, und da sagte er, ich sollte ein Pulver probieren, das dieser Hexe gehört hat, und ich war ein bißchen ängstlich, aber dann nahm ich doch ein klein wenig, um ihn nicht zu kränken. Aber das war direkt gefährliches Zeug, ich bin nämlich erst am nächsten Nachmittag wieder aufgewacht. Hätte ja sterben können daran!« »Ihr habt es also nicht wieder probiert?« »Nei-hein, Gott bewahre!«
Sie stiegen auf ihre Pferde. »Wir kommen ein andermal wieder«, sagte Kaleb. »Und… sagt besser nichts darüber, daß wir uns Nero angesehen haben! Wir möchten nicht, daß Ihr Unannehmlichkeiten bekommt.«
»Nein, das werde ich nicht. Lebt wohl, es war nett, mit Euch zu plaudern. Es kommen ja so selten Leute her!« »Ach ja? Ich dachte, der Vogt hätte viele Freunde?« »Der? Nein. Es gibt nicht viele, die mit ihm befreundet sein wollen. Er hat ein paar treue Gefolgsleute, aber das ist auch alles. Und Damen kommen hier nie her.« »Ich verstehe. Vielen Dank für Euer freundliches Entgegenkommen, gute Frau. Lebt wohl!«
Als sie ein Stück den sommerwarmen Hügel hinauf geritten waren, wo das Donnern der Pferdehufe von dem weichen Gras gedämpft wurde, sagte Hilde:
»Das ist die bestgläubige Haushälterin, die ich je getroffen habe!«
»Die gutgläubigste«, berichtigte Mattias. »Ja,
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