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Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter

Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter

Titel: Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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seinem Pferd herunter, Seite an Seite mit Kaleb und einem sehr bleichen Brand. Alle ihre Männer hatten Order erhalten, ja nichts Übereiltes oder Unüberlegtes zu tun. Sie wagten nicht einmal zu erwähnen, daß der Bezirkskommandeur informiert worden war, aus Angst, daß der Vogt vor lauter Rachsucht kurzen Prozeß mit Andreas machen könnte. »Ich will freies Geleit nach Deutschland«, rief der Vogt. »Wenn ihr mir das garantiert, kriegt ihr euer Hahnenküken unbeschädigt zurück.«
    »Ziemlich viel, was du da verlangst«, sagte Tarald. In diesem Moment schaltete sich Mattias ein. »Freies Geleit für alle drei?« Der Vogt zögerte.
    Mattias rief schnell: »Ihr beiden Norweger! Ihr seid doch unschuldig an der Ermordung der vier Frauen und am Tod von Joel Nachtmann. Euch wird nichts passieren. Aber wenn ihr zum Vogt haltet, kommt ihr ebenfalls an den Galgen - werdet erbarmungslos aufgehängt.« »Halt die Schnauze!« schrie der Vogt. »Hört nicht auf ihn, er lügt!«
    Aber die beiden Männer sahen einander an. Der, der Andreas in seiner Gewalt hatte, ließ das Messer unwillkürlich sinken. Der Vogt stürzte zu ihm und riß ihm die Waffe aus der Hand. Während des kurzen Handgemenges, das dabei entstand, gelang es dem gefesselten Andreas, sich auf den Boden zu werfen und sich fortzuwälzen. Der Vogt versuchte verzweifelt, sich mit dem Messer in der Hand auf ihn zu werfen, um seine Geisel zu behalten, seine letzte Sicherheit, aber wie ein Bienenschwarm waren schon alle Männer über ihm. Damit war der Kampf vorüber. Der Vogt wurde gefesselt und Andreas befreit.
    »Dieser Trick verfehlt seine Wirkung nie«, lachte Mattias nervös. »Stifte Zwietracht unter deinen Feinden, und du hast gewonnen!«
    »Ich danke dir, mein Junge«, sagte Brand mit brüchiger Stimme. »Du hast meinen Sohn gerettet. Das vergesse ich dir nie.«
    »Aber Onkel Brand, du glaubst doch nicht, ich hätte das allein tun können? Vergiß nicht, daß ich sie mehrere Stunden gejagt habe, ohne einzugreifen, das habe ich nicht gewagt. Aber mit einem solchen Massenaufgebot im Rücken wird sogar der Feige mutig!«
    Da lachten sie alle, nicht weil er etwas besonders Lustiges gesagt hätte, sondern weil die große Anspannung vorüber war. Nur der Vogt lachte kein bißchen.
    Die Frauen sahen sie kommen, einen langen Zug von Reitern und Marschierenden unten auf dem Waldweg. Ihnen schmerzte der ganze Körper vor Anspannung und Angst, als sie der großen Schar entgegenliefen. Und dann war alles nur noch Lachen und Freudentränen. Als Mattias fand, nun sei es genug an Umarmungen von Mutter und Verwandten, flüsterte er Hilde ins Ohr: »Ich muß mit dir reden. Wollen wir sie vorausreiten lassen, und wir gehen hinterher?«
    Seine Augen strahlten sie an. Hilde nickte nur eifrig. Mattias rief seinen Eltern zu, daß sie ruhig schon nach Hause reiten sollten. Sie winkten und lächelten zurück, und dann verschwand der ganze Haufen zwischen den Bäumen. Die beiden blieben in dem sommerwarmen Wald stehen. Ihre Hände suchten einander spielerisch. Mattias konnte seine liebevollen, glücklichen Augen gar nicht mehr von ihr abwenden.
    »Worüber wolltest du mit mir sprechen?« flüsterte sie. Er zuckte lachend die Achseln. »Nichts. Ich wollte nur mit dir zusammen sein. Die ganze Zeit, als ich sie verfolgte, bei all der Angst, die ich um Andreas hatte, warst du in meinen Gedanken. Ich… ich glaube, ich kann nicht ohne dich sein, Hilde.«
    »Und ich nicht ohne dich. Einer solchen Belastung darfst du mich nicht noch einmal aussetzen, Mattias, das überlebe ich nicht!«
    »Du sprichst von Belastung? Weißt du, daß ich weder richtig gegessen noch geschlafen habe, seit ich dir begegnet bin? Und war ich nicht geradezu unverschämt oft auf Elistrand?«
    »Das finde ich nicht«, lächelte sie. »Wenn es nach mir gegangen wäre, hättest du gerne dort wohnen können. Aber nicht in meinem Zimmer, natürlich!«
    Sie sagte es mit einem Lachen, damit er den Ernst in ihren Worten nicht bemerkte.
    Aber Mattias hatte verstanden. Als er sie in seine Arme nahm, spürte er, daß sie vor lauter unerlösten Gefühlen angespannt war wie eine Bogensehne, ihr ganzer Körper vibrierte vor unterdrücktem Verlangen.
    Um Gottes willen, wie soll ich das alles nur schaffen? dachte er, als er sie zum ersten Mal richtig küßte. Sie war so willig, so willig in seinen Armen, und es war so herrlich und wunderbar, sie zu halten.
    »Vie-vielleicht sollten wir besser gehen«, stammelte sie und versuchte

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