Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter
Hahn und vergaß die Schürzenjagd.
Dann begannen auf vier Höfen die Hochzeitsvorbereitungen. Das heißt, die beiden Hochzeiten sollten gleich nach Weihnachten auf Elistrand und Grästensholm stattfinden, mit einer Woche Pause dazwischen, aber auch Lindenallee und Eikeby wurden einbezogen. Weder Eli noch Hilde hatten eigene Angehörige, aber es war eine große und herzliche Familie, in die sie einheirateten. Die Verwandten aus Dänemark würden natürlich kommen, deshalb hatte man die Hochzeiten so dicht zusammengelegt. Eine Doppelhochzeit wollte niemand - beide Paare sollten ihren eigenen großen Tag haben. Aber ein ordentliches Festgelage würde es geben, dagegen hatte niemand etwas. Doch bis es soweit war, passierte noch etwas Unerwartetes. An einem Spätherbsttag rief Are den norwegischen Teil der Sippe zusammen.
Sie versammelten sich im alten Teil von Lindenallee, wo das Mosaikfenster von Benedikt dem Maler die Strahlen der untergehenden Sonne prächtig bunt färbte und die Porträts der Kinder Liv, Dag, Sol und Are an vergangene Zeiten erinnerten.
Nun waren keine Kinder mehr hier, schon lange nicht mehr, weder auf Lindenallee noch auf Grästensholm. Und auf Elistrand hatte man fremde Kinder aufnehmen müssen, um junges Lachen und Kinderspiel ins Haus zu holen.
Die Familienältesten hofften, daß sich das jetzt ändern würde.
Niemand, nicht einmal seine eigene Familie, wußte, was Are ihnen sagen wollte.
Als alle eingetroffen waren, erhob er sich und ergriff das Wort. Sein Stimme war sehr brüchig.
»Ich habe heute einen Brief bekommen. Von deinem Bruder Tancred, Gabriella.«
»Von Tancred?« sagte sie verwundert. »An dich, Onkel Are? Aber ist er nicht in Holstein?« »Doch. Aber er war jetzt zu Hause.«
Are machte eine Pause. Er mußte ein Taschentuch hervorziehen und die Nase putzen, bevor er fortfahren konnte.
»Ach, bitte keine traurigen Nachrichten mehr«, bat Liv. »Ist es die Pest?«
»Traurig?« lachte Are und trocknete sich die Augen. »Nein, sei ganz beruhigt.«
Er räusperte sich erneut. »Tancred hat Mikael getroffen! Tarjeis Mikael, meinen verschwundenen Enkel!« Alle sprachen auf einmal durcheinander.
»Aber so lies doch endlich den Brief vor, Are!« rief Liv durch das Stimmengewirr.
Are begann, und sofort war es mucksmäuschenstill:
»Lieber Onkel Are!
Ich schreibe Euch, damit Ihr es nicht von anderen erfahren müßt. Ich habe Mikael Lind vom Eisvolk getroffen! Das war eine seltsame Begegnung, über die ich Euch nun berichten will.«
Der Brief war sehr lang. Are las den Bericht vor, wie ein Kamerad Tancreds Doppelgänger im »Feindesland« begegnet war und wie die beiden sich im Nebel am Ufer der Elbe zufällig getroffen hatten.
Alle im Salon waren tief gerührt und bewegt, als er das vorlas. Dann kam der Schluß:
»Er ist mir wirklich unglaublich ähnlich, Onkel Are. Er sah sehr gut aus - natürlich, das muß er dann ja auch… nur die Augenbrauen sind bei uns beiden verschieden, und das Lächeln. Aber ich war wohl ein richtiger Trottel, Onkel Are! Kaum war ich wieder auf meinem Elbufer, da fielen mir all die Fragen ein, die ich ihm hätte stellen sollen. Aber die meisten Fragen hat er mir gestellt, über seine Sippe in Norwegen und Dänemark, und die Zeit war knapp, das Hornsignal rief die ganze Zeit, während wir miteinander sprachen, und ich war natürlich schrecklich verwirrt und aufgeregt über unsere Begegnung. Deshalb weiß ich tatsächlich nicht, wie wir ihn wiederfinden sollen!«
Ein Aufstöhnen der Enttäuschung ging durch den Raum. »Ja, das war furchtbar dumm von dem Jungen«, sagte Are. »Aber wir müssen ihm das verzeihen, es war ja eine vollkommen unerwartete und freudige Situation. Aber eine Spur haben wir doch, der wir nachgehen können:
Als ich am Abend ins Lager zurück kam, habe ich mich gleich hingesetzt und aufgeschrieben, was ich von Mikael weiß. 1.Schweden rüstet zum Krieg gegen Rußland und Polen, deshalb soll Mikael, der als Kornett dient, jetzt nach Ingermanland.«
»Das ist ziemlich weit weg«, sagte Brand bedächtig. »Ja. Er hat seit zwei Jahren schon keine feste Adresse mehr, ist nur immer durch die schwedischen Besitzungen geschickt worden.
2. Er ist mit Marca Christiana nach Schweden gezogen, als sie den Sohn ihres gemeinsamen Vormunds heiratete. Und dieser Vormund war der Schwager des Heerführers Johan Baner, wie wir wissen. Nach der Heirat von Marca Christiana hat Mikael bei ihr gewohnt, bis er erwachsen war.
3. Ihr Mann ist eine sehr
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