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Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame

Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame

Titel: Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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Livland und deren Verhältnis zum Zaren. Das kann nicht gerade gut sein.«
    Die Tochter nickte. »Ihr könnt mir vertrauen!« Mikael ging hinauf zum Hauseingang. Außer den kleinen Pfoten des hilflosen Hundes waren im Schnee keine Spuren zu sehen. Er drückte den zitternden Welpen an sich und entdeckte auf dem kleinen Körper häßliche Narben. Die Hundespuren kamen anscheinend nicht von dem großen Eingang, sondern vom Hofplatz auf der Rückseite des Hauses. Aber Mikael hielt es für das beste, am Tor anzuklopfen.
    Das Echo seiner Schläge an die Tür hallte im Haus wider. Rechts von ihm lag die Terrasse, oder der Balkon, etwas über der Erde, so daß er nicht hineinsehen konnte. Aber dort waren Spuren im Schnee, das wußte er.
    Er wollte gerade aufgeben und zur Rückseite des Hauses gehen, als er drinnen schnelle Schritte vernahm und die Tür geöffnet wurde. Ein junges Mädchen sah ihn mit neugierigen Augen an.
    Welch ein lieblicher Anblick - Mikael verlor für einen Augenblick die Fassung und starrte sie an. Ein schönes Gesicht mit großen, dunkelblauen Augen, eingerahmt von blonden Haaren. Das Mädchen sprach als erste. »Ach, Ihr habt meinen kleinen Schatz gefunden«, zwitscherte sie und nahm ihm das Hundebaby ab. Es piepte schwach. Sie liebkoste es und sprach leise Worte zu ihm, bis sie plötzlich in erschrecktes Erstaunen über sein Aussehen ausbrach. »O nein, was ist denn mit dir passiert, mein Liebling? Wo bist du so lange gewesen?« Mikael versuchte zu erklären. Deutsch war ja im wahrsten Sinne des Wortes seine Muttersprache und bereitete ihm keine Schwierigkeiten. »Ich habe ihn draußen vor dem Tor gefunden und fand, er brauche Pflege. Ich wollte nur hören, ob er hier zu Hause ist.«
    »Ja, er gehört mir. Er ist fortgelaufen, schon vor mehreren… Aber kommt doch herein, ich bin ja so dankbar.« »Naja, ich…«
    »Doch, kommt schnell, bevor uns böse Augen entdecken! Ihr wißt doch, daß die Russen jeden Augenblick kommen können, darum tun wir so, als sei niemand im Hause. Dann holen sie uns nicht.«
    »Aber wie kann man hier wohnen, ohne Feuer zu machen?« wunderte er sich. »Ich habe nie gesehen, daß aus dem Schornstein Rauch aufsteigt.«
    »Nein, das liegt daran, daß wir uns in einem kleinen Haus hinten im Hof aufhalten. Das ist sehr niedrig. Da hat sich der Rauch schon aufgelöst, bevor er über die Dächer steigt. Aber kommt doch in den Salon. Wir haben Kerzen angezündet, damit es ein bißchen warm wird.« Die große Halle war eiskalt. An den Wänden konnte Mikael Fahnen erkennen, die aus den Tagen der Schwertritter und des Deutschen Ordens stammten. Dazu kamen Rüstungen mit ungewöhnlich phantastischen, horngeschmückten Helmen, die den Wikingerhelmen absolut nicht glichen. Sie sahen eher aus, als gehörten sie grotesken, bösen Rittern aus der Märchenwelt oder von Unterirdischen.
    Sie gingen durch die Halle in einen großen Saal, wahrscheinlich den Rittersaal, und dann in einen behaglichen Salon. Auch hier war die Einrichtung uralt, aber es war mollig und gemütlich. Trotzdem konnte Mikael das Gefühl nicht loswerden, er wandere in einer Traumwelt durch längst vergangene Zeiten.
    Zwei Personen erhoben sich und hießen ihn willkommen. Stumm betrachtete Mikael die beiden. Die Frau war klein und pummelig und ähnelte keineswegs der, die er auf dem Balkon gesehen hatte. Dann mußte es die Tochter gewesen sein, auch wenn er nicht den Eindruck gehabt hatte, daß die Gestalt aus der Entfernung so jungmädchenhaft wirkte. Viel würdiger auf irgendeine Weise. Aber der Schein kann trügen.
    Der Mann war korpulent - mit einer Glatze, die so blank wie eine Marmorkugel war. Auch wenn sein Lächeln freundlich wirkte, erreichte es nicht seine Augen. Ein Diener kam herein, und die ältere Dame bestellte Erfrischungen für den jungen Schweden. Es gab für ihn keine Möglichkeit zu entkommen, so sehr fingen sie ihn mit ihrer warmen Fürsorge ein, sprachen ununterbrochen, und gaben ihm keine Gelegenheit, Einwände zu erheben. Am Ende saß er mit einem Tablett vor sich auf dem Tisch, ein Tablett voller leckerer Dinge, die er schon seit Jahren nicht mehr gegessen hatte. Noch einmal mußte er erzählen, wie er den Hund gefunden hatte, der bei der Tochter auf dem Schoß saß. Vielleicht war es ja nur Einbildung, aber Mikael fand, daß er ihm verzweifelte, bittende Blicke zuwarf.
    Sie erzählten, daß sie einem uralten deutschen Rittergeschlecht angehörten, daß sie die letzten Nachkommen seien und Angst

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