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Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame

Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame

Titel: Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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Nadelkissen da liegengelassen hat? Das hast du gut gemacht!«
    Ach, du hast keine Ahnung, dachte Marca Christiana. Du bist ein unwissendes, nichtsahnendes Mädchen.
    Bin ich diejenige, die… die Gedanken übertragen kann, dachte sie weiter. Bin ich etwa eine Hexe?
    Nein, sie war ein ganz alltäglicher Mensch, das wußte sie. Sie hatte nur zufällig entdeckt, daß Dominic es nicht war. Was wird Mikael dazu sagen?
    Mikael ging das schwarze einsame Wesen nicht aus dem Kopf. Lebten dort Menschen, die vielleicht Hilfe brauchten? Als er am nächsten Tag frei hatte, ging er wieder dort hin.
    Der Boden war völlig weiß. Die einzigen sichtbaren Spuren waren seine eigenen vom vielen Hin- und Hergehen. Dort lag das Gut, von Parkbäumen umrahmt, und außerhalb der Mauer standen schlanke, schöne Birken. Aus der Entfernung suchte sein Blick nach der Frau, aber der Balkon war leer.
    War er enttäuscht oder erleichtert? Er konnte es nicht sagen. War alles nur ein Traum gewesen?
    Er blieb wieder am Tor stehen. Aber jetzt sah er Spuren im Schnee, schmale, schwankende Spuren zwischen dem Tor und dem Haus.
    Ein Tier. Eine Katze, oder…Nein, das war keine Katze. Fuchs? Zu kleine und runde Pfoten. Füchse haben Krallen und setzen ganz andere Spuren. Außerdem schwankt ein Fuchs nicht so, der geht ganz geradeaus, fast in einer einzigen Linie, als hätte er nicht zwei Vorder- und zwei Hinterbeine.
    Welch eine merkwürdige, wackelige Fährte. Wie von einem völlig Betrunkenen.
    Die Spuren kamen vom Haus, führten zum Tor und verschwanden im Gebüsch neben der Pforte.
    Auf dem Balkon war von der Frau nichts zu sehen. Der Tag war dunkel, eine grauweiße Wolkendecke hing tief über dem Boden. Vielleicht gab es noch mehr Schnee? Die Luft roch fast danach.
    Ein schwaches Wimmern drang an sein Ohr. Es klang sehr jämmerlich. Mikael sah in Richtung der Büsche.
    Ein kleines Bürschlein kam ihm ängstlich und unsicher schwankend entgegen. Ein Hundebaby, sicher nicht mehr als ein paar Wochen alt. Der Schwanz hing herunter, und es sah aus, als erwarte der Hund Prügel. Trotzdem konnte er nicht umhin, die Nähe eines Menschen zu suchen. Mikael ging in die Hucke und sprach mit warmer Stimme zu dem Welpen. Wie die meisten von Siljes Nachfahren hatte auch er ein Herz für Tiere, und diese kleine Kreatur sah aus, als brauche sie eine Menge Liebe. Nach langem Zögern kam der Hund näher.
    Mikael konnte nicht sagen, was für eine Hunderasse das war, aber ein Straßenköter war es ganz sicher nicht. Er war vielmehr von edler Rasse, das war schon an seinem Körperbau zu erkennen.
    Es tat ihm leid, daß er nicht irgend etwas Eßbares bei sich hatte.
    »Komm her«, sagte er - auf schwedisch, aber das machte sicher nichts. Für einen Hund kam es mehr auf den Tonfall an. »Komm, komm, kleiner Freund, ich tu' dir nichts!«
    Der Hund legte sich auf den Rücken und wand sich zu ihm hin, ein Zeichen völliger Unterwerfung. Mikael hob das kleine Geschöpf auf, hielt eine Hand um die vier eiskalten kleinen Pfoten und sprach ein paar liebevolle Worte. Kälteschauer ließen den Hundekörper erzittern. »Du bist zu lange draußen gewesen«, sagte Mikael leise. »Bist ja noch ein kleines Hundebaby, wie ich sehe. Ganz verwahrlost - man kann ja alle Rippen fühlen. Und so ein kleiner Hundebauch soll nicht so eingesunken sein, sondern rund und satt.«
    Er sah hinüber zum Gut. Ihm war schon vor einiger Zeit ein Gedanke gekommen:
    Jetzt hatte er einen ausgezeichneten Vorwand, zum Haus hinüber zu gehen.
    Er wurde beobachtet, aber das wußte er nicht. Drei Augenpaare folgten seinem Weg durch den Schnee. »Dieser verdammte Hund«, sagte eine deutsche Stimme, »wie ist der nur raus gekommen? Ich dachte, ihr hättet ihm schon längst den Hals umgedreht. Jetzt kommt dieser lästige schwedische Soldat hierher. Was machen wir nur?«
    Eine Frau antwortete. »Warum sein Erscheinen nicht ausnutzen? Er kann uns erzählen, welche Pläne der Schwedenkönig hat. Die können wir dann den Russen verraten - und die lassen uns hierbleiben.«
    »Ausgezeichnet! Dieses Haus mit all' seinen Herrlichkeiten können wir wirklich gut gebrauchen. Ich habe es satt, zu den armen Verwandten zu gehören.«
    »Und von den verschiedenen Herren herumgejagt zu werden«, nickte seine Frau. Sie wandte sich an die dritte Person, ihre Tochter. »Birgitte, du wirst dich des Schweden annehmen. Sieh zu, daß du alles über die schwedischen Angriffspläne auf Polen aus ihm herausholst. Und über ihre Führer hier in

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