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Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame

Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame

Titel: Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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gepeinigten Seufzer ausgestoßen hatte, sagte sie:
    »Diese Freundin hat behauptet… daß Männer mehr brauchen von… ja, von solchen Dingen wie … in der Hochzeitsnacht. Ich fand, es hörte sich schrecklich an! Der Gedanke hat mich furchtbar gequält. Ist das wahr?« Mikael seufzte. »Woher soll ich wissen, ob Männer größere Bedürfnisse haben als… Doch, vielleicht stimmt das. Ich habe keine Ahnung.«
    Gedankenvoll sah er sie an. Diese Freundin … ? Handelte es sich da nicht eher um ihre Mutter? Ohne daß sie es zu sagen wagte? Er wußte schon seit langem, daß die Aussagen ihrer Mutter eine große Macht über Anette hatten.
    Sie schluckte tapfer. »Ich habe mich oft gefragt… Als du so lange im Feld warst… hast du da andere Frauen getroffen?«
    Mikael sah sie überrascht an. »Doch, das habe ich«, antwortete er langsam. »Aber ich bin nicht mit ihnen ins Bett gegangen, wenn du das meinst.«
    Eine flammende Röte stieg in ihr auf. »Das habe ich nicht… Ich meine nur, du hast so selten geschrieben, Mikael, ich wußte nie, was du gemacht hast, oder wie es dir ging.«
    Mikael wurde ernst. »Im Affekt ist sollte man nie Briefe schreiben. Man schreibt doch nur Dinge, die man später bereut.«
    »Warst du oft im Affekt?« fragte sie mit verkniffenen Augenbrauen.
    »Immer! Während meiner Soldatenzeit waren meine Sinne, mein Gefühl für Gerechtigkeit ununterbrochen in Aufruhr.« »Ist es jetzt besser?«
    »Ich versuche, meine Ruhe wiederzufinden«, erklärte er. Es schien, als freue sie sich trotz allem über seine Antwort. Lebhafter als sonst sagte sie: »Deine Briefe waren so schön, Mikael. Schade, daß du nicht öfter welche geschrieben hast. Eigentlich habe ich immer daraufgewartet.«
    Er war gerührt und dankbar. »Als schön habe ich sie nicht empfunden. Ich habe nur meine Gedanken aufgeschrieben.« »Dann hast du schöne Gedanken.«
    Die letzten Strahlen der Abendsonne beleuchteten die Seidentapete an der Wand. In diesem Augenblick herrschte zwischen ihnen eine wunderbare Stimmung. Troll kam herein und ließ sich erschöpft zu ihren Füßen nieder, legte sich ganz einfach auf Anettes schönen Schuhe. Sie bewegte ihre Füße nicht, einen Millimeter. Das gefiel Mikael. Irgendwo im Hause waren Dominics wilde Proteste über das angeordnete Händewaschen zu hören. Mikael grübelte. »Ein Mädchen habe ich getroffen, eins, das für mich eine ziemliche Bedeutung hatte…« Anette zuckte zusammen. Verärgert über sich selbst gestand sie: »Jetzt erzählt du endlich mal etwas von dir, und mich irritiert es, daß du in diesem Augenblick die gute Stimmung! unterbrichst.«
    Mikael lächelte heimlich. Sollte sie etwa eifersüchtig sein? »Ich bin schon still.«
    »Nein, nein, jetzt will ich es hören«, stieß sie heftig hervor.
    Doch, kein Zweifel, das war Eifersucht! Oder besser gesagt die gekränkte Würde einer Ehefrau.
    Er zögerte, bevor er fortfuhr. »Erst traf ich ein Mädchen, das mir deutlich zu verstehen gab, daß es sich eine Romanze mit mir gut vorstellen könne. Ein wirklich süßes Mädchen, aber ich hatte keine Lust. Das war ganz am Anfang, ich hatte gewisse moralische Prinzipien, fühlte mich frisch verheiratet und wollte nicht untreu sein.« Anette schluckte so laut, daß er es hören konnte. Nachdenklich fuhr er fort: »Bei der anderen war es schlimmer. Ich fühlte mich heftig zu ihr hingezogen.« »Wolltest du untreu sein? Das Ehegelöbnis brechen?« Die Worte kamen ihr nur schwer über die Lippen. »Damals habe ich das nicht so gesehen. Ich war wohl ganz einfach verliebt. Oder verhext, das weiß ich nicht.«
    »Wie hieß sie?« Typisch weibliche Frage.
    »Birgitte. Sie war sehr anziehend. Nein, bewußt wolle ich keinen Ehebruch begehen. Aber in Nachhinein ist mir aufgegangen, daß es wohl dazu gekommen wäre, wenn das ganze sich weiterentwickelt hätte.«
    »Warum hat es sich nicht weiterentwickelt?«
    »Wegen Troll, dem Hund. Aus purer Wut hat sie ihn absichtlich getreten. Da starben alle meine Gefühle für sie. Danach ist noch allerhand passiert. Sie war einfach unmöglich.«
    Unbewußt bückte Anette sich und streichelte Troll. Mikael konnte gerade noch ein Lächeln verbergen. »Stimmt das denn, diese Sache mit den Bedürfnissen der Männer?«
    Danach hast du schon gefragt, dachte Mikael. Deine Verlegenheit muß ziemlich groß sein. Um ihr entgegenzukommen antwortete er:
    »Wenn du das auf mich beziehst, so kannst du sicher sein, daß ich dich nie unter Druck setzen würde.« Trotz

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