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Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame

Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame

Titel: Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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Begegnung mit der Gräfin Magda von Steierhorn berichtet, die schon seit über zweihundertfünfzig Jahren tot war, sie wäre wohl wütend geworden. Oder aber verletzt darüber, daß er sie derart zum Narren hielt.
    Der christliche Glaube spielte für Anette eine große Rolle, vom Aberglauben wollte sie nichts wissen. Das einzige, was für sie wirklich zählte, waren Engel, Heilige und die Jungfrau Maria, die einem Menschen in Not beistehen konnten. Darüber war Mikael sich im klaren und erzählte ihr nichts von seinen merkwürdigen Erlebnissen auf dem Gut in Livland. Auch nicht darüber, warum nachts bei ihm die Vorhänge vorgezogen sein sollten.
    Mikael verstand viel mehr, als sie ahnte. Er erkannte ihre Verwirrung und wie schwer das Leben dadurch für sie war. Ein zärtliches Gefühl für seine Ehefrau ergriff ihn. Weder hatte sie darum gebeten, ihn zum Ehemann zu bekommen, noch war er sehr entgegenkommend ihr gegenüber gewesen.
    Eines Tages, der Herbst näherte sich bereits, standen sie beide am Fenster und sahen dem Jungen zu, der mit dem Hund im Garten spielte. Sie lachten liebevoll über die beiden, die wie die Verrückten draußen herumtollten. Eine Welle des Glücks durchströmte Anette und ließ sie sagen: »Jedenfalls danke ich dir für Dominic!« Eine peinliche Stille trat ein.
    Klar erkannte er ihre Gedankengänge. Wie wenig er auch für sie bedeutete, mußte sie doch anerkennen, daß es ohne ihn Dominic nicht geben würde. Das Kind, das ihr ganzer Lebensinhalt war.
    »Anette«, sagte Mikael unsicher, »willst du… noch mehr Kinder haben?« Sie zuckte heftig zusammen.
    »Darüber habe ich noch nicht nachgedacht.« Er konnte ihr die Lüge ansehen, denn sie schlug heimlich ein Kreuz. »Möchtest du?«
    »Das weiß ich nicht. Ich dachte nur, Dominic braucht vielleicht Geschwister, bevor der Altersunterschied zu groß wird.«
    »Vielleicht hast du recht«, antwortete sie kleinlaut. Ihre Hände zitterten. Einmal hatten sie notgedrungen das Bett geteilt. Es war eine Ewigkeit her, sie konnte sich gar nicht mehr erinnern, wie das gewesen war. Er war auch so jung gewesen, irgendwie war er nicht mehr derselbe. Sie wußte, daß sie eigentlich mit ihm das Schlafzimmer teilen müßte, aber jedesmal wenn sie daran dachte, ergriff sie die Panik. Jetzt hatte er das Thema selbst zur Sprache gebracht.
    Wollte er bei ihr schlafen? Oder sagte er das nur ihretwegen?
    Dieses dauernde Abwägen, Überlegen, um die Gedanken des anderen zu erraten, ohne eine Frage laut stellen zu können…So sah ihr ewiger Alltag aus.
    Doch da kreuzten sich ihre Gedanken, denn Mikael sagte: »Anette, wir sind doch Mann und Frau. Sollten wir nicht versuchen, offen miteinander über… «
    Und beendete den Satz lahm: »…über dies und das zu reden?«
    Ein Dienstmädchen holte die beiden Wildfänge von draußen zum Abendessen herein. Anette wandte sich vom Fenster ab und ließ sich auf dem Sofa nieder. Mikael setzte sich neben sie.
    »Es ist mir nicht gerade angenehm, über… «, sie lächelte, »dies und das zu sprechen.«
    Ein Anflug von Humor milderte sein trübes Gesicht. Dann wurde es wieder ernst. »Wir sind so erschreckend weit von einander entfernt.« »Ja. Ich kann nichts… dagegen tun.« »Nein, das weiß ich. Was denkst du eigentlich von mir, Anette?« »Ich kenne dich gar nicht.«
    »Aber was willst du wissen? Ich kann dir doch etwas erzählen, damit du dir ein Bild machen kannst. Würde es dich interessieren?«
    »Natürlich würde ich gerne… Nein, so etwas kann ich nicht fragen«, sagte sie spontan.
    Mikael lächelte. »Du hast also über mich nachgedacht?« Vor lauter Verlegenheit füllten sich ihre Augen mit Tränen. »Ach, es war nichts.«
    »Doch«, antwortete er und legte seine Hand auf ihre. Er fühlte, daß sie zusammenzuckte, nahm seine Hand aber nicht weg.
    »Nein, das war nur etwas ganz Dummes, das eine Freundin vor einiger Zeit gesagt hatte. Vor langer Zeit. Ich habe darüber nachgegrübelt. Aber über so etwas kann ich doch nicht mit dir sprechen«, entfuhr es ihr.
    »Warum nicht? Vielleicht kommen wir dadurch zu einer Verständigung?«
    Ihr Blick, mit dem sie ihn ansah, sagte deutlich: Wozu sollte das gut sein? Es ist nicht mein Wunsch, mit dir zu einer Verständigung zu kommen!
    Im nächsten Augenblick drückte ihr Gesicht Gewissensbisse aus. Jetzt war sie eine schlechte, unloyale Ehefrau, schien es zu sagen.
    Nachdem sie nervös die Lippen zusammengepreßt, sich mit steifen Hüften ans Sofa gedrückt und einen

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