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Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame

Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame

Titel: Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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lieb, mein Junge. Es fällt mir nur so schwer, darüber zu sprechen, weißt du.«
    Er ließ Dominic los und sah ihn eindringlich an. »Mutter ist auch froh, daß ich hier bin, sagst du?« »Ja. Aber sie hat auch Angst vor Euch.«
    »Angst? Vor mir?« Mikael war völlig vernichtet. »Aber das braucht sie doch nicht!« Er nahm seinen Sohn wieder in die Arme.
    Dominic lachte. »Der Bart kitzelt so komisch. Warum habt Ihr einen Bart, Vater?«
    Mikael lachte auch und sah ihn mit blanken Augen an. »Jeder Mann muß einmal im Leben ausprobieren, wie er mit Bart aussieht. Und die anderen dürfen dann bestimmen, wie lange er ihn behalten darf. Meinst du, ich sollte ihn abnehmen?«
    Der Junge legte den Kopf zur Seite und dachte nach. »Nein, ich glaube nicht. Der sieht gut aus. Oder vielleicht doch! Muß doch lustig aussehen, wenn… « »Dann mache ich das«, lächelte Mikael.
    Hand in Hand gingen sie zum Haus hinauf. Anette stand hinter dem Fenster und sah ihnen zu. Ja, sie hatten einander gefunden, Vater und Sohn.
    Auch wenn sie sich darüber freute, gab es ihr doch einen kleinen Stich im Herzen.
    Dominics Worte, daß auch sie sich über sein Hiersein freue, hatte Mikael sich gut gemerkt. Er sprach jetzt mehr als früher mit ihr, erst verlegen und wie um Entschuldigung bittend, aber mit der Zeit besserte es sich. Er versuchte sie zu verstehen, nur waren sie so entsetzlich verschieden, große Abgründe klafften zwischen ihnen. Sie war voller Konventionen und religiöser Zwangsvorstellungen, nie hatte er die Mauer überspringen können, mit der sie sich freiwillig umgab.
    Ein eheliches Zusammenleben zwischen ihnen gab es nicht. Mikael schlief noch immer in Dominics Zimmer. Ihn plagte der Gedanke, sie könne etwas von ihm erwarten, eine Annäherung oder Liebeserklärung. Gleichzeitig wollte er aber auf ihre Integrität Rücksicht nehmen, noch immer hielt er sich daran, daß Rücksichtnahme sehr wichtig war.
    Die Stimmung im Hause war bedeutend besser geworden! O ja, Anette fand es einfach herrlich, einen großen, starken Mann im Hause zu haben, der einer Frau alles abnahm, was sie selbst nicht schaffte, auch wenn sie von den besten Dienern umgeben war! Und ganz offensichtlich hatte Mikael sich von seinem Zusammenbruch wieder erholt.
    Wenn er nur nicht so entsetzlich männlich aussehen würde, dachte sie oft. Es hatte nicht das mindeste geholfen, daß er sich den Bart abgenommen hatte, im Gegenteil. Er sah auf eine kraftvolle Weise so gut aus, daß Anette sich in seiner Nähe ganz schwach fühlte. Aber daß er sich in ihrem Haus, wie sie es unbewußt nannte, noch nicht ganz wohl fühlte, war ganz offensichtlich. Er benahm sich wie ein Gast, höflich, aufmerksam, bat fast um Entschuldigung, wenn er sich auf einen Stuhl setzte, entspannte sich niemals, wirkte immer so rücksichtsvoll Sie wußte nicht einmal, ob sie ihn hätte anders haben wollen. Sie konnte sich nicht helfen, aber seine überwältigende Erscheinung erschreckte sie.
    Mit Henri zu sprechen war viel einfacher gewesen. Sie sprachen die gleiche Sprache, und in Frankreich und allem Französischen hatte sie ein unerschöpfliches Thema gehabt. Und von Henri war nichts zu befürchten gewesen. Er würde sich nie wie ein Schwein benehmen, das lag ihm unendlich fern. Aber Mikael hatte ein gesetzliches Recht dazu.
    In Henris Nähe konnte Anette sie selbst sein. In Mikaels - niemals!
    Und dann war da noch dieses Unbekannte, diese Trauer in seinen Augen, was sie so erschreckte. Er und der Junge hatten irgend etwas gemeinsam, das sie nicht in Worte kleiden konnte. Sie verstanden einander auf eine Weise, die Anette nicht mit einschloß. Natürlich war ihr bereits aufgefallen, daß Dominic oft antwortete, bevor sie die Frage überhaupt gestellt hatte, und er war auch ungewöhnlich empfindlich für die Stimmung anderer Menschen. Aber das rührte nur ihr stolzes Mutterherz. Das ist Intuition, meinte sie. Sie sah nicht ein, wie ungewöhnlich er war. Solche Dinge waren ihr völlig fremd. Aberglaube! Wie das eine Mal, als sie sich zu der Bemerkung hatte hinreißen lassen:
    »Ich wollte, du hättest den Hund nicht Troll genannt, Mikael. Das ist so ein… unchristlicher Name. Das kann dem Jungen schaden.«
    Mikael war weiß um die Nase geworden, hatte aber beherrscht geantwortet: »Wie hätte ich ihn deiner Meinung nach nennen sollen? Sankt Petrus? Das wäre Gotteslästerung gewesen, meine ich.«
    Mit einem tiefen Seufzer hatte er sie stehen lassen. Hätte Mikael Anette von seiner

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