Die Saga vom Eisvolk 10 - Wintersturm
Geräte, die wir für unsere Böden nicht gebrauchen konnten.«
»Aber sehr oft war auch etwas Brauchbares dabei«, sagte sie schnell, mit einem loyalen Fuß im anderen Lager.
»Das ist nicht der Punkt, es ist das Norwegische, was sie kaputt machen. Systematisch machen sie unser Land zu einer dänischen Provinz.«
»Das muss nicht geschehen«, sagte sie erregt, »das müssen wir verhindern, du und ich.«
»Und einige andere«, murmelte er.
»Ach, Eldar, alles ist so fürchterlich hier, meine schreckliche Sehnsucht und das Heimweh machen mich noch krank. Hätten wir nicht unser tägliches Treffen, weiß ich nicht, was ich machen würde. Wahrscheinlich würde ich fortlaufen, aber wenn, dann nur mit dir.«
»Das darfst du nie machen, dann ist alles verloren.«
Villemo wurde nachdenklich. Am nächsten Tag kam der Scherenschleifer. Villemo sah aus dem Fenster im ersten Stock. Eldar stand bei dem Mann, er hatte einige Messer in der Hand, reichte sie ihm und zog seinen Ärmel hoch, kratzte sich und lies ihn wieder nach unten rutschen. Sie wunderte sich nun schon zum zweiten Mal darüber. Sie hätte gerne gewusst, über was sie sprachen, doch das würde sie erst morgen erfahren. Sie konnte nicht aus dem Haus, heute hatten sich Gäste angemeldet, die Tochter und einige andere prominente Personen, auch der Statthalter, Ulrik Frederik Gyldenlöv. Villemo, die widerspenstige Dienstmagd, hatte Erfolg, mit dem Anrichten und dem Servieren der Speisen und Getränken. Sie war es schon gewöhnt, dass die männlichen Gäste ihr auf den Po klopften oder sie zwickten. Wenn es ihr zu bunt wurde, gab es auch mal eine Ohrfeige, dann lachten zwar alle, dafür hatte sie dann aber ihre Ruhe. Sie hatte sich auch daran gewöhnt, dass sie von einigen mit lüsternen Blicken angegafft wurde. Doch an diesem Abend geschah noch etwas Spezielles zu ihrem und Eldars Vorteil. Einer von den ungeniert glotzenden Herren fragte sie auf dänisch, was für einen Braten sie in der Pfanne hätte.
Unfreiwillig antwortete sie in reinstem Dänisch - die Sprache hatte sie ausführlich auf Gabrielshus, in Dänemark, bei ihrer Großmutter Cecilie und Alexander, gelernt. Der Effekt schlug ein wie eine Blitz.
»Habt ihr ein dänisches Dienstmädchen?« platzte eine der Damen heraus.
»Ja, wir halten uns nur getreues Personal.« Es war die Dicknasige, die eine große Freude daran hatte, so vor ihren Gästen zu prahlen.
»Unser Mädchen und ihr Bruder sind von dänischer Abstammung, nicht wahr, Merete?«
»Ja«, sagte sie im dänischen Tonfall und machte einen Knicks. »Mein Bruder war nicht so oft in Dänemark wie ich und spricht deshalb die Sprache nicht so gut.«
Alle murmelten zufrieden, auch das Sklaventreiberpaar betrachtete Villemo mit Respekt. Villemo fühlte sich als Verräterin, sie liebte Dänemark genau so wie Norwegen und Schweden, beide Länder hatte sie schon einige Male besucht. All dieser Hass und die Feindschaft waren doch nicht nötig, sinnierte Villemo, warum konnten nicht alle friedlich miteinander Leben? Sie war in der Gunst der Gäste und des Bauernvolkes gewaltig gestiegen. Die Tochter war schrecklich, gleich ihrer Mutter hatte sie das schwarze Haar straff nach hinten gekämmt, das passte gar nicht zu ihrem Pferdegesicht. Sie führte sich auf, als wäre sie hier die Bäuerin, und ihr Bruder machte ein zorniges Gesicht. Nach dem Essen marschierte der Gaul durchs Wohnzimmer und betrachtete die Bilder, Skulpturen und Gobelins.
»Diesen Gobelin will ich haben.«
»Das ist Kristines Teppich«, wandte ihr Bruder ein.
»Kristine«, fauchte sie, »braucht ihn nicht mehr.«
»Ja, gerne«, sagte ihre Mutter, »wir haben Gobelins genug.« Das letzte war berechnet für die Gäste. Kristine, dachte Villemo mit offenen Ohren, das muss die Schwester sein, über die niemand spricht. Die Schwester, die in Ungnade gefallen ist. Da musste auch noch ein Bruder sein, hatte Eldar gesagt, doch der war im Haus noch nie erwähnt worden. Wo war er? Villemo war gerade dabei, Kuchen und Wein aufzutragen. Da geschah eine gefährliche Unterhaltung. Der Zweibrunnenbauer hielt Villemo das Glas zum Nachschenken hin, während er mit dem Amtmann sprach. Der sagte: »Ja, ich komme gerne Weihnachten zu einem längeren Besuch, es ist mir da einiges zu Ohren gekommen, über das wir nur in Ruhe reden können.«
Der Bauer wurde blass. Der Amtmann fragte: »Habt ihr hier keine verbrecherischen Individien gesehen?«
»Nein, in unserem Bezirk gibt es keine Verbrecher,
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