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Die Saga vom Eisvolk 10 - Wintersturm

Die Saga vom Eisvolk 10 - Wintersturm

Titel: Die Saga vom Eisvolk 10 - Wintersturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margin Sandemo
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sie vergessen, das herrliche Abenteuer war vorbei. Sie erschrak, als sie seine Stimme hörte.
    »Weißt du, dass Syver der Sohn vom Bauern ist?«
    »Er ist der Sohn vom Bauern?« fragte sie verblüfft.
    »Das ist sicher, ich hörte zwei Knechte darüber reden.«
    »Ich habe von Syver nie einen Kosenamen gehört, nicht Vater und Mutter, haben die Bauersleute noch mehr Kinder?«
    »Ja, sie haben noch eine Tochter, die auf dem Nachbarhof verheiratet ist, und es sind auch noch eine Tochter und ein Sohn da.«
    »Und wo sind die?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Er fasste ihre Hand und zog sie hoch. Ihre kleine Hand in seiner, das gab ihr einen Schock Alles war nun neu zwischen ihnen, nicht mehr so spannend wie vorher.
    »Los, wir müssen hier weg, es wird hell, und du bist allzu dünn bekleidet für das Wetter hier draußen. Sei vorsichtig, damit dich keiner sieht.«
    »Ja, ja.«
    Er war auf jeden Fall umsichtig und um sie besorgt, dafür war sie ihm dankbar.
    »Wann willst du in den Keller, Eldar?«
    »Nicht, bevor ich mit unserem Kontaktmann gesprochen habe, dann weiß ich mehr.«
    Plötzlich war er verschwunden, verschluckt von der Dunkelheit. Villemo sah ihm nach, unbeholfen, beraubt ihrer Illusionen, sie war außerstande, die physische Realität zu verarbeiten, sie war einfach von allem überrumpelt worden.
    Die Arbeit im Haus ging ihren gewohnten Gang. Die alte Berit war ihr keine moralische Stütze, einmal sah sie im Spiegel des Salons, dass sie lächelte. Villemo glaubte, dass sie sie aus Angst vor den Herrschaften gemieden hatte. Sie fühlte sich in einem Leerraum – keiner, der mit ihr sprach, keiner, den sie fragen konnte, und sei es nur um einen Rat. Einzelne Sachen, die sie noch nicht begriff, hätte sie gerne andere gefragt, so zum Beispiel, wie man einen vollen Nachttopf ausleert, ohne sich mit der Pisse nass zu machen, denn die waren zumeist voll bis obenhin. Sie hasste alle Hausarbeit, besonders hier. Was wird, wenn ich eines Tages selbst Hausfrau bin? Oh Gott, der arme Mann, dachte sie. Gewiss, eines Tages werde ich mich verheiraten, daran zweifle ich nicht.
    Kinder möchte ich nicht, ich möchte das Böse Erbe vom Eisvolk nicht weitergeben. Und Eldar?
    So, wie es jetzt steht, will er mich nicht haben, und für das andere will ich ihn im Moment auch nicht. Nicht für das, was ich einmal dumm und ekelhaft nannte. Sie deckte den Mittagstisch, wobei sie die Tassen und Teller mehr oder weniger zufällig an ihren Platz schob. Das tägliche Treffen mit Eldar war der einzige Lichtblick, da konnte sie zumindestens zuhören und mit ihm sprechen. Das war aber nicht mehr so leicht. Das neue Bewusstsein um seine Nähe, seine suggestierende Anziehungskraft hemmten sie gewaltig. Sie wusste nicht, wieviel er ahnte oder wusste.
    Beim nächsten Treffen fragte sie ihn: »Die armen Leute, die wir gesehen haben, sind faktisch Sklaven. Ich habe mir Gedanken darüber gemacht, warum wir beide frei sind. Die Knechte und Berit sind ja ganz auf der Seite des Bauern und seiner fetten Krähe. Aber wir, du und ich? Wie passt das zusammen?«
    »Als erstes sind wir halb dänischer Abstammung, zweitens haben wir dänische Freunde, die du ja in Mengen hast. Und drittens bekommen sie in der ganzen Gemeinde keine Leute mehr, wir sind für die Sklaventreiber vom Himmel gefallen. Wir sind nicht nur wegen der Arbeit hier, sie müssen mit uns repräsentieren, gegenüber den Nachbarn, dem Vogt usw. Wenn man den Vergleich zieht zwischen den Tagedieben, die das Bauernvolk hat, und uns, dann sind wir doch ganz repräsentative Persönlichkeiten, besonders du, Villemo.«
    »Auch du«, sagte sie.
    Er lächelte sie nur schief an. »Wir haben einen Auftrag zu erfüllen, wir beide. Die norwegischen Eigenarten, das Volkstümliche und die beinahe Gleichberechtigung von Mägden und Knechten, die sind bald alle verschwunden. Hast du das noch nicht bemerkt? Und die Sprache - ist das noch unsere? Was hat das norwegische Volk in den zwei Jahrhunderten alles verloren, wir sind nur noch eine dänische Provinz. Denke nach!«
    Sie dachte nach.
    »Ja, du hast Recht, es ist erstaunlich, wie viele Dänen sich unauffällig eingeschlichen haben, keiner hat sich darüber Gedanken gemacht. Nicht nur die Sprache, auch viele, viele andere Dinge im Alltagsleben.«
    Eldar lächelte strahlend. Nun war sie wieder auf dem richtigen Weg. »Die haben uns viel genommen, sie sagten, wir sollten dies und das tun, doch wir waren es anders gewöhnt. Sie gaben uns neue, verbesserte

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