Die Saga vom Eisvolk 10 - Wintersturm
gelobe noch etwas, behalte deinen Verstand!«
»Das wird nicht leicht sein, aber ich muss! Wer bedient dich?«
»Eine von den Vetteln«,sie zog eine Grimasse.
»Wann siehst du deine Mutter?«
»Meine Eltern habe ich nicht gesehen, seit ich eingesperrt bin.«
»Leb wohl, Kristine, du wirst nicht vergessen, glaube mir das!«
»Leb wohl und vielen Dank, wie heißt du?«
»Es ist besser, wenn du meinen Namen noch nicht kennst.«
So ging Villemo und schloss hinter sich gewissenhaft ab. Als sie im Zimmer war, merkte sie, dass sie am ganzen Körper zitterte, sie konnte sich kaum entkleiden. Sie hatte viel zu erzählen beim nächsten Treffen mit Eldar. Sie blubberte und stotterte vor Entrüstung. Er blieb stumm und sah sie nur nachdenklich an mit einem ganz neuen Ausdruck in den Augen. Villemo hatte Recht behalten mit ihrer Wettervorhersage, es war beißend kalt, und ein scharfer Wind trieb Schneeflocken vor sich her. Als sie alles erzählt hatte, fragte sie ihn:
»Wie denkst du darüber, wie gefährlich es ist, einen Mann aus dem niederen Stand zu lieben, oder umgekehrt, sich mit einem Mädchen einzulassen, das aus einer höheren Klasse kommt?«
»Meine Familie würde so etwas nie tun.«
»Wie diese Sklaventreiber«, sagte Villemo mit Zorn in der Stimme.
»Sag das nicht. Habe ich mich nicht korrekt aufgeführt?«
»Doch, das hast du, absolut, ich hätte es nicht besser machen können. Villemo, es wäre Wahnsinn, sie zu befreien.«
Er fiel in Gedanken. »Wir balancieren auf einer Messerschneide, das weiß ich sicher. Ich bin wahrscheinlich in größerer Gefahr als du. Ich habe dem Scherenschleifer alles, was wichtig war, erzählt. Außerdem weiß ich jetzt, dass du sehr intelligent und zuverlässig bist.«
»Danke«, sagte sie, sie dachte, sie falle aus allen Wolken - solch ein Kompliment. und das von ihm!
»Kommst du mit? Wir gehen in den Kuhstall, wenn wir fertig sind. Da ist noch was, was ich mit dir machen muss.«
Gott bewahre mich, sie erschrak, ihr Herz klopfte dumpf. Endlich begriff er, was er gesagt hatte.
»Nein, so vergnüglich wird das nicht. Bist du verrückt? Wir sind Geschwister, hast du das vergessen?«
Villemo lächelte. »Du sagst, du wärst in größerer Gefahr als ich?«
»Sie spionieren mir nach, am Tage, unauffällig, aber auch in der Nacht.«
»Warst du schon im Keller?«
»Nein. Ich habe es versucht, aber ich fand keinen Schlüssel, außerdem will ich erst mit dem Scherenschleifer reden.«
»Was sagte er?«
»Die Aufrührer warten noch auf weitere Beobachtungen. Keiner bis auf uns hat sich in dieses Nest gewagt, schade, dass ich nichts gewusst habe von dieser Kristine. Nächste Woche kommt er wieder her. Er hatte geahnt, dass hier nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Er wollte wissen, ob wir hier hart zur Arbeit angetrieben werden, wie ist das bei dir?«
»Sie, das Schlappmaul, hat mich schon oft geschlagen und mit dem spitzen Stock gestoßen. Die Verhöhnungen der Hausfrau sind furchtbar, es ist zu gefährlich, ihr eine passende Antwort zu geben.«
Eldar lächelte. »Du mit deinem Temperament, das kann ich mir denken.«
»Ich glaube, die haben Angst vor uns, besonders vor dir.«
»Und du bist für sie der große Fund.«
»Fund, ich? Ein ungeschickteres und unbeholfeneres Hausmädchen haben die niemals vor mir gehabt!«
»Ja, das denkst du, aber ich glaube, du bist die beste, die sie jemals hatten.«
»Soll ich das jetzt als Kompliment oder als Beleidigung auffassen?« fauchte sie.
»So, so, nicht so standesbewusst, das ist hier gefährlich. Dienst- und Hausmädchen, das ist ein respektabler Beruf.«
»Was hat der Scherenschleifer noch gesagt?«
»Dass sie bald kommen und zuschlagen, der Tag ist noch nicht bestimmt, aber das wird auf jeden Fall noch vor Weihnachten sein. Sie brauchen noch einige Details.«
»Von uns?«
»Nein, ich sehe, du hast es noch nicht verstanden, das gilt fürs ganze Ostland. Dieser Hof ist nur ein kleiner Teil vom Ganzen, ein Ort, an dem sie zuerst zuschlagen, das Land soll frei werden.«
»Frei, was meinst du mit frei?«
»Du altkluge Gans.«
»Nenne mich nicht Gans«, fauchte sie, »das habe ich nicht verdient, vor allen Dingen nicht von dir, du verwünschter Ignorant!«
»So,so, Pulverfass, gut, du bist keine Gans, du bist auf jeden Fall eine Frau.«
»Ja, und darauf bin ich stolz - und die Gedankengänge der Frauen sind denen der Männer bei weitem überlegen!«
»Aha«, Eldar grinste. »Bist du klar? Dann können wir
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