Die Saga vom Eisvolk 10 - Wintersturm
patschte gegen die Hauswand. Villemo hatte Glück, sie konnte Eldar eine gute Nachricht bringen.
»Ich kann nicht lange bleiben«, flüsterte sie atemlos. »Ich habe den Schlüssel gefunden für den Sklavenkeller!«
»Bist du sicher?« sagte er.
»Ja, ich kann ihn dir geben, heute Abend, wenn du willst.«
»Ja, bring den Schlüssel mit so früh du kannst, bevor die Knechte um Mitternacht zurückkommen, denn dann muss der Schlüssel wieder an seinem Platz sein.«
Sie nickte, und er fasste sie am Arm. »Ist es wahr, dass der Amtmann kommt?«
»Ja, morgen.«
»Wo wohnt er im Haus?«
Sie erklärte es ihm. Er fragte weiter: »Wie viele kommen? Hat er eine Eskorte dabei?«
Villemo sah ihn fragend an. Er biss sich auf die Lippen - konnte er ihr sagen, was der Scherenschleifer ihm gesagt hatte? Der Überfall sollte bei Anbruch des Sturmes beginnen. Nein, Villemo sah die Bauersleute öfter als er, wenn sie ihr Wissen nicht verbergen konnte, wäre sie in großer Gefahr, besser sie blieb unwissend. Er fühlte sich ziemlich unkameradschaftlich.
»Geh rein, es dient niemandem, wenn du hier draußen stehst und frierst. Wir sehen uns heute Abend.«
Sie lief nach drinnen, glücklich, dass sie helfen konnte. Eldar sah ihr lange nach. Er sollte den Scherenschleifer morgen treffen, jetzt begann es zu stürmen. Er freute sich, dass er über den Besuch des Amtmanns berichten konnte, er war gespannt, was der Kontaktmann sagen würde, und er musste ihn fragen, was sie mit Villemo machen sollten. Es kribbelte in ihm wie in einem Ameisenhaufen, nun war die Zeit gekommen zuzuschlagen. Der Zeitpunkt, auf den sie jahrelang gewartet hatten.
Dominic ging zu Niklas.
»Hallo, wo sind deine Leute?« fragte er kurz. Sein Gesicht war gezeichnet von schlaflosen Nächten und Angst.
»Ja, das habe ich auch gesehen, nur ein junges Dienstmädchen ist noch da, ängstlich und großäugig, sie wollte nichts wissen, aber dann äußerte sie sich doch.«
»Alle sind nach Romerike geritten? Wofür?«
»Über das wollte sie nicht sprechen, denn dann würde es ihr schlecht ergehen. Sie hatte einen Namen gehört, Zweibrunnen.«
Niklas und Dominic sahen sich an, sie hatten nicht zum ersten Mal den Namen gehört. Beide dachten dasselbe, das war der Knotenpunkt. Vielleicht konnten sie da etwas über Villenno erfahren? Sie gingen ins Wohnhaus. Dominic hatte es schwer mit sich selbst, tausendmal hatte er sich Vorwürfe gemacht, dass er Villemo beständig geneckt und gefoppt hatte. Er musste ihr viel Abbitte leisten.
»Sind die Waffen klar?«
»Ja, die sind klar«, sagte Dominic.
»Aber auf welcher Seite stehen wir, wenn es knallt?« äußerte Niklas zweideutig.
»Auf Villemos. Das andere geht uns nichts an.«
11. Kapitel
Als es dunkel war, ging Villemo nach draußen, die Tür schlug ihr entgegen, so sehr stürmte es.
Eng an die Hauswand gedrückt, schlich sie vorwärts, an der Hausecke traf sie der Eishagel, sie wurde regelrecht geprügelt. Eldar wartete an der verabredeten Stelle.
»Hast du ihn?«
»Ja«, sie stieß ihm den Schlüssel in die Hand. Seine warme Hand empfand sie als Trost in dieser kalten Welt. Ohne, dass sie es wollte, kam es spontan aus ihrem einsamen Herzen.
»Ich liebe dich, Eldar.«
»Du bist verrückt, ich habe keine Zeit für deine Extranummer.«
Villemo lies ihren Kopf hängen, schweigend und beklommen.
»Und nun geh und leg dich hin«, sagte er zum Schluss.
»Oh nein, vielen Dank«, zischte sie zurück, »wir waren uns doch einig, dass ich mitkommen sollte.«
»Vor langer Zeit schon, aber das hier ist kein Kirchenbesuch!«
»Das weiß ich wohl, habe ich nicht dafür gesorgt, dass du den Schlüssel hast?«
»Du hast alles gut gemacht«, sagte er düster, »nun komm«, fauchte er. »Aber keine Schuld auf mich schieben, wenn etwas schief geht.«
Villemo war zufrieden, sie hatte bekommen, was sie wollte. Da war die Kellertür.
»Ich habe die Knechte studiert, sie kommen nicht vor drei Uhr zurück, wir haben also Zeit.«
Die Tür ging lautlos auf, sie war gut geschmiert. Ein unglaublicher Gestank schlug ihnen entgegen. Es war still, aber sie hörten Gemurmel. Unbewusst ging sie näher zu Eldar hin. Er schloss die Tür ab und zündete die mitgebrachte Lampe an. Langsam breitete sich das Licht in dem mit Bruchsteinen gemauerten Keller aus. Ein eingemauerter Ofen gab unwahrscheinliche Wärme, nein Hitze ab. Geisterhafte Gesichter stierten erschreckend aus allen Ecken. Villemo hatte die Augen voll Tränen.
»Oh Gott,
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