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Die Saga vom Eisvolk 10 - Wintersturm

Die Saga vom Eisvolk 10 - Wintersturm

Titel: Die Saga vom Eisvolk 10 - Wintersturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margin Sandemo
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gehen.«
    Sie folgte ihm in den Stall, er blieb stehen, zog seinen Ärmel hoch und wies auf ein Kreuz hin, das an der inneren Seite des Ellbogens zu sehen war.
    »Das ist das Kennzeichen, dass man zur Freiheitsbewegung gehört, mach deinen Ärmel hoch, ich habe nichts bei mir, mit was ich das Blut auffangen könnte.«
    Schnell bückte sie sich, hob den Rock und riss ein Stück vom linnenen Unterrock ab.
    »Praktisch veranlagt bist du, das muss man dir lassen«, sagte er grinsend. Unmäßiger Stolz erfasste sie. »Ich bin jetzt anerkanntes Mitglied in der Aufruhrbewegung«, sagte sie begeistert. In dem Moment zog Eldar ein Kreuz über ihren Arm. Das Blut rann, ein leichter Schwindel erfasste sie, sie musste sich einen Augenblick gegen die Stallwand lehnen. Eldar nahm das Linnen und verband ihren Arm straff. Das ganze war zuviel für sie, die Tränen kamen.
    »Frauen«, fauchte er verachtungsvoll, »geh auf dein Zimmer, das Bluten hört bald auf, und morgen, machst du einen neuen Verband. Mach aber vorher den Verband nass, sonst reißt die Wunde wieder auf.«
    Sie drehte sich um und wollte schnell auf ihr Zimmer, doch er hielt sie zurück.
    »Was ist mit dir los?«
    »Mit mir?« fragte sie verwirrt.
    »Ja, mit dir. Du bist so verändert.«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Doch, das weißt du, Villemo, sag mir, was du für mich fühlst.«
    Sie hob erstaunt ihre Augenbrauen und sah ihn kühl an.
    »Ich fühle akkurat dasselbe, was ich immer gefühlt habe.«
    »Oh, nein, komm mir nicht so, du errötest für ein gutes Wort und zitterst, wenn ich dich ansehe.
    Das passt nicht zu der Versicherung, dass du mich nur poetisch und geschlechtslos liebst.«
    »Hör zu, du solltest etwas vorsichtiger sein! Du sprichst nicht mehr wie ein Bruder zu mir. Da habe ich auch das Recht, dich zu fragen - was fühlst du für mich?«
    Er zog sie an sich und sah ihr fest in die Augen. »Ich will dich verdammt gerne im Bett haben, das weißt du sehr genau.«
    »Wofür das?« fragte sie mit sich überschlagender Stimme und löste sich von ihm. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und hinderte sie weiterzusprechen. Eldar sagte bedrückt: »Ich fühle, du wirst zu stark für mich, ich hätte Lust, dich zu züchtigen, um dir zu zeigen, wer der stärkere ist. Du kannst es dir in Ruhe überlegen, ich rühre keine Frau vom Eisvolk an, denn dann kommt keiner von uns beiden wieder nach Hause, und das wollen wir beide nicht.«
    »Eldar, ich will aufrichtig sein, ich habe herausgefunden, dass das Leben nicht nur aus Poesie besteht.«
    »Das hast du herausgefunden?«
    »Ja, aber dasselbe gilt für dich, du kannst es dir in Ruhe überlegen, und niemals will ich mit Schande nach Hause kommen.«
    Er brachte sie zur Tür, er fühlte, dass er von ihr total geschlagen wurde. Wer ist wohl der stärkere, dachte sie mit einem lustbetonten Gefühl der Überlegenheit. Sie lief schnell auf ihr Zimmer und dachte über alles nach. Ja, jetzt bin ich eine von den Aufrühren, ich gehöre dazu, ich bin eine Revolutionärin. Ohne, dass sie es bemerkt hatte, war sie von Eldar beeinflusst worden durch sein immer wiederkehrendes revolutionäres Gerede. Der dänischen Herrenwelt hatte sie abgeschworen, wenn sie jetzt nach Hause käme, würde sie keiner mehr verstehen oder ihren Wandel begreifen. Es war langsam geschehen, Schritt für Schritt, ein kleiner Tropfen Tag für Tag bei der Unterhaltung auf dem Hof mit Eldar. Sie selbst war völlig unwissend über ihre Verwandlung. Heim, nein, sie wollte nie mehr nach Grastensholm, Lindenallee und Elistrand, es war ihr fremd geworden. Für sie gab es nur noch einen Weg, mit Eldar die Freiheit Norwegens zu erkämpfen. Sie hatte seine schamlosen Gefühle abgewehrt, sie brauchte sich vor ihm nicht mehr zu fürchten.
    Der Dezember schritt fort, kälter als in den Jahren zuvor. Das Signal war gegeben, es lief von Ort zu Ort. Der Amtmann war auf dem Weg nach Zweibrunnen zu einem mehrtägigen Besuch. Vom Hauptamt von Akerhus kamen in stillen Nächten Reiter und Infanterie, Männer, die das Schicksal Norwegens in die Hände nehmen wollten. Der Amtmann war ihr Ziel - hatten sie ihn, konnten sie den Vogt leicht erwischen. Sie mussten ihn gefangennehmen, er war weit von seinem Revier entfernt. Auch die dänischen Knechte, die er bei sich hatte, waren gegen die Aufrührer machtlos. Und von dem wusste Villemo nichts. Das Wetter wurde immer schlechter. Der Sturm jagte durchs Dach, und wenn sie im Bett lag, knackte und jammerte es im Gebälk und der Schnee

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