Die Saga von Thale 01 - Elfenfeuer
vor die Lichtsäule schob.
Erst jetzt bemerkte der Gefangene die drohende Gefahr. Er begann am ganzen Körper zu zittern, sein Kopf ruckte wild hin und her und aus seinem geknebelten Mund drangen dumpfe würgende Laute.
Der Meistermagier handelte schnell. Noch während er einen weiteren Ruf in die Lichtsäule sandte, gab er dem Gefangenen einen so kräftigen Stoß in den Rücken, dass dieser taumelnd vornüber fiel und lautlos in dem roten Licht verschwand. Der Meistermagier wartete. Wenig später wurde seine Geduld belohnt. In der Lichtsäule erschien, zunächst noch undeutlich, die Gestalt eines fremdartigen Wesens. Ein aufgeregtes Gemurmel ging durch den Raum, doch Asco-Bahrran brachte seine Magier mit einer raschen Geste zum Schweigen.
Das grobschlächtige Wesen in dem Pentagramm war nun deutlich zu erkennen. Es war sehr viel größer als ein Mensch, spärlich behaart und besaß überlange Arme. Sein Kopf wirkte riesig und die funkelnden grünen Augen blickten den Meistermagier fragend an.
»Warum habt ihr mich gerufen?«
Tarek sah sich verwirrt um. Er war sich sicher, dass der Mund des Traumflüsterers sich nicht bewegt hatte. Dennoch schien der Meistermagier sich mit dem Wesen zu unterhalten. Auch er bewegte seinen Mund nicht und Tarek erkannte, dass sich die beiden über ihre Gedanken verständigten.
Er konnte nicht hören, was Asco-Bahrran zu dem Wesen sagte, doch die Worte des Flüsterers dröhnten in seinem Kopf. »Was erhalte ich für meine Dienste?«, fragte er. In den fremdartigen Gesichtszügen des Traumflüsterers konnte Tarek jedoch nicht erkennen, ob ihm die Antwort des Meistermagiers gefiel.
»Aber ich habe jetzt Hunger!«, sagte der Flüsterer und wartete. Der Meistermagier schien einen anderen Vorschlag zu machen, doch der Flüsterer schüttelte seinen großen Kopf und forderte: »Neun!«
Asco-Bahrran wandte sich nun an Tarek. »Der Flüsterer fordert von uns das Leben von neun Gefangenen, bevor er überhaupt bereit ist uns zu helfen«, erklärte er und überließ damit Tarek die Entscheidung.
Neun Menschenleben! Das war wirklich ein hoher Preis, doch die Zeit drängte. »Gebt sie ihm«, befahl Tarek, auch wenn er sich dabei nicht ganz wohl fühlte.
Der Meistermagier nickte und wandte sich an den Magier, der unmittelbar neben Tarek stand. »Geht nach unten und sagt den Wachen, sie sollen mir unverzüglich neun Gefangene heraufbringen«, forderte er ihn auf. Der Angesprochene nickte und machte sich sofort auf den Weg. Eilig verschwand er hinter derselben Tür, aus der schon der erste Gefangene gekommen war. Diesmal dauerte es jedoch etwas länger, bis er zurückkam.
Als er die Tür wieder öffnete, konnte man hinter ihm bereits die verzweifelten Schreie der Gefangenen und das laute Knallen von Peitschen hören. Wenig später betraten vier Soldaten mit neun gefesselten Männern und Frauen das Gewölbe. Auch diesen Gefangenen waren die Augen verbunden worden, doch die Soldaten hatten in der Eile darauf verzichtet, sie zu knebeln. Die sechs Männer und drei Frauen wehrten sich heftig und zerrten so stark an ihren Ketten, dass die Soldaten große Mühe hatten, sie zusammenzuhalten. Nur die kräftigen Hiebe ihrer Peitschen verhinderten, dass die Gefangenen trotz ihrer verbundenen Augen versuchten zu fliehen.
Ihre gellenden Schreie wurden von der hohen Decke des großen Gewölbes noch verstärkt und schmerzten Tarek in den Ohren. Er gab dem Meistermagier ein Zeichen, dass er ihn vor die Tür begleiten solle. Doch Asco-Bahrran konnte Tarek nicht sofort folgen. So verließ der oberste Kriegsherr zunächst allein das Gewölbe und trat auf den Flur hinaus. Als sich die schwere Flügeltür hinter ihm schloss und damit auch die Schreie zurückblieben, atmete er erleichtert auf.
Bald darauf kam auch Asco-Bahrran heraus und überließ es seinen Magiern, dem Traumflüsterer die Gefangenen zu übergeben. »Ihr wolltet mich sprechen?«, fragte er, während er die Tür hinter sich schloss und so die furchtbaren Schreie der Gefangenen erneut aussperrte.
»Ist der Traumflüsterer mit unserem Angebot einverstanden, dass er alle gefundenen Kinder bekommt?«, wollte Tarek wissen.
»Er wird schon bald mit seiner Suche beginnen!«, antwortete der Meistermagier ernst. »Menschliche Ungeborene sind, selbst wenn sie tot sind, in seiner Dimension äußerst selten zu bekommen und deshalb sehr wertvoll für ihn.«
Tarek nickte. »Seid Ihr ganz sicher, dass er freiwillig zurückkehren wird, wenn er seine Aufgabe
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