Die Saga von Thale 01 - Elfenfeuer
erfüllt hat?«, fragte er.
Asco-Bahrran lächelte. »Das wird er, darüber braucht Ihr Euch keine Sorgen zu machen«, sagte er. »Unsere Welt ist für ihn sehr lebensfeindlich und er wird froh sein, wenn er sie wieder verlassen kann.« Die Antwort des Meistermagiers beruhigte Tarek, denn der Gedanke, dass diese abscheuliche, blutrünstige Kreatur sich frei in Thale bewegte, gefiel ihm überhaupt nicht.
»Wenn der Traumflüsterer fertig ist, werdet Ihr ihm befehlen sofort mit der Suche zu beginnen«, verlangte Tarek. »Er soll Eurem Medium eine Nachricht zukommen lassen, sobald er eine Frau gefunden hat, die ein Kind in sich trägt. Meine Männer werden sich dann darum kümmern.«
Asco-Bahrran nickte knapp und sagte: »Ich werde ihm Eure Befehle übermitteln.« Rücksichtsvoll wartete er damit, das Kellergewölbe wieder zu betreten, bis Tarek den langen Flur verlassen hatte und nicht mehr zu sehen war. Dann erst öffnete er die Tür.
3
Der Frühling kam früh. Ein feuchter und viel zu milder Winter, der sich erst in den letzten Sonnenläufen seinen Namen verdient hatte, überließ das Land lange vor der Zeit widerstandslos den Vorboten des herannahenden Frühlings.
Bereits zwei Mondläufe nach der Wintersonnenwende streckten die ersten Blumen ihre zarten Köpfe vorsichtig der noch niedrig stehenden Sonne entgegen und an den Zweigen des Johannisstrauches zeigten sich schon winzige grüne Knospen.
Die Dorfbewohner machten sich wieder an die Arbeit und begannen ihre Felder zu bestellen.
An einem kühlen sonnigen Morgen, der erfüllt war vom Gesang unzähliger Vögel, saßen Ilahja und ihre beiden Freundinnen Nagika und Iowen auf dem Kutschbock eines Pferdegespanns, um zum Pflügen auf die Felder zu fahren. Es würde eine längere Fahrt werden, denn die drei Mädchen waren am vergangenen Abend für ein Feld weit oben in den Vorbergen des Valdor-Gebirges eingeteilt worden.
»Seht!«, rief Iowen und deutete mit ihrem Finger auf einen dunklen Streifen am östlichen Horizont. »Die Blauschwäne kommen zurück.« Vor dem von der tief stehenden Morgensonne in zartes Rosa und Hellblau getauchten, wolkenlosen Himmel war die Gruppe der großen, majestätischen Vögel deutlich zu erkennen.
Nagika hob den Kopf. »Jetzt wird es gewiss keinen Winter mehr geben«, sagte sie und blinzelte in das helle Sonnenlicht.
Die präzise Pfeilformation der Vögel flog nun direkt über die drei Mädchen hinweg. Ihre mächtigen Schwingen erzeugten in der klaren Luft ein Geräusch, das Gesang sehr ähnlich war und für die Bewohner von Thale den Beginn des Frühlings verkündete.
»Schläfst du noch?« Nagika wandte sich Ilahja zu, die neben ihr saß, und sah sie besorgt an. »Oder fühlst du dich nicht wohl?«
Ilahja wich ihrem Blick aus und murmelte etwas Unverständliches. Sie fühlte sich an diesem Morgen tatsächlich nicht sehr gut, denn obwohl sie ihr Kind nun schon acht Mondläufe unter dem Herzen trug, quälte sie morgens noch immer eine hartnäckige Übelkeit, die häufig erst am Nachmittag wieder verschwand. Außerdem ärgerte sie sich darüber, dass man sie zum Pflügen eingeteilt hatte. Jede andere Frau in ihrem Zustand wäre im Dorf geblieben, um sich zu schonen. Doch um unangenehmen Fragen aus dem Weg zu gehen, musste sie die Arbeit annehmen, obgleich das Kind inzwischen sehr groß war und sie immer mehr daran hinderte, sich wie gewohnt zu bewegen. Ihr Rücken schmerzte jetzt häufig und sie bekam schlecht Luft. Dennoch beklagte sie sich nicht, denn der Zauber, mit dem die Götterbotin sie belegt hatte, wirkte noch immer und niemand schien etwas von ihrem Zustand zu ahnen.
»Mir geht es gut. Aber wir werden Ärger bekommen, wenn wir noch lange hier herumsitzen und den Himmel anstarren«, antwortete sie gereizt und fuhr, als sie die verwunderten Blicke ihrer Freundinnen bemerkte, etwas freundlicher fort: »Die Ältesten hoffen, dass wir in diesem Jahr zweimal ernten können. Da werden wir uns mächtig anstrengen müssen, um die ganze Arbeit rechtzeitig zu schaffen. Also worauf wartet ihr noch?«
Entschlossen nahm sie die Zügel in die Hand und reichte sie Iowen. »Lasst uns endlich losfahren, damit wir unser Feld heute Abend fertig haben. Die anderen Frauen können dann schon morgen mit der Aussaat beginnen.«
»Du möchtest wohl beim Erntefest den Ährenkranz für besonderen Arbeitseinsatz erhalten«, neckte Nagika und strich sich eine widerspenstige braune Locke aus dem Gesicht. Dabei sah sie Ilahja
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