Die Saga von Thale 01 - Elfenfeuer
schmunzelnd von der Seite an.
Diese hob die Hände in einer abwehrenden Geste und sagte: »Die Gütige Göttin bewahre mich, dann müsste ich ja mit dem Dorfältesten tanzen.«
Bei diesen Worten wurde es plötzlich sehr still auf dem Wagen. Iowen und Nagika sahen sich betroffen an. Ilahjas Worte waren sehr leichtsinnig, denn es war streng verboten, den Namen der verbannten Göttin öffentlich auszusprechen. Vorsichtig blickte sich Nagika nach allen Seiten um und stellte erleichtert fest, dass außer ihnen offenbar niemand Ilahjas Worte gehört hatte. Alle, die sich in ihrer Nähe befanden, waren damit beschäftigt, sich für die Arbeit auf den Feldern vorzubereiten. »Bist du verrückt geworden, Ilahja?«, flüsterte sie erschrocken. »Du bringst dich mit solchen Äußerungen noch vor das Tribunal in Nimrod.« Sie sah ihre Freundin kopfschüttelnd an, doch diese zuckte nur gleichgültig mit den Schultern.
»Ich glaube, es ist besser, wir fahren jetzt«, sagte Iowen hastig, um zu verhindern, dass Ilahja noch einmal etwas Unüberlegtes sagte. Eilig band sie sich ihr Tuch um den Kopf und nahm die Zügel wieder zur Hand. Dann gab sie den Pferden mit den ledernen Riemen einen leichten Klaps auf den Rücken und schnalzte mit der Zunge. »Na los, ihr Braunen!«, rief sie. »Wir haben heute noch einen weiten Weg vor uns.«
Als der Wagen rumpelnd anfuhr, setzte sich Ilahja so bequem wie möglich hin und schloss die Augen. Sollten die anderen ruhig denken, dass sie noch müde war. Sie brauchte all ihre Kraft, um auf den unwegsamen, vom Winterregen ausgewaschenen Straßen ihre Übelkeit zu unterdrücken und ihr Gewicht zu verlagern, um den kräftigen Bewegungen ihres Kindes Raum zu verschaffen.
Ilahja war so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass sie zunächst nicht bemerkte, dass Iowen die Pferde anhielt.
»Aufwachen, Ilahja«, rief diese. »Wir sind da!«
Ilahja öffnete die Augen und blinzelte. Direkt vor ihr lag das große Feld und wartete darauf, von fleißigen Händen aus dem Winterschlaf geweckt zu werden. Der feuchte Boden dampfte im Sonnenlicht und verbreitete einen angenehm würzigen Geruch nach warmer Erde und feuchtem Gras.
Ilahja streckte sich und drückte in einer verräterischen Geste die Hände gegen den Rücken, bevor sie vom Wagen stieg. Ihre Freundinnen schienen das jedoch nicht zu bemerken. Sie waren bereits dabei, die Pferde auszuspannen und die beiden großen Pflüge vom Wagen zu laden.
Als sie damit fertig waren, nahm Nagika die Zügel des größeren Pferdes und klopfte ihm auf die Flanke. »Ich werde dort drüben beginnen«, sagte sie und deutete mit ihrer freien Hand auf den linken Feldrand.
Ilahja wollte sich auf keinen Fall anmerken lassen, wie schlecht sie sich fühlte. Deshalb griff sie wortlos nach den Zügeln des zweiten Tieres und führte es zum rechten Feldrand.
Weiße Wolken stiegen aus den Nüstern des Tieres und erhoben sich in den Himmel, als sie das Pferd mit lauten Rufen zur Arbeit antrieb. Kraftvoll und gleichmäßig zog es den Pflug über das Feld. Ilahja war froh, mit einem so erfahrenen Pferd zu arbeiten, denn sie spürte, dass sie nicht mehr genügend Kraft besaß, um ein störrisches Tier zur Arbeit zu bewegen.
Während Ilahja und Nagika mit dem Pflügen begannen, suchte Iowen nach einem trockenen und sonnigen Lagerplatz. Schon bald hatte sie in der Nähe des Wagens eine Stelle gefunden, an der die Wärme der Sonnenstrahlen die weichen Halme des Schöngrases zu einem dichten Teppich wachsen ließ. Sorgfältig breitete sie die mitgebrachten Decken aus und stellte das Essen in den spärlichen Schatten eines niedrigen Busches, der schon sein erstes Grün trug. Dann setzte sie sich und beobachtete ihre Freundinnen bei der Arbeit. Nagika und Ilahja schienen jedoch keine Schwierigkeiten zu haben. Die Pferde waren munter und die Feldarbeit gewohnt. Der Boden war locker und es gab hier nur wenige große Steine, sodass der Pflug fast ungehindert hindurchfahren konnte.
Iowen seufzte und gestattete es sich, für einen kurzen Moment die Augen zu schließen.
Die Luft war erfüllt vom Gesang der kleinen Feldgraulinge und aus einem Gehölz hinter Iowen trug ein schwacher Luftzug den lieblichen Duft von Wildpflaumenblüten zu ihr herüber. Nach dem langen Winter nahm sie all diese Dinge überdeutlich wahr und genoss das herrliche Gefühl der warmen Frühlingssonne auf ihrem Gesicht.
»Iowen, Iowen!« Jemand rief sie und rüttelte energisch an ihrem Arm. Benommen richtete sie sich auf
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