Die Saga von Thale 02 - Die Macht des Elfenfeuers
einen kräftigen Stoß. Kiany stolperte und musste wieder nach vorn schauen, um nicht zu stürzen. Schwankend folgte sie der leuchtenden Kugel um eine Biegung und seufzte. Jetzt würde sie nie herausfinden, ob tief im Wasser wirklich ein Lichtschein aufgeleuchtet hatte, oder ob sie nur den Widerschein der magischen Lichtkugel gesehen hatte.
Wenige Augenblicke später gabelte sich der Tunnel. Asco-Bahrran führte Kiany nach rechts und schritt noch schneller aus. Plötzlich endete der Gang vor einer geschlossenen Eisentür. Asco-Bahrran trat darauf zu und rüttelte an dem Riegel. Nichts geschah!
Fluchend, als hätte er fest damit gerechnet, sie offen zu finden, trat er einige Schritte zurück und hob die Hände. Sein Mund bewegte sich, doch kein Laut kam ihm über die Lippen, während rot glühende Blitze aus seinen Fingern schössen. Die Blitze züngelten und wisperten an Türschloss und Riegel und schließlich öffnete sich die Tür mit leisem Ächzen.
»Hinein!« Unsanft schob Asco-Bahrran Kiany durch den schmalen Türspalt. Das Echo ihrer Schritte auf dem geröllübersäten Boden hallte erschreckend laut durch die Dunkelheit und verlor sich weit entfernt in der Stille. Es war kalt und Kiany blickte sich fröstelnd um. Das Licht der magischen Kugel reichte nicht bis zu den Wänden und zur Decke, doch die Geräusche verrieten ihr, dass sie sich in einer gewaltigen Höhle befand. Am Rand des Lichtscheins entdeckte sie die Überreste von Kisten. Das Holz war zersplittert, von Spinnenweben überzogen und mit einer dicken Staubschicht bedeckt. Auch die Luft war staubgetränkt und trug den schweren Geruch unsagbaren Alters in sich. Die ganze Höhle wirkte so erhaben, dass Kiany das Gefühl hatte, durch den Klang ihrer Schritte etwas unglaublich Altes und Heiliges zu entweihen.
Ich dürfte nicht hier sein, schoss es ihr durch den Kopf. Niemand dürfte hier sein. Was immer hier ruht, sollte in Frieden gelassen werden. Es ist nicht recht, es zu wecken.
Verstohlen blickte sie sich um, doch die Dunkelheit schien nicht bereit, ihre Geheimnisse preiszugeben. Und plötzlich hatte Kiany das Gefühl, aus den Schatten heraus beobachtet zu werden.
In dem feinen Staubteppich auf dem Tunnelboden waren die Spuren von Asco-Bahrran und dem Mädchen deutlich zu erkennen. Eigentlich waren nur die Fußabdrücke des Mädchens zu sehen, doch die verwischten Muster daneben konnten nur von Asco-Bahrrans langem Umgang stammen. Skynom grinste und rieb sich die Hände. Nie hätte er damit gerechnet, dass ihm das Schicksal so in die Hände spielen würde. Asco-Bahrran war allein!
Ein leises gackerndes Geräusch drang aus seiner Kehle. Vorsichtig tastete er mit der Hand noch einmal nach dem Asaak. Seine Hand berührte das weiche Tuch, er spürte das harte Metall des Dolches darunter und fühlte sein Herz in freudiger Erregung pochen. Nun gab es kein Halten mehr. Mit weit ausgreifenden Schritten machte er sich auf den Weg, um seine Rache zu vollenden.
»Warte! « Asco-Bahrrans Stimme durchschnitt die Stille der Höhle und verhallte als leises Echo in der Dunkelheit. Im spärlichen Licht der Leuchtkugel sah Kiany, wie sich der Stoff der roten Kapuze bewegte, als blicke sich der Meister suchend um. Er löste die Hand von Kianys Arm und schritt, den Blick fest auf den Boden geheftet, hierhin und dorthin, während er mit dem Fuß immer wieder über den staubigen Boden fuhr. Zwischendurch warf er ab und zu prüfende Blicke zur Decke und murmelte leise vor sich hin. Kaum drei Längen von Kiany entfernt hielt er schließlich inne und bückte sich, um etwas am Boden zu untersuchen. » J a « , stieß er mit spröder Stimme hervor. »Ja, hier ist es.«
Er richtete sich auf, spreizte die Hände und vollführte eine wischende Geste auf dem Boden.
»Sorna!« Unmengen von Staub wirbelten auf, als Asco-Bahrans magische Winde den Boden von jeder Verunreinigung befreiten. Zurück blieb eine ebenmäßige schwarze Fläche, die das Licht der magischen Kugel zu verschlucken schien und auf dem geröllübersäten Boden seltsam fehl am Platz wirkte.
Asco-Bahrran hob den Arm und die Leuchtkugel schwebte höher, bis sie etwa zwei Längen über ihren Köpfen stand. »Erendun nidua!« Augenblicklich wurde das Licht der Kugel stärker. Die leuchtende Aura vergrößerte sich, dehnte und streckte sich nach allen Seiten und erhellte schließlich einen Großteil der Höhle vom Boden bis zur Decke.
Kiany hielt vor Staunen den Atem an. Sie befanden sich in einer
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