Die Saga von Thale 02 - Die Macht des Elfenfeuers
geworden war. Das eiserne Gebiss schnitt tief in das weiche Maul des Pferdes, doch es schien den Schmerz nicht mehr zu spüren. Mit verdrehten Augen lag es auf der staubigen Erde und wäre sein rechter Vorderhuf nicht hin und wieder in einer hilflosen Bewegung über den Boden gezuckt, hätte man es für tot gehalten. »Steh auf!« Wütend stieß Skynom ihm die Spitze seines Stiefels in die Flanke. »Steh auf, bevor sie dich entdecken. Oder willst du vielleicht ihr Abendessen werden?« Ein leises, wimmerndes Geräusch drang aus der Kehle des Tieres, doch es rührte sich nicht.
»Krrusaj a jarak ne'antuilar!« Ein stämmiger Cha-Gurrlin, der ganz in der Nähe Pfeile auf einen Karren geladen hatte, trat neugierig näher. Mit gierigem Blicken starrte er auf das Pferd und leckte sich die Lippen. »]eerrok a Kaisum!« Mit einer auffordernden Handbewegung rief er zwei weitere Cha-Gurrline zu sich, die am Feuer saßen und ihre Schwerter schärften. Die beiden verstanden sofort. Während sich der eine mit dem Schwert in der Hand erhob, ergriff der andere eine tönerne Schüssel und eilte grinsend näher.
Skynom sah sie kommen und zerrte erneut an den Zügeln, doch das Pferd rührte sich nicht.
»Verdammt!« Fluchend versuchte er das Pferd zum Weitergehen zu bewegen, indem er es mit der Schulter anschob. Vergeblich. Schon hatten die Cha-Gurrline ihn umzingelt. »Fradurr-Fleisch«, sagte der eine und deutete auf das Pferd.
»Fradurr!« Seine Kameraden nickten und rieben sich in einer eindeutigen Geste über die mit borstigen Haaren besetzten Bäuche. »Wagt es ja nicht!«, rief Skynom und hob in einer drohenden Geste die Hand, als wolle er einen Zauber wirken. Doch seine Stimme schwankte und die Furcht vor den barbarischen Kriegern ließ sein Gehabe ziemlich lächerlich wirken. Die Cha-Gurrline schienen das zu spüren und traten gelassen näher. Bald waren sie so nahe, dass ihr widerlicher Gestank Skynoms Nase peinigte, doch er schluckte die aufkommende Übelkeit hinunter, entschlossen, um sein Pferd zu kämpfen. Das arme Tier zitterte erbärmlich, rollte wild mit den Augen und war am ganzem Körper mit flockigem Angstschweiß bedeckt.
»Arkum sa nadumi ral« Nachdrücklich schob einer der Krieger den Magier beiseite, als wäre er ein störrisches Kind. »Fradurr!«, sagte er noch einmal, packte das Pferd bei der Mähne und winkte den Krieger herbei, der das Schwert trug.
»Nein, das ist mein Tier!«, schrie Skynom entsetzt. Er brauchte das Pferd. Mit fliegenden Fingern versuchte er, den Asaak unter seinem Gewand hervorzuholen. Gegen die drei Krieger hatte ein überrumpelter Magier keine Aussicht, sich wirkungsvoll zu verteidigen. Aber so leicht würde er sich nicht geschlagen geben. Der Magie des Elfendolches waren auch die Cha-Gurrline wehrlos ausgeliefert.
Endlose Augenblicke verstrichen, in denen Skynom versuchte, den Asaak von dem dicken Tuch, das ihn umhüllte, zu befreien. Die Furcht, die Klinge aus Versehen selbst zu berühren, lähmte seine Bewegungen und verschwendete Zeit, die er nicht besaß.
Als er es endlich geschafft hatte, war es zu spät sein treues Reittier lag zuckend am Boden. Das Schwert des Cha-Gurrlins hatte die Kehle des Pferdes durchtrennt und der rote Lebenssaft des Tieres schoss pulsierend aus der klaffenden Wunde. Einer der Krieger kniete daneben, um das warme Blut in einer Schale aufzufangen.
»Ihr Schufte! « Einen Augenblick lang war Skynom versucht, den Asaak trotzdem einzusetzen, doch ein leiser Gedanke mahnte ihn zur Vorsicht. Asco-Bahrran würde die Magie vermutlich spüren und . . . Skynom erschauerte und wickelte den Elfendolch zähneknirschend wieder in das Tuch. Er musste vorsichtig sein. Man konnte nie wissen, wie der Meister eine solch unbedachte Tat aufnahm.
»Das werdet ihr noch büßen! « , rief er wutentbrannt und drohte den Cha-Gurrlinen, die abwechselnd und geräuschvoll aus der Schale tranken, mit der Faust. Er hatte sich nie an die barbarische und blutrünstige Art der Krieger gewöhnen können und wandte sich angewidert ab. Dass er sein Pferd nicht hatte retten können, ärgerte ihn maßlos. Am schlimmsten aber war die Aussicht, dass er von nun an zu Fuß gehen musste.
Missmutig setzte er seinen Weg fort und drehte sich nicht einmal um, als hinter ihm die Geräusche eines heftigen Kampfes erklangen. Vermutlich waren auch andere hungrige Cha-Gurrline durch den Blutgeruch auf den Kadaver aufmerksam geworden und beanspruchten einen Teil des kostbaren Fleisches für
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