Die Saga von Thale 02 - Die Macht des Elfenfeuers
Priesterinnenmutter lag die stumme Bitte, den Wunsch der Nebelelfe abzuschlagen und ihr zu verbieten, Kiany in die Hauptstadt der Elfen zu bringen. Der oberste Druide runzelte die Stirn und ließ seinen Blick von der Priesterinnenmutter über Sayen zu Naemy und von dort zu Kiany wandern, wo er eine Weile hängen blieb. »In dieser schweren, von schrecklichen Ereignissen überschatteten Zeit«, begann er schließlich, »ist es meine oberste Pflicht, dem Volk Thaies zu dienen. Dazu muss ich jede noch so geringe Möglichkeit nutzen, dem Feind, den wir noch nicht kennen, erfolgreich gegenübertreten zu können. Da wir zurzeit keine Kunde darüber besitzen, wer der Feind ist und wo er sich versteckt hält, sehe ich mich gezwungen, jede Spur zu verfolgen, auch wenn sie noch so klein ist. Die Nebelelfe Naemy genießt in dieser Beziehung mein volles Vertrauen. Ihr Wort, dass dem Mädchen nichts geschehen wird, genügt mir.« Er nickte Naemy zu. »Ich erteile dir hiermit die Erlaubnis, die Novizin Kiany mit nach
Caira-Dan zu nehmen, um Aufschluss über ihre Visionen oder wie ihr glaubt, Sayen über ihre Träume zu erhalten.«
»Caira-Dan ist weit«, gab die Priesterinnenmutter zu bedenken, die Kiany noch immer im Arm hielt. »Es wird viele Sonnenläufe dauern, bis Kiany zurückkehrt. Aber so viel Zeit haben wir nicht. Banor, der Gesandte des Graslandes, wird in wenigen Sonnenläufen hier eintreffen, um Kiany nach Hause zu bringen. Wenn sie bis dahin nicht wieder hier ist, kann sie vor Einbruch des Winters nicht in ihre Heimat, das Grasland, zurückkehren.«
»Wenn wir nicht bald einen Hinweis auf den Feind finden, wird es vermutlich keine Heimat mehr geben, in die sie zurückkehren könnte!« Naemys Worte trafen die Priesterinnenmutter mit der Schärfe eines Schwerthiebs. »Schon jetzt mehren sich die Berichte von Übergriffen der Cha-Gurrline an der Grenze zur Finstermark. Sie tauchen plötzlich auf und verschwinden ebenso schnell, wie sie gekommen sind. Den wenigen Grenzposten gelingt es nicht, ihrem Treiben Einhalt zu gebieten. Ihr kennt die Berichte so gut wie ich. Seht Ihr es nicht, oder wollt Ihr es nicht sehen ? Irgendwo dort oben lauert eine Gefahr, die uns alle bedroht und die uns überrennen wird, wenn wir es nicht schaffen, rechtzeitig einen wirksamen Widerstand zu errichten.«
»Gut gesprochen!« Zum ersten Mal meldete sich Jukkon zu Wort. »Auch ich finde, dass wir nichts unversucht lassen sollten, um die Vision zu entschlüsseln, die Kiany auf dem Turm hatte. Doch ich gebe auch der Priesterinnenmutter Recht, die den Weg nach Caira-Dan für zu weit hält. Wie denkt Ihr darüber, Naemy? «
»Zahir ist kräftig genug, um zwei Menschen zu tragen«, erwiderte die Nebelelfe. »Mit ihm wird die Reise nur einen Sonnenlauf lang dauern, sodass wir allerspätestens in vier Sonnenläufen zurück sein werden.«
»Ich darf auf einem Riesenalp reiten?« Kiany starrte die Nebelelfe an und ihre Augen strahlten.
»Wenn du es dir zutraust, nehme ich dich mit.«
»Und ob ich mir das zutraue! « Kiany streifte den Arm der Priesterinnenmutter ab und straffte sich. »Sunnivah ist schließlich auch auf einem Riesenalp geritten. Nichts täte ich lieber!«
»Nun, Sayen?« Der Abner wandte sich an den Meisterseher. »Findet die Entscheidung, Kianys Visionen von einer Elfenpriesterin untersuchen zu lassen, auch Eure Zustimmung?«
»Ich habe zwar meine Zweifel, was den Erfolg angeht«, meinte Sayen, »doch ich teile Jukkons Meinung, dass wir alles versuchen müssen, um zu erfahren, wer hinter diesen schrecklichen Ereignissen steckt.«
»Dann ist es also beschlossen«, verkündete der Abner, ohne auf das missbilligende Gesicht der Priesterinnenmutter zu achten. »Sobald sich der Sturm gelegt hat, brechen Naemy und Kiany auf.« Als die Sonne über dem nördlichen Grasland aufging, erreichte der erschöpfte Cha-Gurrlinen-Krieger die ersten Schatten der ewigen Dunkelheit, die ihre Geheimnisse unter einem undurchdringlichen Mantel aus Düsternis verbarg. Zwar hatte der Tod einige Gedanken aus seinem Bewusstsein gelöscht, doch die fremde Wesenheit, die nun die Herrschaft über den riesenhaften Körper ausübte, hatte viele Erinnerungen des Kriegers gerettet. So konnte sie sich mühelos an seinen Namen und den Ort erinnern, an dem er zu Hause war, und das war zunächst das Wichtigste. Nach Hause! Müde setzte der wieder erweckte Krieger seinen Weg über die trockene und steinige Erde der Finstermark fort. Die sechs Grasländer zu
Weitere Kostenlose Bücher