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Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Titel: Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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wuchtigen Tisch, an dem er saß.
    Okowan blickte nicht auf. Um den Bittsteller zu verunsichern, tat er weiterhin beschäftigt und beachtete ihn nicht.
    »Herr?« Die Stimme des Mannes war so leise und schüchtern, dass Okowan angewidert das Gesicht verzog. Er verachtete Schwächlinge und hasste nichts mehr als verweichlichte Männer, die kein Selbstvertrauen besaßen.
    »Herr?«, fragte der Mann noch einmal etwas lauter, als fürchtete er, nicht gehört worden zu sein.
    »Was willst du?«, fuhr Okowan ihn an. In gespieltem Unmut legte er die Pergamente zu Seite und funkelte den ausgemergelten Grasländer ärgerlich an. Wie alle Flüchtlinge trug er schmutzige und zerschlissene Kleidung, und obgleich die Stimme noch sehr jung klang, machte es der ungepflegte Bart unmöglich, sein Alter zu schätzen. »Denkst du, ich habe dich nicht kommen gehört, oder hältst du dein lumpiges Anliegen für so wichtig, dass jeder, und sei er noch so beschäftigt, sich augenblicklich darum kümmern muss?«
    Der Grasländer blickte beschämt zu Boden und knetete verlegen einen staubigen Hut in den Händen. »Entschuldigt, Herr. Ich wollte Euch nicht stören, aber der Mann draußen . . . «
    »So, du wolltest nicht stören, wie?« Okowan spürte die Furcht des Mannes und erfreute sich an dessen Qual. »Dann hättest du besser nicht sprechen sollen, bevor ich dich dazu auffordere.« Entzückt bemerkte er, wie der Mann erschrak, und fuhr mit gefährlich leiser Stimme fort: »Damit hast du mich nämlich gestört, ganz erheblich sogar. Und das schätze ich gar nicht.« »Aber der Mann an der Tür hat. . . «
    »Gesagt, dass du hereinkommen sollst!«, brauste Okowan auf. »Aber nicht, dass du auch sprechen darfst.« Berauscht vom Gefühl der Überlegenheit, machte sich Okowan einen Spaß daraus, den Mann weiter zu quälen. »Weißt du, was ich mit Ruhestörern wie dir zu tun pflege?«, sagte er in gespieltem Zorn. »Menschen, die keine Achtung vor Höherstehenden haben und die nicht wissen, was sich ziemt?«
    » N ... nein.« Der Mann zitterte am ganzen Körper.
    »Nichts!« Okowan grinste breit. »Ich schicke sie fort und lasse sie in ihrem Elend verrecken.«
    »Oh, bitte . . . Bitte tut das nicht!«, stammelte der Grasländer und sank demütig auf die Knie. »Ich ... wir haben einen Säugling, einen Sohn, er ist erst drei Mondläufe alt, doch meine Frau hat keine Milch, um ihn zu ernähren. Er schreit und ist vor Hunger schon ganz schwach. Ich brauche dringend Milch, sonst stirbt er. Aber in ganz Nimrod ist keine Milch zu bekommen. Oh, bitte schickt mich nicht fort. Zehn Sommer haben wir auf dieses Kind gewartet und dafür gebetet. Es darf nicht sterben. Das würde meiner Frau das Herz brechen«, er schluchzte auf, »und dann . . . dann würde ich auch sie verlieren.«
    »Welch eine tragische Geschichte«, sagte Okowan in einem Tonfall, der unverhohlen deutlich machte, dass ihn das Leid des Mannes nicht im Geringsten berührte. »Du bist ungefähr der Zehnte, der mir heute so etwas vorjammert«, stellte er nüchtern fest und betrachtete gelangweilt seine Fingernägel. So folgte eine kurze Pause, in der Okowan tat, als dächte er über etwas nach, dann sagte er gönnerhaft: »Eigentlich müsste ich dich ob deines unverschämten Verhaltens rauswerfen lassen, doch du hast Glück. Ich bin heute wohl gelaunt, und vielleicht kommen wir ja doch noch ins Geschäft.«
    »Heißt das, Ihr könntet Milch für meinen Sohn besorgen?« Neue Hoffnung glomm in den Augen des Mannes, als er aufsah.
    »Ich kann alles besorgen«, erwiderte Okowan von oben herab. »Die Frage ist nur, ob du es dir leisten kannst.« Der Grasländer richtete sich auf und wühlte in den Taschen seiner Jacke. »Meine Frau hat mir ihren Schmuck mitgegeben«, sagte er hastig. »Er ist alles, was wir besitzen. Das Heer kam so plötzlich. Wir wurden nicht gewarnt und . . . «
    »Ja, ja«, unterbrach ihn Okowan gelangweilt. »Auch das habe ich heute schon mindestens zehnmal gehört. Nun zeig schon, was du hast.«
    »Hier... hier ist es.« Mit zitternden Händen holte der Grasländer eine kurze Perlenkette, vier silberne und drei kupferne Ringe aus der Tasche und legte sie auf den Tisch.
    »Ist das alles?« Stirnrunzelnd hob Okowan die Perlenkette in die Höhe und hielt sie ins Licht. »Mit dem wertlosen Zeug kannst du hier in Nimrod nicht einmal einen Becher Wasser bekommen«, urteilte er. »Dafür halte ich doch nicht meinen Kopf hin, um dir Milch zu besorgen.« Verächtlich warf er die

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