Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Titel: Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
Vom Netzwerk:
Die Furcht der Menschen vor dem drohenden Krieg und sein Gespür für gute Geschäfte hatten ihn in kürzester Zeit zu einem angesehenen und gefragten Mann gemacht, da er gute Beziehungen hatte und damit die Möglichkeit besaß, Dinge zu besorgen, die sonst nirgends zu bekommen waren. Dinge, nach dessen Herkunft man besser nicht fragte. Mittlerweile beschäftigte Okowan mehr als ein Dutzend zwielichtiger Gestalten, die ihm die verlangte Ware zumeist auf ungesetzlichem Weg besorgten.
    Gefragt waren vor allem ganz alltägliche Dinge wie haltbares Gemüse, wärmende Decken, Töpfe, Tonkrüge oder Brennholz -Gegenstände, die noch vor kurzem als wertlos galten, weil sie reichlich vorhanden waren. Doch die Lager der Stadt waren leer, und vor allem den Flüchtlingen aus dem Grasland mangelte es am Nötigsten. Viele hatten bei der Flucht kaum etwas retten können und besaßen nur das, was sie am Leib trugen. Andere aber hatten Schmuck, Münzen oder Wertsachen dabei, die sich hervorragend als Zahlungsmittel eigneten.
    Der Druidenrat tat alles in seiner Macht Stehende, um den heimatlos gewordenen Menschen zu helfen, doch inzwischen strömten so viele Flüchtlinge in die Stadt, dass auch die Spenden der Bevölkerung und die Hilfsangebote der Priesterinnen der Gütigen Göttin nicht ausreichten, um den Mangel zu lindern.
    So war es kein Wunder, dass es sich unter den Grasländern schnell herumsprach, im Haus der Sinne gebe es jemanden, der selbst unerreichbare Dinge noch zu beschaffen vermochte. Das war natürlich nicht ganz billig, doch die Verzweiflung hatte die Menschen fest im Griff, und niemand murrte, wenn er goldenes Geschmeide für einen alten Wasserkrug oder eine löchrige Decke hingeben musste. Oft standen die Menschen schon am frühen Morgen vor dem Haus der Sinne und hofften darauf, bei dem ehrenwerten Okowan, wie sie ihn nannten, vorsprechen zu dürfen.
     
     

 
4
     
    Ein Blick aus dem vergitterten Fenster bestätigte Okowan, dass draußen wieder ein halbes Dutzend Grasländer auf eine Audienz wartete. Der feiste Sohn des Freudenhausbesitzers seufzte glücklich. Das nahende Heer war zu einem echten Glücksfall für ihn geworden, und er genoss die Macht, die er über die Not leidenden Menschen hatte, in vollen Zügen. Dass man ihn plötzlich mit »Hoher Herr« ansprach, war Balsam für seine Seele. Er labte sich an den unterwürfigen Blicken und machte sich einen Spaß daraus, den verzweifelten Menschen für eine wollene Decke ein Vielfaches an Wert abzuverlangen. So türmten sich in dem kleinen Hurenzimmer, das ihm als »Audienzsaal« diente, neben dem Münzberg inzwischen auch unzählige Schmuckstücke, wertvoller Zierrat und kunstvolle Gegenstände.
    Nur gut, dass mein Vater nichts davon weiß, dachte Okowan und blickte auf die angehäuften Reichtümer. Der raffgierige Alte würde sicher einen unverschämt hohen Anteil davon verlangen. Doch das stand nicht zu befürchten. Okowans Vater siechte schon seit dem Frühling an einer schleichenden Krankheit dahin und hatte sein Zimmer seit fünf Mondläufen nicht mehr verlassen. Okowan hatte die Führung des Freudenhauses wie selbstverständlich übernommen, ihn jedoch nie besucht. Der Geruch nach Krankheit und Fäulnis widerte ihn an. Aus den Berichten der Huren, die seinen Vater pflegten, wusste er aber, dass es nicht gut um ihn stand. Vermutlich würde der Alte den Winter nicht überstehen.
    Ein heftiges Pochen an der Tür riss Okowan aus den Gedanken. Gleich darauf wurde die Tür geöffnet, und ein breitschultriger Mann mit ungepflegtem Äußeren und einer Augenklappe steckte den Kopf zur Tür herein. Er war einer der beiden Posten, die vor der Tür standen, um Okowans Reichtümer zu bewachen und den Strom der Hilfesuchenden zu lenken.
    »Ein dringender Fall, Herr«, sagte er mit tiefer Stimme.
    »Dringend?« Okowan schürzte die Lippen und rieb sich nachdenklich das Kinn. Die Abendsonne brach sich in den sieben juwelenbesetzten Ringen an seinen Fingern und warf farbige Lichter an die niedrige Zimmerdecke, während er so tat, als müsste er erst abwägen, ob er geneigt sei, den armen Teufel, der vor der Tür wartete, zu empfangen. Schließlich nahm er einige Pergamente zur Hand und tat, als läse er darin. »Schick ihn rein«, befahl er dem Wachtposten, ohne den Blick von den Unterlagen zu nehmen.
    Die Tür wurde kurz geschlossen, und Okowan hörte Stimmen in der Schankstube. Dann öffnete sie sich wieder, und leise ehrfurchtsvolle Schritte näherten sich dem

Weitere Kostenlose Bücher