Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers
Zwischenwelt zu reisen, und mit denen sie - anders als bei Shari -keine tiefe Zuneigung verband.
Und während Naemy versuchte, in den kommenden Sonnenläufen einen Plan für die Befreiung der Elfen zu entwickeln, herrschte in Nimrod aufgeregte Betriebsamkeit.
Obwohl der Druidenrat versucht hatte, die Kunde des herannahenden Heeres so lange wie möglich geheim zu halten, sickerte die Nachricht schnell nach draußen, wo sie sich unter der Bevölkerung wie ein Lauffeuer verbreitete. Bald gab es in der ganzen Stadt kein anderes Thema mehr. Jeder wollte plötzlich etwas Ungewöhnliches gehört oder gesehen haben, und so mancher, der das Ganze für einen üblen Scherz hielt, machte sich einen Spaß daraus, die herrschende Furcht und Unsicherheit noch weiter anzufachen. Absonderliche Geschichten und Berichte machten die Runde und schürten die Panik und Verzweiflung unter den Menschen, obwohl ihnen nur selten ein Funken Wahrheit anhaftete.
Innerhalb von drei Sonnenläufen gab es auf dem Markt keine Nahrungsmittel mehr zu kaufen, und jene, die sich zu spät bevorraten wollten, lieferten sich heftige Auseinandersetzungen mit denen, die einen gut gefüllten Vorratskeller besaßen. Immer wieder musste die Stadtwache eingreifen, um größere Tumulte zu verhindern. Sie tat ihr Bestes, doch selbst das entschlossene Vorgehen der Waffenträger konnte nicht verhindern, dass die Unruhe unter der Bevölkerung weiter anschwoll.
Am Abend des dritten Sonnenlaufs, nachdem Glamouron dem Rat die Nachricht von dem Angriff überbracht hatte, sah sich Anthork schließlich gezwungen, die Bürger umfassend über die Lage in Kenntnis zu setzen, um den aus der Luft gegriffenen Gerüchten einen Riegel vorzuschieben.
Der oberste Druide bedauerte zutiefst, dass nicht mehr Zeit zur Verfügung stand, und hätte sich gewünscht, die Vorbereitungen zur Verteidigung Nimrods nicht so überstürzen zu müssen und mit ausgereiften Vereidigungsplänen vor das Volk treten zu können, doch die Kurierreiter, die in den vergangenen Sonnenläufen mit den Riesenalpen ins Grasland geflogen waren, brachten die beunruhigende Kunde, dass sich das feindliche Heer viel schneller als erwartet voran bewege. Unzählige Dörfer hatten die Krieger auf dem Vormarsch bereits zerstört, darunter auch einige, deren Bewohner nicht mehr rechtzeitig hatten gewarnt werden können. Der Verlust so vieler unschuldiger Menschenleben machte Anthork das Herz schwer, doch er ahnte, dass dies nur der Anfang war.
Die wenigen Stufen hinauf auf die Zinnen der Inneren Festung, vor deren Mauern sich fast die gesamte Bevölkerung der Festungsstadt versammelt hatte, forderten ihm viel Kraft ab. Es war der schwerste Weg, den er in seiner langen Amtszeit als oberster Druide gehen musste. Er wusste, dass sich die verängstigten Menschen aus den Worten Trost und Zuversicht erhofften, doch ihm war klar, dass er diese Hoffnung nicht schenken konnte. Die Lage war schwierig und unberechenbar. Und obwohl die Menschen dem Feind nicht allein gegenüberstanden, lag der Ausgang der bevorstehenden Schlacht im Dunkeln.
Die Nebelelfen würden kommen. Ohne zu zögern hatten sie sich nach Glamourons erschreckendem Bericht bereit erklärt, den bedrängten Menschen zu helfen. Und obwohl auch sie bis dahin keinerlei Hinweise auf eine Bedrohung aus dem Norden hatten, hatten sie unverzüglich mit den Vorbereitungen zur Verteidigung des Landes begonnen. Eine erste Einheit der Nebelelfen war schon am frühen Morgen in Nimrod eingetroffen, und der Strom der Elfenkrieger, die durch die Zwischenwelt in die Festungsstadt gelangten, nahm seitdem kein Ende.
Auch die zweihundert Angehörigen der gewaltigen Riesenalpkolonie in den Höhenzügen des Ylmazur-Gebirges befanden sich bereits auf den Weg nach Nimrod, um sich dem gemeinsamen Feind zu stellen - doch würde das genügen?
Gemeinsam mit den anderen Mitgliedern des Druidenrats betrat Anthork die Zinnen der Inneren Festung. Er wollte sich die Zweifel auf keinen Fall anmerken lassen und verbarg die wahren Gedanken sorgfältig hinter einer ernsten und würdevollen Miene. Die Arme beschwörend erhoben, trat er an die gemauerte Brüstung und wartete.
Augenblicklich erstarb alles Gemurmel, und ein erwartungsvolles Schweigen senkte sich über den Platz, der bis zum Bersten mit Menschen gefüllt war.
»Bürger von Nimrod!«, hob Anthork an, und wie immer, wenn er hier eine Rede hielt, hallte seine Stimme magisch verstärkt über den ausgedehnten Platz. Die Worte des obersten
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