Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers
ihm auch diesmal, die wenigen Längen bis zu dem thronähnlichen Stuhl in der Mitte des Zeltes sicheren Schrittes zurückzulegen. Der wuchtige hölzerne Stuhl war leer. Ein kaltes grünes Leuchten, das keine Quelle zu haben schien, flutete von der Decke herab und hüllte ihn fast völlig ein. Dort, wo das Licht den Boden berührte, verwandelte es sich in einen eisigen Nebel, der in zähen Schwaden durch das Zelt wallte.
Zwei Schritte von der Lichtsäule entfernt sank Asco-Bahrran inmitten des eisigen Nebels auf die Knie, presste die Stirn auf den Boden und wartete. Aus den Augenwinkeln sah er, wie das Licht an Kraft gewann, und spürte, wie ihm die Kälte mit eisigen Fingern unter die Gewänder kroch, während sich gleichzeitig ein schwefelartiger Geruch im Zelt ausbreitete, der der Ankunft des Meisters vorausging. Der Magier rührte sich nicht. Die Stirn fest auf den Boden gepresst, verharrte er in reglosem Schweigen und wartete darauf, dass An-Rukhbar zu sprechen anhob. Er hasste es, sich so demütig zu verhalten, und verabscheute sich selbst für das unterwürfige Gehabe, doch er wusste auch, dass es der einzige Weg war, sein Ziel zu erreichen. Alles hatte einen Preis, und wenn dies ihn zu Macht und Reichtum führte, war er bereit, den Preis auch zu entrichten.
»Steh auf!« Ohne ein Wort der Begrüßung ertönte die tiefe, seltsam verzerrte Stimme des Meisters in unmittelbarer Nähe und ließ Asco-Bahrran erschauern. Den Blick fest auf den Boden gerichtet, erhob er sich und sagte untertänig: »Mächtiger Fürst und Eroberer Thaies, Ihr hab mich rufen lassen. Womit kann ich Euch dienen?«
»Ich brauche Auskünfte von dir«, erwiderte An-Rukhbar. Wie immer, wenn er auf dem Stuhl erschien, war er in einen weiten nachtblauen Mantel gehüllt, unter dessen Kapuze das Gesicht von einem wallenden blaugrauen Nebel verdeckt wurde. »Die Schlacht der Entscheidung steht unmittelbar bevor. Nicht mehr lange, und wir werden Nimrod angreifen. Ich habe Meldungen bekommen, nach denen sich die Menschen und das Volk der Nebelelfen hinter den Mauern der Festungsstadt verschanzt haben. Tausende Bewaffnete säumen die Zinnen, und zweihundert der gewaltigen Vögel, die ihr Riesenalpe nennt, sollen sich ebenfalls dort befinden. Was hältst du davon?«
»Nun, ich gebe zu, es erstaunt mich zu hören, dass die Druiden in so kurzer Zeit im Stande waren, eine Verteidigung zu planen«, räumte Asco-Bahrran ein. »Ich bin jedoch sicher, dass die Bewaffneten auf den Zinnen kein großes Hindernis darstellen werden. Nimrod besitzt kaum eine Hand voll ausgebildeter Krieger, und selbst wenn die Garnison aus Daran inzwischen dort eingetroffen ist, dürften es keine fünfhundert Mann sein, die Erfahrung im Umgang mit Schwert und Bogen besitzen. Alle anderen sind vermutlich einfache Bürger, denen man eine Waffe in die Hand gedrückt hat.« Er lachte leise. »Die Cha-Gurrlinen werden leichtes Spiel mit ihnen haben.«
»Was ist mit diesen Vögeln und den Nebelelfen?«, hakte An-Rukhbar nach.
»Die werden uns sicher größere Schwierigkeiten machen.« Asco-Bahrran hob den Blick und sah den Meister an. »Das Volk der Nebelelfen ist ein Gegner, den man nicht unterschätzen darf. Männer und Frauen sind gleichermaßen hervorragend in den verschiedenen Waffengattungen ausgebildet. Die Langbogen besitzen eine große Reichweite und gelten als sehr zielsicher. Zudem sind Elfen ausgezeichnete Schwertkämpfer und mit der ausgereiften Kampftechnik, die sich Kre-An-Sor nennt, im Nahkampf kaum zu schlagen. Viele Nebelelfen verstehen es zudem, einen Gegner vom Rücken eines Riesenalps aus anzugreifen. Wenn sich wirklich zweihundert Riesenalpe in der Nähe von Nimrod befinden, wird das die gefährlichste Waffe der Druiden sein. Vermutlich werden sie versuchen, das Heer aus der Luft anzugreifen, in der Hoffnung, die Krieger zu überraschen.«
»Was ist mit dem Tor?«
»Nun, das große Flügeltor ist zweifellos die schwächste Stelle in der Festungsmauer«, erläuterte Asco-Bahrran. »Doch die Druiden wissen das und werden es wahrscheinlich durch Magie vor Feuer oder der Wucht von Rammböcken schützen. Ein Versuch, das Tor von der Ebene aus zu zerstören, würde unter den Kriegern vermutlich hohe Verluste fordern.« Er machte eine Pause und strich sich nachdenklich über den Bart. »Wenn es uns jedoch gelänge, an der ungeschützten rückwärtigen Seite des Tores eine magische Sprengladung zu zünden, hätten wir leichtes Spiel.«
»Gibt es denn noch andere
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