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Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Titel: Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Kette auf den Tisch und schob dem Mann den Schmuck zu. »Steck das wieder ein und verschwinde!«
    »Nein! Bitte! Nein!« Verzweifelt warf sich der Grasländer auf die Knie. »Das könnt Ihr nicht machen, mein Sohn, meine Frau . . . «
    In diesem Augenblick waren vor der Tür erregte Stimmen zu hören. Etwas polterte, und ein Mann fluchte laut, dann wurde die Tür geöffnet, und eine junge Frau stürzte ins Zimmer. Sie war schlank und hatte auffallend lange schwarze Haare, die leicht gekraust waren und im Nacken von bunten geflochtenen Bändern zusammengehalten wurden. Die haselnussbraune Hautfarbe verlieh ihr ein exotisches Aussehen und konnte nur ein Erbe der dunkelhäutigen Steppenkrieger sein, die in kleinen Stämmen als Nomaden durch die Steppe zogen. Ihre schwarzen Augen funkelten zornig, während sie sich energisch aus dem Griff des Mannes mit der Augenklappe wand, der sie aufzuhalten versuchte.
    »Was ist los, Jaro?«, fragte sie besorgt und trat neben den Grasländer.
    »Er sagt, wir .. . der Schmuck sei ... Er will uns keine Milch für unseren Sohn besorgen.«
    Die Frau hob erschüttert den Blick und sah Okowan an. »Warum nicht?«, fragte sie mit bebender Stimme.
    »Weil ihr nicht dafür bezahlen könnt«, erwiderte Okowan und grinste breit. »Ohne Wertsachen keine Milch.« Er zuckte in gespieltem Bedauern mit den Schultern. »Die Zeiten sind schlecht.«
    »Aber mein Kind ...« , schluchzte die Frau.
    » ... wird nicht der letzte Balg sein, der sein Leben lassen muss. Allerdings. . . « , Okowan fuhr sich mit der Zungenspitze genüsslich über die Lippen und betrachtete die Frau mit einem hungrigen Blick, » ... bist du ein recht hübsches Mädchen. Da gäbe es noch eine andere Möglichkeit für dich, die Milch zu bezahlen . . . « Er winkte dem Mann mit der Augenklappe, deutete auf den Grasländer und sagte: »Schaff ihn raus. Das Weib und ich haben noch etwas zu besprechen.« Der Wächter packte Jaro, drehte ihm die Arme auf den Rücken und schleifte ihn zur Tür.
    »Nein!« Der Grasländer wand sich wütend im Griff des Einäugigen. »Ich weiß, was Ihr vorhabt, aber daraus wird nichts. Ihr bekommt Mahina nicht. Sie geht mit mir. Komm, Mahina! Wir haben viel verloren, nicht aber unseren Stolz. So tief sind wir noch nicht gesunken. Mahina?«
    Die junge Frau antwortete nicht. Traurig erwiderte sie den Blick ihres Gefährten und schaute dann schuldbewusst zu Boden. In ihren Augen schimmerten Tränen, die Lippen bebten und sie zitterte, doch sie machte keine Anstalten, den Raum zu verlassen.
    »Raus mit ihm«, befahl Okowan kalt.
    »Du schamloser Bastard«, schrie der Grasländer voller Hass. »Du verdammtes Schwein! Das kannst du nicht von ihr . . . « Die Tür fiel ins Schloss, und der zornige Redeschwall erstarb. Nur einmal hörte man den Grasländer von draußen noch verzweifelt schreien: »Mahina, sag nein! Tu es nicht!«
    Kurz bevor die Sonne den höchsten Stand erreichte, verließ eine dunkelhäutige Frau mit unsicheren Schritten das Haus der Sinne. Das lange schwarze Haar war aufgelöst und hing ihr zerzaust über die Schultern. Die bunten Bänder waren fort. Sie weinte. Einen tönernen Krug wie einen kostbaren Schatz an sich gepresst, bewegte sie sich wie jemand, der große Schmerzen litt, durch die Menge der Menschen, die vor dem Haus darauf warteten, Okowan eine Bitte vortragen zu dürfen. Sie spürte die Verachtung in den Blicken, doch sie tat, als bemerkte sie es nicht. Ihr Kind würde überleben, das allein zählte. Nur dafür hatte sie Scham, Schmerzen und Demütigung ertragen und ihren Körper zur Ware gemacht. Und dafür ertrug sie den stummen Spott der Menschen, die ihre Schreie durch das geschlossene Fenster gehört hatten, und die Gewissheit, Jaro nie wieder in die Augen sehen zu können.
    Doch als wäre das alles noch nicht genug, öffnete sich hinter ihr plötzlich die Tür zum Haus der Sinne, und sie hörte den Einäugigen rufen: »Der hohe Herr war sehr zufrieden mit dir, Weib. Falls du noch mehr Milch brauchst«
    Grau, trüb und unheilvoll brach der Morgen über den Wäldern von Daran an und hüllte die Landschaft in Schatten, die sich wie Blutflecke auf dem feuchten Boden ausbreiteten. Düstere Wolken verdeckten den Himmel und lagen bleiern und tief über den Wipfeln der Bäume. Eine drückende Stille erfüllte die Luft wie eine Warnung nahenden Unheils.
    Über Nacht war es kalt geworden. So kalt, als hätten die Wolken, die am Abend von Westen heraufgezogen waren, die Vorboten des

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