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Die Sakristei Des Todes

Die Sakristei Des Todes

Titel: Die Sakristei Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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entkommen, als plötzlich ein Unwetter losbrach und sein Schiff
mit der ganzen Besatzung unterging. Aber jetzt habe ich Nachricht
bekommen, daß er vielleicht in Gefangenschaft geraten
ist.«
    »Wie denn?«
    »Ein Bekannter, ein Tagelöhner, ist
vor kurzem aus Frankreich zurückgekommen, nachdem der
Waffenstillstand erneuert wurde. Er behauptet, er hätte meinen Mann
in einem Gefangenenlager in der Nähe von Boulogne gesehen.« Sie
verschränkte die Finger ineinander. »Was soll ich tun, Pater? Ich
kann nicht nach Frankreich, denn dadurch würde eine schlimme
Situation womöglich noch schlimmer; und dem Rat eine Petition
zukommen zu lassen kann Monate dauern.«
    Athelstan holte tief Luft und
stählte sich gegen geheime Wünsche und Gedanken.
    »Die Dominikaner haben ein Kloster
in Boulogne«, sagte er. »Ich werde ihnen heute abend schreiben und
Cranston bitten, einen der königlichen Kuriere den Brief
überbringen zu lassen. Cranston wird ihm sicheres Geleit
verschaffen können.« Athelstan lächelte. »Wir heißen nicht umsonst
Dominikaner, Benedicta. Wir sind buchstäblich das Haus des Herrn.
Wenn dein Mann noch lebt, dann wird dieses Haus einschreiten und
vielleicht an die französischen Behörden appellieren. Womöglich
wechselt etwas Wertvolles den Besitzer - und binnen eines Monats
könnte dein Mann wieder zu Hause sein.«
    Er tätschelte sanft ihre Schulter
und bekam Gewissensbisse ob des reinen Wohlgefühls, das ihre Nähe
ihm bereitete. Benedicta wandte sich ab, als wolle sie ihr Gesicht
verbergen; dabei berührte eine Strähne ihres Haars Athelstans
Wange, und er roch den Duft ihres Parfüms. Über die Schulter hinweg
lächelte sie ihn an.
    »Ihr geht besser wieder ins Haus,
Pater«, sagte sie leise. »Watkins Frau hegt
Mordgedanken!«
    Athelstan verstand den Wink und
kehrte zurück in sein Haus. Benedicta hatte recht; die Suppe hatte
ihnen lediglich neue Kraft gegeben, und jetzt war die Gruppe
aufgestanden; alle brüllten, und niemand hörte zu. Athelstan
klatschte laut in die Hände, so lange, bis alle verstummt waren. Er
schaute sie streng an.
    »Wir haben alle das Sakrament
genommen«, verkündete er, »und den Friedenskuß ausgetauscht; also
werden diese Streitereien jetzt aufhören. Wenn wir wieder
zusammenkommen, verlange ich eine Abstimmung über den Friedhof, und
wenn eine Mehrheit zustande kommt, ist unsere Entscheidung
getroffen.« Er schaute zu dem Bettler hinüber, der immer noch auf
seinem Schemel hockte. »Leif!« rief er. »Hör auf, meine Suppe zu
essen. Die soll für einen Monat reichen!« Er streckte die Hand aus.
»Und ihr übrigen, geht auf eure Plätze, setzt euch und haltet den
Mund!«
    Er ging in die Speisekammer und
holte eine Flasche Wein, ein Ostergeschenk von Cranston. Er goß
jedem ein kleines Schlückchen ein. Seine
Gemeindemitglieder bedankten sich murmelnd, und heimlich grinsten
sie und zwinkerten einander zu, denn es kam sehr selten vor, daß
ihr Gemeindepfarrer die Geduld verlor. Auch Benedicta kam wieder
herein, und alle gingen zu ihren Plätzen. Nach einer kurzen,
witzigen Rede, in der sie zur Einigkeit aufrief, lenkte Athelstan
das Gespräch geschickt auf die Vorbereitungen für das
Fronleichnamsfest.
    »Die Kinder«, erklärte er, »werden
ihr Stück im Kirchenschiff aufführen.«
    »Und es gibt eine Prozession«, fügte
Watkin hinzu. »Und vielleicht ein neues Bild?« wollte Huddle
erwartungsvoll wissen. »Gleich neben der Tür, Pater. Christus und
die Speisung der Fünftausend.«
    Athelstan lächelte und hob die Hand.
»Eins nach dem anderen, Huddle.«
    »Was wichtiger ist«, warf Cecily mit
engelhafter Miene ein, »wir müssen einen Vorhang zwischen dem
Pfeiler und der Wand vor dem Chor spannen. Vergeßt nicht, Pater,
Ihr müßt uns vor dem großen Festtag die Beichte abnehmen und die
Absolution erteilen.«
    Athelstan schloß die Augen. Seinen
Pfarrkindern die Beichte abzunehmen, hätte er gern vermieden, denn
er wußte, was unweigerlich herauskam. Am Ende würde Watkins Frau zu
ihm kommen, um ihn über die Sünden ihres Mannes auszufragen, und
natürlich würde Athelstan sie beruhigen müssen, ohne dabei aber zu
lügen oder das Beichtgeheimnis zu verletzen. Benedicta, die seine
bange Sorge gespürt haben mußte, kam ihm eilig zu Hilfe mit der
Idee, am Mittwoch vor Fronleichnam ein Blumenfest zu veranstalten,
und sie waren mitten in einer friedlichen Diskussion, als die Tür
aufgerissen wurde und einer der Arbeiter hereingestürzt kam.
»Pater! Pater! Kommt

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