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Die Sakristei Des Todes

Die Sakristei Des Todes

Titel: Die Sakristei Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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gut auf sie aufpassen.«
    Als die Amme hinausging, warf sie
ängstliche Blicke über die Schulter.
    »Schau!« flüsterte er. Er beugte
sich über die große Wiege und zog die reinwollene Decke zurück,
unter der die beiden Kerlchen, wie er sie nannte, fest schliefen.
Sir John schob den Kopf noch tiefer unter den linnenen Baldachin
und hauchte Weindunst auf seine geliebten Söhne. »Prächtige Jungs!«
knurrte er. »Prächtige Jungs!«
    Athelstan spähte am struppigen
Grauschädel des Coroners vorbei und hatte
wieder einmal Mühe, ein ernstes Gesicht zu wahren. Die beiden
»prächtigen Jungs«, die »Kerlchen« und »Prinzen« waren in der Tat
kräftige Kinder. Mit ihren dicken, kahlen Köpfen, den Grübchen in
den Wangen und den roten Gesichtern hatten sie so viel Ähnlichkeit
mit Sir John, daß Athelstan, hätte er sie in der Cheapside
gefunden, sogleich gewußt hätte, zu welcher Familie sie gehörten.
Cranston schob ihn beiseite.
    »Prächtige, zufriedene Burschen«,
murmelte er. »Sogar wenn sie schlafen, lächeln sie. Sieh nur.« Er
beugte sich vor, um den einen - Athelstan vermutete, daß es sich um
Francis handelte - am Mundwinkel zu streicheln, war aber zu wacklig
auf den Beinen, und die Berührung fiel so unsanft aus, daß der
kleine Bursche erwachte. Zwei glänzend blaue Augen schauten zu
ihnen auf. »Pst, mein Junge!« flüsterte Cranston. »Wieder
einschlafen, los, los!«
    Er richtete sich auf, taumelte und
gab der Wiege einen kraftvollen Stoß. Nun wachte das andere Kind
auch auf, und die beiden Brüder schauten Sir John an. »Siehst du,
sie lachen«, sagte Cranston. »Sie sind so froh, ihren Vater zu
sehen.«
    Fast wie auf ein Zeichen hin zogen
die Jungen die Unterlippen herab, rissen die Augen auf und machten
ihrer Wut über das jähe, unvermittelte Wecken aus voller Lunge
Luft. Der Coroner schob die Wolldecke wieder zurecht und versetzte
die Wiege in heftige Schaukelbewegungen. Athelstan konnte nicht
anders, er mußte lachen, denn je heftiger der Coroner schaukelte,
desto schlimmer wurde der Lärm. Wütend funkelte Cranston ihn
an.
    »Wirst du wohl verdammt aufhören zu
lachen, dummer Mönch? Segne sie lieber, oder singe eine
Hymne!«
    »Sir John! Was macht Ihr
da?«
    Cranston wandte sich um wie ein
dickbäuchiges Schiff, das sich im Wind dreht. Lady Maude stand in
der Tür zum Söller. Sie war kaum mehr als fünf Fuß groß, hatte
mausbraunes Haar und war zierlich von Gesicht und Gestalt, aber
Athelstan spürte, daß sie wütend war. Und diese Wut war um so
furchtbarer, als ein falsches, zuckersüßes Lächeln auf Lady Maudes
sonst so heiterem, hübschem Gesicht lag. »Sir John, was tut Ihr
da?« fragte sie noch einmal und kam langsam herein. »Ihr kommt in
dieses Haus gepoltert wie ein großer Eber, widerruft meine
Anordnungen und versetzt die Kinder in Angst und Schrecken! Genügt
es nicht, daß Ihr eine Wette eingegangen seid, die« - Lady Maude
deutete dramatisch in die Höhe - »das Dach über unseren Köpfen aufs
Spiel setzt?«
    Sie wandte sich um und rief die
Amme. Wenig später ging die Magd, auf jedem Arm ein zappelndes und
immer noch wütendes, rotgesichtiges Baby, die Treppe hinunter, und
das Geheul der beiden Kleinen verhallte in der Ferne. Cranston
verdrehte die Augen zum Himmel und schlich sich zu seinem
Lieblingssessel am Kamin. Er sah eine leere Schüssel, die dort in
einer Ecke stand.
    »War Leif, dieser faule Scheißer,
wieder hier?«
    »Ja, er hat ein wenig im Garten
gearbeitet, weil Ihr, Sir John, ja anderswo beschäftigt wart! In
der Gosse, nach Eurer Ausdrucksweise zu urteilen.«
    Cranston rutschte noch tiefer in
seinen Sessel, und seine Unterlippe senkte sich, so daß Athelstan
sich eher an die beiden Säuglinge erinnert fühlte als an den
Coroner des Königs für das Nordufer der Themse. Lady Maude kam
herbei, baute sich kerzengerade vor ihm auf und verschränkte die
Arme.
    »Sir John, Ihr habt ein großes Maul
und einen großen Bauch - und das einzige, was Euch rettet, ist Euer
großes Herz. Manchmal seid Ihr der Schlaueste von allen, und dann
wieder« - Lady Maude seufzte - »hat Leif, der Bettler, mehr
Verstand. Wie konntet Ihr eine solche Wette eingehen? Eintausend
Kronen!«
    »Athelstan wird mir helfen«,
antwortete Cranston kläglich. Lady Maude warf dem Ordensbruder
einen vernichtenden Blick zu, und dieser beschloß, sich
zurückzuziehen und das Unwetter drüben auf der Fensterbank
abzuwarten. Ratlos saß er da, während Lady Maude ihrem Mann eine
Standpauke hielt,

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