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Die Sakristei Des Todes

Die Sakristei Des Todes

Titel: Die Sakristei Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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»Rindfleischeintopf«, sagte er.
»Aber es sind ja nicht die Kochkünste meiner Frau, die Euch
interessieren.« Er schob den weiten Ärmel seines Mantels zurück und
entblößte einen gesunden Arm. »Ihr seht, Pater, die Infektion ist
nicht zurückgekehrt.«
    Cranston und Benedicta betrachteten
die gesunde Haut und suchten nach irgendwelchen Spuren, fanden aber
keine. D'Arques' Frau setzte sich ans andere Ende des Tisches und
beobachtete sie aufmerksam.
    »Master D'Arques.« Athelstan
rutschte unbehaglich hin und her; er fühlte sich jetzt wie ein
Eindringling in diesem glücklichen Haus. »Habt Ihr schon immer in
Southwark gelebt?«
    »Ich bin in Southwark geboren und
aufgewachsen.«
    »Und Ihr wart Tischler?«
    »Ich habe verschiedene Berufe
ausgeübt, Pater. Warum fragt Ihr?«
    »Wart Ihr früher schon einmal
verheiratet?«
    D'Arques warf den Kopf in den Nacken
und lachte. Dann zwinkerte er seiner Frau
zu. »Gebranntes Kind scheut das Feuer, Pater! Nein, Mary Twyford« -
und er nickte seiner Frau zu - »ist meine erste und einzige Gattin.
Meine erste und einzige Liebe«, fügte er leise hinzu. Die Frau
senkte verlegen den Blick.
    »Twyford?« wiederholte Cranston.
»Ihr seid mit dieser Familie verwandt?«
    »O ja, Sir John. Mit den berühmten
Twyfords, den Kaufmannsfürsten«, sagte sie. »Aus dieser Familie
stamme ich. Meinem Vater hat es sehr widerstrebt, daß ich außerhalb
des Familienzirkels und der großen Kaufmannsgilden heiraten wollte,
die die Twyfords beherrschen.« Athelstan hatte das Gefühl, jetzt so
weit gegangen zu sein, wie er nur wagen könne. Er wollte das
Gespräch in eine profanere Richtung lenken, als es plötzlich
klopfte. »Entschuldigt«, murmelte D'Arques. »Wir haben uns uni
andere Dinge zu kümmern.«
    Seine Frau erhob sich. Sie holte ein
großes Tablett von einem Nebentisch, kniete sich vor den Herd und
löffelte den Eintopf in kleine, irdene Schüsseln.
    »Wollt Ihr auch etwas essen?« fragte
sie über die Schulter. »Oder etwas trinken?«
    »Nein, danke«, sagte Athelstan mit
raschem Blick auf Cranston. »Ihr habt Kinder, Master D'Arques?«
Wieder lachte der Mann. Er stand auf und öffnete die Tür. Athelstan
erblickte die Bettler, die er draußen gesehen hatte. Erwartungsvoll
spähten sie jetzt in die Küche. »Geht und setzt euch«, sagte
D'Arques leise zu ihnen. »Setzt euch an die Wand, und meine Frau
bringt euch das Essen hinaus.«
    Die Bettler gehorchten still, und
Mistress D'Arques schob die Schüsseln so zurecht, daß ein großer
Teller mit geschnittenem Brot dazwischenpaßte. Sie lächelte ihren
Gästen zu und verschwand dann nach draußen, wo sie von Dankes- und
Beifallsrufen begrüßt wurde.
    »Ihr speist die Armen?« fragte
Benedicta, und ihre Augen glänzten vor Bewunderung.
    »St. Swithin ist unsere
Pfarrgemeinde, Mistress Benedicta. Jeder von uns hat seine
Pflichten. Täglich zur Mittagszeit speisen wir die Armen unseres
Pfarrbezirks. Das ist das mindeste, was wir tun können.«
    Athelstan nickte. Er stand auf und
ging zur Tür. Bei einem raschen Blick in die Runde entdeckte er
einen kleinen, wunderschön geschnitzten Schrank. »Habt Ihr den
gemacht, Master D'Arques?«
    »Natürlich; er trägt ja mein
Zeichen.« D'Arques trat zu Athelstan und deutete auf ein kleines
Emblem dicht über einem der Scharniere, ein verschnörkeltes Kreuz
mit zwei fein geschnitzten Kronen rechts und links. »Pater«, fragte
er leise, »warum seid Ihr hier?« Athelstan lächelte. »Wunder sind
etwas Seltenes. Ich bin hergekommen, um mich davon zu überzeugen,
daß es in Eurem Fall von dauerhafter Wirkung war.« Athelstan winkte
seinen Begleitern zu. »Sir John, Benedicta, wir haben jetzt genug
von Master D'Arques' Zeit verschwendet. Sir, meine Empfehlungen an
Eure Frau Gemahlin.« Der Tischler führte sie hinaus; Cranston
wartete wenigstens, bis sie um die Ecke gebogen waren, ehe er
seinen Gefühlen Luft machte.
    »Athelstan, was in Gottes Namen
hatten wir da zu suchen?«
    »Nur eine wilde Vermutung, Sir John.
D'Arques hat das große Mysterium in St. Erconwald ausgelöst. Ich
dachte mit, es könnte immerhin sein - ein unwürdiger Verdacht —,
daß Master Watkin ihn dazu angestiftet hatte.«
    »Das glaubt Ihr?« fragte
Benedicta.
    »Bei Watkin und seinem Verbündeten
und früheren Feind Pike halte ich alles für
möglich«, sagte Athelstan knapp. »Aber kommt - noch einen letzten
Besuch.« Sie besuchten den Arzt Culpepper in seinem muffigen,
schäbigen Haus in der Pig Pen Lane, aber der alte

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