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Die Sakristei Des Todes

Die Sakristei Des Todes

Titel: Die Sakristei Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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waren nur vollbeladene
Karren unterwegs, die mit ihren Feldfrüchten auf dem Weg zu den
Märkten waren. Ein gähnender Büttel, der sich halb schlafend auf
seinen Amtsstab stützte, wünschte ihm einen guten Morgen. Ein paar
Huren, die ihre roten Haare unter Kapuzenmänteln verborgen hatten,
huschten zurück zu ihren Behausungen in der Cock Lane in
Smithfield. Ein Schwein war von einem Karren überfahren worden; es
quiekte in Todesqualen, bis jemand mit einem Messer aus einer Tür
gelaufen kam, dem Tier die Kehle durchschnitt und den
blutsprudelnden Kadaver in sein Haus schleifte, nicht ohne
Athelstan pfiffig zuzuzwinkern. »Die werden gut essen«, brummte
Athelstan. Philomel schnaubte und warf den Kopf zurück, als er das
Blut witterte.    
    Am Aufgang zur Brücke stand noch die
Stadtwache. Cranston war nirgends zu entdecken; also kehrte
Athelstan um und ritt zu einem Gasthaus namens »Pountney Inn« auf
halbem Wege zwischen Ropery und Candlewick Street, einer der
wenigen Schenken, die geöffnet sein durften, bevor die Glocken von
St. Mary Le Bow den Tagesbeginn einläuteten. Er bestellte sich
verdünntes Bier und eine Fleischpastete und bekam heftigen Streit
mit dem Wirt, als er die Pastete aufschnitt und zwei tote Wespen
darin fand. Athelstan war immer noch müde und aufgebracht von dem
Überfall am Abend zuvor und gab schließlich
angewidert auf. Er verließ die Schenke, holte Philomel und kehrte
zurück zur Bridge Street, wo er stehenblieb und den Verkehr
beobachtete, der inzwischen über die Brücke zog. Es war ein klarer
Morgen ohne Nebel. Möwen und andere Vögel, die über den
Schlickbänken jagten, stiegen empor, kreisten und stießen herab,
und die Luft war erfüllt von ihrem Gekreisch. »Bist du ein
Landstreicher?«
    Athelstan schrak zusammen, als sich
eine schwere Hand auf seine Schulter legte. Er drehte sich um und
sah Cranstons schnurrbärtiges Gesicht wenige Handbreit vor sich.
Athelstan drückte die Hand auf sein Herz.
    »Sir John, warum könnt Ihr Euch
nicht aufführen wie andere Leute und einfach guten Morgen sagen?«
Der Coroner grinste, aber dann wurden seine Augen schmal. »Du
siehst ängstlich aus, bleich. Was ist passiert?« Athelstan erzählte
es ihm, während sie ihre Pferde über die Brücke führten; er vermied
wie immer jeden Blick in den tiefen Abgrund zur Rechten und zur
Linken. Als Cranston gutmütig die Stadtwache beschimpfte, mußte er
warten, aber sonst hörte der Coroner ihm geduldig zu. Schließlich
blieb Sir John stehen, rieb sich das Kinn und starrte mit leerem
Blick auf den Eingang zur Kapelle von St. Thomas von Canterbury,
die mitten auf der Brücke stand. Hinter ihnen knallte ein Fuhrmann
mit der Peitsche. »Na los doch, Fettkloß! Weiter,
weiter!«
    »Verpiß dich!« schrie
Cranston.
    Dennoch trieb er sein Pferd an und
ließ sich den Überfall noch einmal schildern.
    »Und in den verdammten Büchern hast
du nichts gefunden?«
    »Kein Fitzelchen.«
    Cranston rückte den Dolch zurecht.
»Aber irgend jemand in diesem verfluchten Kloster weiß, was du
suchst.«
    »Ja, Sir John, zu diesem Schluß bin
ich auch gekommen. Ich bin der Überzeugung, daß alle Mörder
arrogant sind. Wie ihr Urvater Kain glauben sie, sich vor Gott und
aller Welt verbergen zu können. Aber unsere Demonstration dessen,
was dem armen Alcuin widerfahren ist, hat den Meuchelmörder zum
Handeln getrieben; denn wenn wir ein Problem lösen können, ist es
vielleicht nur eine Frage der Zeit, wann wir auch das andere
lösen.«
    »Womit wir wieder bei der
scharlachroten Kammer wären«, stellte Cranston
fest.  
    »Geduld, Sir John, Geduld. Wie geht
es Lady Maude und den beiden Kerlchen?«
    Cranston wandte sich um und spuckte
aus, als sie die Brücke verließen. 
    »Diese Burschen haben einen
wunderbaren Appetit und eine mächtige Lunge. Das müssen sie von
ihrer Mutter geerbt haben.«
    Athelstan verzog das Gesicht, um
sein Grinsen zu verbergen. »Die werden so groß«, seufzte Cranston.
»Und Lady Maude?«
    Cranston zog die Brauen hoch. »Wie
eine Löwin, Bruder. Wie eine Löwin. Sie sitzt da wie eine dieser
großen Katzen in des Königs Tower, ein Lächeln auf dem Gesicht, der
Blick stets wachsam.« Er blies die Wangen auf. »Wenn ich mich aus
diesem Schlamassel nicht herauswinden kann, wird sie sich auf mich
stürzen.« Er warf seinem Begleiter, der an der Unterlippe nagte,
einen wütenden Blick zu. Lady Maude war so klein, daß Athelstan
außerstande war, sie sich als große Katze vorzustellen, die

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