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Die Sakristei Des Todes

Die Sakristei Des Todes

Titel: Die Sakristei Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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Cranston
ging plötzlich zurück zu seinem Platz und hob seinen Mantel auf,
den er dort hatte zu Boden fallen lassen. Er rollte ihn zu einem
Bündel zusammen. »Wenn ich auf meinen Mantel klopfe, steigt Staub
auf. Seht Ihr - ein gewöhnliches Ereignis. Im Frühling hängen die
braven Bürgerinnen von London ihre Teppiche und Wandbehänge hinaus,
um sie kräftig auszuklopfen. Ihr, Sir« - Cranston deutete auf einen
Soldaten -, »nehmt Euer Schwert.« Cranston grinste Gaunt an. »Mit
Mylords Erlaubnis - schlagt so heftig, wie Ihr könnte, mit der
flachen Seite Eures Schwertes auf den Wandteppich hinter
Euch.«
    Der Soldat legte eine Hand auf den
Schwertgriff und schaute Gaunt an.
    »Sagt es ihm, Onkel«, befahl der
König. Gaunt bewegte herablassend die Finger. Athelstan schaute zu;
Cranston hatte einen Wandteppich und einen Soldaten ausgesucht, den
jedermann sehen konnte, hell beleuchtet von den Fackeln in den
Wandhaltern und den hohen Kerzen auf den Tischen. Der Soldat schlug
auf den Wandteppich. »Fester, Mann!« rief Cranston.
    Der Soldat gehorchte mit Vergnügen,
und noch von seinem Platz aus konnte Athelstan die Staubwolken
sehen, die durch die Halle wehten.
    »So«, fuhr Cranston fort. »Mit dem
Bett in der scharlachroten Kammer verhielt es sich ähnlich. Es war
durchsetzt von einem giftigen Staub. Jeder, der im Zimmer stand,
war ungefährdet.« Cranston grinste und breitete die Arme aus. »Aber
wir alle wissen, was im Bett geschieht, selbst wenn man allein
ist.«
    Leises Gelächter erhob
sich.
    »Das erste Opfer lag also im Bett
und drehte und wälzte sich hin und her, ohne zunächst zu spüren,
wie sich der Staub in Nase und Mund setzte. Endlich aber bemerkte
der Mann, daß etwas nicht stimmte und daß er dem Tode nahe war. Er
lief zum Fenster und wollte es öffnen. Aber die Kammer war ja seit
Jahren nicht mehr benutzt worden. Fensterriegel und Griffe ließen
sich nicht bewegen, und der junge Mann starb, wo er
stand.«
    Cranston drehte sich um und sah den
Italiener an. Der Edelmann starrte mit offenem Mund zurück, und in
seinen dunklen Augen lag Resignation. »Und der Priester?« fragte
Gaunt.
    »Nun, Mylord, überlegt doch einmal.
Er kommt in die Kammer. Er tut, was er tun muß, aber er ist müde,
und er friert. Er ist ja eben durch tiefe Schneeverwehungen
hergekommen. Was macht er also?«
    »Er legt sich aufs Bett! Er legt
sich aufs Bett!« schrie der junge König.
    Cranston deutete eine Verbeugung an.
»Euer Gnaden, Ihr seid überaus aufmerksam. Auch er legt sich dort
nieder und treibt das Gift hervor. Er wacht auf und macht alles
noch schlimmer, indem er um sich schlägt. Er kämpft sich aus dem
Bett, bricht zusammen und stirbt auf dem Boden.«
    »Und die beiden Soldaten?« fragte
Cremona verzweifelt. »Erinnert Euch, Sir John, nur einer lag auf
dem Bett.« Cranston spreizte die Hände. »Mylord, Ihr sagtet doch,
der Schütze lag auf dem Bett und hatte einen Bolzen in der
Armbrust, ja?« Der Italiener nickte.
    »Er war ein geschickter
Bogenschütze?«
    Wieder nickte Cremona. Cranston
wandte sich den übrigen Gästen
zu.
    »Stellt Euch also die Szene vor.
Mitten in der Nacht erwacht der erfahrene Bogenschütze, der alte
Soldat, weil er erstickt. Er macht ein Geräusch, weckt seinen
Gefährten, aber er liegt schon im Sterben. Er versteht nicht, warum
er nicht atmen kann. Er sieht eine dunkle Gestalt, die sich bewegt,
und in den letzten Augenblicken des Todeskampfes, als geborener
Schütze« — Cranston wandte sich um und schwelgte in dem leisen
Applaus, den seine Schlußfolgerung hervorrief-, »schießt der Mann.
Sein Kamerad ist tot, und der Bogenschütze taumelt vom Bett und
stirbt neben ihm.«
    Cranston drehte sich um und
verneigte sich vor dem König; lauter Beifall brandete los, die
Höflinge klatschten jetzt heftig und trampelten mit den Füßen.
Cremona legte sich auf seinem Stuhl zurück und starrte zur Decke.
Gaunt stützte das Kinn in die Hand und blickte in die Halle, aber
der junge König war so aufgeregt, daß er kaum stillsitzen konnte.
Seine Hand schwebte über dem weißen Dokument auf dem scharlachroten
Kissen. Cremona erhob sich. »Sir John, wie könnte ein Bett denn ein
derartiges Gift enthalten?«
    Der Coroner zuckte die Achseln.
»Mylord, danach war nicht gefragt. Aber es gibt Gifte, Tränke,
Pulver, die stark genug sind, einen Menschen zu töten, wenn er sie
nur einatmet.« Cranston richtete sich auf. »Was ich sage, ist wahr.
Jegliches Gift, sei es Digitalis, Belladonna oder Arsen,

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