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Die Sakristei Des Todes

Die Sakristei Des Todes

Titel: Die Sakristei Des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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später zur Tür
hinauswankten, grölte er ein hübsches Liedchen über das Strumpfband
einer jungen Lady, bei dem Athelstan lieber
nicht zuhörte. Auch er war höchst unsicher auf den Beinen. So
taumelten sie die Cheapside entlang; Cranston kümmerte sich nicht
um Athelstans Mahnungen, still zu sein, und fuhr fort, die Beine
der jungen Dame zu schildern. Zwei Büttel kamen herbei, aber als
sie Sir John erkannten, machten sie kehrt und ergriffen die
Flucht.
    Lady Maude erwartete sie. »Oh, Sir
John!« klagte sie. »Was ist denn das?«
    Sie half ihrem Mann durch die Tür.
Sir John glotzte lüstern die Amme an, die mit den schlafenden
Kerlchen im Arm am Fuße der Treppe stand, und warf ihr Kußhände zu.
Cranston, gestützt von Lady Maude auf der einen und Athelstan auf
der anderen Seite, taumelte in die Küche und kletterte auf den
Tisch.
    »Ihr seht hier«, lallte er, »Sir
John Cranston, den königlichen Coroner der Stadt London, den
Schrecken der Diebe, die Heimsuchung der Halunken, den Vorkämpfer
für verlorene Fälle, den Entwirrer von Geheimnissen.« Lady Maude
stand mit gefalteten Händen da und schaute zu ihrem Mann auf, der
schwankend auf dem Tisch stand. Dann sah sie Athelstan
durchdringend an. »Bruder, hat Sir John das Geheimnis
aufgeklärt?«
    »Jawohl, Mylady. Er war großartig.
Er ist wahrlich der Coroner des Königs. Reicher, wenn auch nicht
klüger geworden.« Athelstan hatte plötzlich das Gefühl, daß der
Raum ins Schwanken geriet, und er bereute bitterlich, daß er
Cranston beim letzten Becher Wein geholfen hatte. Müde setzte er
sich hin, der Coroner strahlte wie ein jovialer Bacchus auf seine
Frau herab und breitete die Arme aus. »Du hast nicht an mich
geglaubt, Weib!« donnerte er. »Ach, Sir John«, wisperte Lady Maude
und berührte sanft sein Knie, »ich glaube stets an Euch.« Sie
machte ein demütiges Gesicht. »Wie ich Euch nachher beweisen will«,
fügte sie leise hinzu.
    Sir John kam polternd vom Tisch und
deutete auf Athelstan. »Natürlich hat mein Schreiber mir geholfen.«
Sir John schwankte gefährlich und schaute die Amme an. »Oh, meine
Kerlchen«, murmelte er. »Ihr wärt so stolz auf euren Vater.
Reizende Bengel«, fuhr er fort. »Ganz, ganz reizende Bengel. Sie
werden Dominikaner, wußtest du das schon?« Dann sank er auf den
Tisch und schlief gleich fest ein. Lady Maude machte es ihm bequem;
Athelstan segnete die Kerlchen, und die Amme und die
schlaftrunkenen übrigen Bediensteten wurden aus der Küche
gescheucht. Lady Maude servierte Athelstan einen großen Humpen vom
kühlsten Wasser und ein wenig Zwiebelsuppe, und dabei löcherte sie
ihn mit Fragen und gab sich erst zufrieden, als er ihr in allen
Einzelheiten von Sir Johns großartigem Triumph im Palast berichtet
hatte. Mit großen Augen hörte sie zu und ging dann zu dem Tisch,
auf dem Sir John, alle viere von sich gestreckt, lag und schnarchte
wie ein Donnerwetter. Sie beugte sich über ihn und küßte ihn sanft
auf die Stirn. »Bruder Athelstan, er trinkt zuviel«, sagte sie
leise. »Aber das liegt an der Bürde des hohen Amtes, an seiner
Verantwortung für die Kerlchen und an den schrecklichen Dingen, die
er zu sehen bekommt.« 
    Athelstan war inzwischen nüchterner
geworden; er lächelte, stand auf und ging hinüber. »Er ist ein
guter Mann, Lady Maude. Er ist einzigartig. Es gibt nur einen
Cranston. Gott sei Dank.«
    »Sollten wir ihn nicht wegbringen?«
fragte sie. Athelstan rieb sich die Augen. »Lady Maude, ihm ist
doch ganz behaglich. Vielleicht noch ein Kissen unter den Kopf und
eine dicke Decke, denn die Nacht könnte kalt werden.« Er zeigte auf
den Stuhl. »Ich schlafe hier, zur Buße für meine Sünden.« Er tätschelte Lady Maudes Schulter. »Geht
nur zu Bett«, sagte er. »Sir John wird nichts
passieren.«
    »Seid Ihr sicher,
Bruder?«
    »Er schläft den Schlaf des
Gerechten, Lady Maude.«
    »Ach, Bruder!« Sie schlug die Hand
vor den Mund. »Es tut mir leid - der Kurier ist aus Oxford
zurückgekommen und hat ein Paket für Sir John gebracht.«
    Sie huschte hinaus und kam mit einem
kleinen Lederbeutel zurück, der oben zugebunden und versiegelt war.
Athelstan erbrach das Siegel, während Lady Maude es ihrem Mann
plaudernd, als wäre er hellwach, für die Nacht bequem machte. »So,
so, mein Liebster«, gurrte sie. »Ja, ja, noch den pelzgefütterten
Mantel. Und herunter mit den Stiefeln.« Athelstan blickte auf. Lady
Maude führte zärtliche Reden, wie sie sie niemals benutzen würde,
wenn Sir John wach

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