Die Sakristei Des Todes
herumgesprochen.
Seidengeschmückte Barken glitten bereits auf den privaten Kai zu,
wo Bedienstete in Gaunts Livree mit brennenden Fackeln warteten.
Über ihnen knatterten Banner mit den königlichen Wappen von
England, Frankreich, Kastilien und Leon im Wind, der vom Fluß her
wehte.
Als Cranston und Athelstan an Land
kamen, wurden sie von einem in strahlenden Goldbrokat gekleideten
Kammerherrn mit weißem Amtsstab mit goldener Spitze begrüßt und
durch die Menschenmenge auf hellerleuchteten Gängen in die Große
Halle geführt, die zu diesem Anlaß prächtig hergerichtet war. Auf
dem schwarzweißen Marmorboden standen weich gepolsterte Bänke für
die Zuschauer, und die Wände waren mit farbenprächtigen Teppichen
bedeckt. Diskret standen
Bewaffnete in silbernen Brustpanzern
und mit gezückten Schwertern davor. Der mächtige Eichenholztisch
auf der Estrade leuchtete im Glanz von Hunderten von
Bienenwachskerzen, so daß das hintere Ende des Raumes fast so hell
strahlte wie an einem herrlichen Sommertag. Der Kammerherr
geleitete sie auf die Estrade und zu den Stühlen, die dort in
weitem Halbkreis hinter dem Tisch standen.
»Ihr sollt hier warten«, erklärte
er. »Seine Gnaden, der Herzog von Lancaster, und andere Mitglieder
des Hofes speisen allein.«
Cranston spürte die Geringschätzung,
die in den Worten des Mannes
lag.
»Wie heißt Ihr, Kerl?«
»Simon, Sir John. Simon de
Bellamonte.«
»Nun, Simon«, sagte Cranston
zuckersüß, »wir sind nicht hier, um uns
anstarren zu lassen. Ihr werdet die Tür der Halle geschlossen
halten und meinem Schreiber und mir zwei große Becher vom berühmten Rheinwein des Lords von Gaunt servieren, den er in den Kellern dort unten
kühl hält.«
Der Kammerherr verzog die Lippen zu
einem essigsauren Lächeln. »Die Tür muß
aber offenbleiben«, protestierte er quäkend.
»Ach, verpißt Euch«, zischte
Cranston. »Bringt uns wenigstens Wein, oder ich sage dem Lord von
Gaunt, daß seine Gäste schlecht behandelt wurden.«
»Master Bellamonte«, sagte Athelstan
leise, »Sir John hat schrecklichen Durst; Eure Freundlichkeit in
dieser Angelegenheit würde deshalb hochgeschätzt werden.« Der
Kammerherr richtete sich zu voller Größe auf und stolzierte mit der
Anmut einer watschelnden Ente hinaus. Die Höflinge blieben in der
Halle, aber wenigstens bekam Sir John seinen Wein, und zwar einen
großen, randvollen Zinnbecher davon. Er stürzte ihn in einem Zug
herunter, schmatzte und streckte den Becher aus.
»Mehr!« befahl er. »Oh, mein
bevorzugter Ordensbruder, ich könnte mich leicht an diesen Luxus
und Reichtum gewöhnen.«
Er sah dem Diener nach, der
davoneilte, und warf dann einen wütenden Blick auf die Höflinge,
die verstohlen zu ihm heraufgafften.
»Die alten Tage sind dahin«,
murmelte er. »Sieh sie dir an, Athelstan, sie kleiden sich wie
Weiber, gehen wie Weiber, riechen wie Weiber und reden wie
Weiber.«
»Ich dachte, Ihr liebt die Weiber,
Sir John.« Cranston leckte sich die Lippen. »O ja, aber Lady Maude
ist soviel wert wie tausend von denen hier.« Er stampfte mit dem
Fuß auf. »Lady Maude ist England!«
Athelstan musterte den Coroner
wachsam. Nichts war gefährlicher als Sir John, wenn er in
weinerliche, nostalgische Stimmung fiel.
»Ich weiß noch«, fuhr der Coroner
flüsternd fort, »wie ich mit den Vätern dieser Männer Schulter an
Schulter bei Poitiers stand und die Franzosen gegen uns anrannten
wie eine Woge aus Stahl.« Er klopfte sich auf den Bauch. »Ich war
schlanker damals, schärfer - wie ein Greyhound. Schnell im Angriff,
wild im Kampf. Wir waren Falken, Athelstan, und wir stießen wie ein
Blitz auf unsere Feinde herab.« Er schnaufte geräuschvoll durch die
Nase, und sein weißer Schnurrbart sträubte sich. »Oh, diese
Zeiten«, flüsterte er. »Diese Wollust, diese Trunkenheit.« Er
schüttelte den Kopf und warf dann einen kurzen Blick auf Athelstan,
der mit gesenktem Kopf dasaß, damit Cranston nicht sah, daß er
lächelte.
»Was habt Ihr, Sir John?« fragte er
unvermittelt.
»Weiß der Himmel! Daß ich mich
herzitieren lasse, daß ich einem wie Gaunt auf den Leim gehe. Ich
kannte seinen Vater, den goldblonden Edward, und seinen älteren
Bruder, den Schwarzen Prinzen, Gott schenke ihm die ewige Ruhe.«
Cranston wischte sich eine Träne aus dem Auge. »Ein wilder Kämpfer,
der Schwarze Prinz! In der Schlacht wagte sich keiner in seine
Nähe! Er tötete alles, was sich bewegte, alles, was er durch die
Sehschlitze seines
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