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Die Salzbaronin

Die Salzbaronin

Titel: Die Salzbaronin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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dieser Richtvogel also! Woher Georgs Bewunderung für den Freund kam, konnte Dorothea sich nicht vorstellen. Wahrscheinlich hatte dieser Martin ihren Bruder auf dieselbe Art eingewickelt, wie er das bei allen tat, die ein paar Heller in der Tasche hatten.
    »Von mir aus kann er kommen, dieser Richtvogel. Für Gäste steht unser Haus immer offen, solange sie sich zu benehmen wissen!« Frederick von Graauw schaute von einem zum andern, als wolle er damit ausdrücken, dass letztendlich alle nur zu Gast waren, und damit war das Thema für ihn beendet.

11
    Als Frederick und Alexander von der Hirschjagd zurückkamen, war die Essenszeit eigentlich längst vorbeigewesen. In der Hoffnung, Georgs Besuch würde in der Zwischenzeit ebenfalls erscheinen, hatte Viola mit dem Mittagsmahl warten wollen, bis die Tafelrunde vollzählig war. Doch als von Martin Richtvogel auch dann noch keine Spur zu sehen war, als die beiden Jagdkumpanen frisch gekleidet und jeder mit einem Glas kühlen Weißwein in der Hand im Speisesalon erschienen waren, hatte Viola auftragen lassen: eine Gemüseterrine, gebackene Felchen, Fasan in Gelee und als Abschluss eine dreistöckige Torte, für deren Herstellung sie eigens einen Zuckerbäcker aus Hall hatte kommen lassen. Über die Kosten dieser Frivolität würde Frederick sicher nicht glücklich sein, doch Viola war die Angelegenheit ein wenig Ärger wert. Sie wollte schließlich Alexander von Hohenweihe beeindrucken. Nachdem dieser zwei Stücke des mit Mandellikör getränkten und mit grünem Zuckerguss verzierten Kunststückes verputzt hatte, sah Viola dies als Bestätigung dafür, dass ihr Einfall mit der Torte ein Erfolg gewesen war.
    Nach fast drei Stunden hatte sich die Tischrunde schließlich aufgelöst. Obwohl Dorothea nach dem ungewohnt reichlichen Essen eher nach einem kleinen Schläfchen zumute gewesen wäre, ging sie mit Alexander ein Stück spazieren. Viola hatte sie ja regelrecht hinauskomplimentiert! »Warum zeigst du Alexander nicht die wunderschönen englischen Teerosen, die am Rande des Teiches gerade blühen?« waren ihre Worte gewesen, begleitet von bedeutungsvollen Blicken, die Dorothea mit Augenverdrehen kommentiert hatte.
    »Du weißt doch, dass ich nicht so bin wie andere junge Damen.« Hatte sich das scherzhaft genug angehört? Oder eher vorwurfsvoll? Sie wollte Alexander dazu bringen, die Hochzeit hinauszuschieben, und dazu brauchte sie ihn gutgelaunt und ihr gegenüber wohlgesonnen. Seit Wochen wartete sie darauf, dass sich die Gelegenheit für ein solches Gespräch bot, doch Alexanders Visiten waren entweder zu kurz gewesen, oder es war immer jemand von der Familie dabei. »Komm, lass uns ein Stück gehen. Nach dem giftgrünen Ungeheuer aus Zucker habe ich das Gefühl, ich müsste platzen!« Sie knuffte ihn freundschaftlich in die Seite und ging in Richtung Gartenteich voran.
    Nach ein paar Schritten hielt sie an. »Ist es nicht wunderschön hier draußen?« Sie machte eine weite Handbewegung, die Violas Gartenkünste einschloss. Das war nun wirklich damenhaft gewesen, oder? Ein bisschen dämlich kam sie sich dennoch dabei vor - Alexander kannte Violas Garten von unzähligen früheren Besuchen schließlich in-und auswendig.
    »Und so still nach all dem Geschnatter …« Alexander grinste sie an.
    »Wie meinst du …« Gerade noch hielt Dorothea mitten im Satz inne. Sicher sollte das ein freundlicher Scherz sein, gemünzt auf Elisabeths Plaudereien. Sie würde sich abgewöhnen müssen, alles so wörtlich zu nehmen. Erst vor ein paar Tagen hatte Georg ihr vorgeworfen, dass sie humorlos sei und jedes Wort auf die Goldwaage legen würde. Nun, man konnte es schließlich nicht jedem recht machen.
    »Und da heißt es doch immer, Männern gefiele solch weibisches Geschnatter«, konnte sie sich nicht verkneifen, anzumerken, wobei die Ironie in ihrer Stimme nicht zu überhören war.
    »Männer - ist denn für dich einer wie der andere? Wie groß ist wohl deine Erfahrung diesbezüglich?« In Alexanders neckende Worte hatte sich ein Ton gemischt, den Dorothea nicht ganz einordnen konnte. »Bin ich für dich wie jeder x-beliebige?«
    »Das war nur so eine Redewendung.« Sie verzog entschuldigend den Mund, doch im stillen schalt sie sich für ihre Vorwitzigkeit. So würde sie ihn garantiert nicht überreden können! »Ich bin halt nicht so redegewandt wie eine aus Hall oder Stuttgart.«
    »Aber du musst doch ein Bild von mir haben. Wer bin ich in deinen Augen, abgesehen von deinem

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