Die Salzbaronin
zukünftigen Gatten?«
Gatte - hörte sich das nicht schrecklich nach Begattung an? Nach dem, was Fredericks Pferde auf der Weide miteinander trieben? Diesen Aspekt der Ehe hatte sie bisher erfolgreich aus ihren Gedanken verdrängen können. Wenn sie überhaupt an Alexander dachte, dann an sein Holz, das die fünf Rehbacher Siedeöfen speiste.
Alexander ging auf den geschmiedeten Pavillon zu. Nach einem Blick auf die Eisenbank, die bestückt mit dicken Kissen zum Verweilen einlud, trat er hinein. Er schob ein paar Kissen zur Seite und setzte sich. »Also, was ist jetzt? Kann es sein, dass es Dorothea von Graauw die Sprache verschlagen hat?« forderte er sie heraus. Als Dorothea zu ihm hinüberschaute, winkte er sie zu sich.
Ungern folgte Dorothea ihm in den Pavillon. Sie war froh gewesen, an der Luft zu sein. Mit ihm allein unter der halbrunden Kuppel fühlte sie sich wie in einem Käfig eingesperrt. »Was soll das ganze Gerede?« ließ ihre Unsicherheit sie brüsk fragen. »Es war nicht meine Idee, dich zu heiraten! Das habt allein ihr - du und mein Vater - ausgehandelt.« Es war ihr mittlerweile gleichgültig, dass sie sich ungefällig anhörte. Vielleicht war es sowieso besser, sich von ihrer wahren Seite zu zeigen. Vielleicht würde Alexander dann von sich aus darauf verzichten, sie zur Frau zu nehmen? Andererseits würde mit dieser Schmach auch nicht gut zu leben sein, von Fredericks Groll einmal ganz abgesehen.
Alexander langte zu ihr hinüber und ergriff ihre Hand, bevor Dorothea sie zurückziehen konnte. Seine Augen waren dunkel, und jedes Lächeln war verschwunden. »Ich gebe zu: Anfangs war da wirklich nur der rein geschäftliche Aspekt. Natürlich würde ich mein Holz auch anderswo loswerden - aber ein Garantievertrag mit der Saline würde den Holzverkauf für mich natürlich deutlich vereinfachen.«
»Garantieverkauf!« prustete Dorothea. »Du garantierst uns zwar, halbjährlich eine bestimmte Menge zu liefern, aber einen festen Preis willst du uns nicht garantieren!«
Alexander runzelte die Stirn. »Dass das nicht geht, habe ich deinem Vater längst erklärt. Ich kann den Preis einfach nicht auf lange Sicht festlegen. Was weiß ich, ob nicht schon morgen ein Unwetter meinen halben Wald wegfegt? Oder ob meine Nachforstungen so weiterwachsen wie vorgesehen?«
Warum soll ich dich dann überhaupt heiraten? schoss es Dorothea ungnädig durch den Kopf. »Das bedeutet, dass der Preis für unser Holz im schlimmsten Fall stetig nach oben gehen kann? Auch nach unserer Hochzeit?«
Alexander lachte. »Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Rehbach kann doch froh sein, überhaupt eine so regelmäßige Holzversorgung zu haben! Von anderen Salinen hört man da ganz andere Geschichten … Da bleiben die Sudhäuser kalt, weil nirgendwo mehr Holz aufzutreiben ist.«
Dorothea schaute ihn wütend an. Gegen seine Argumente kam sie nicht an! Bisher war es ihr weder gelungen, ihn zu überreden, die Hochzeit hinauszuschieben, noch hatte sie bessere Konditionen für Rehbach herausschlagen können. Sie deutete dies als kein besonders gutes Zeichen für eine gemeinsame Zukunft. Als die Spannung zwischen ihnen zu groß zu werden schien, überwand sie sich und sagte das erstbeste, was ihr auf der Zunge lag. »Warum willst eigentlich du mich heiraten?«
Alexander lachte kurz auf. »Ich sagte ja: Anfangs war es nur der geschäftliche Aspekt …« Er schaute sie herausfordernd an. »Inzwischen gefällt mir jedoch der Gedanke, mit dir zusammenzusein, ganz außerordentlich.«
Wie er das sagte - Dorothea schauerte es. Er hatte noch immer ihre Hand in seiner, und sie merkte, wie ihre Handinnenseiten feucht wurden. Nun schwitzte sie auch noch!
Wieder entstand eine Stille zwischen ihnen, nur diesmal versuchten weder Alexander noch Dorothea sie mit Belanglosigkeiten zu füllen. Ein Lufthauch trug plötzlich Elisabeths helles Lachen vom Haus zu ihnen herüber, gefolgt von einem schrillen Kreischen.
»Elisabeth - manchmal könnte man glauben, sie hätte ihre Kinderjahre noch nicht beendet.« Dorothea verzog abfällig den Mund. Was war ihre Schwägerin nur für eine dumme Gans!
»Weißt du noch, wie wir früher im Wald Verstecken gespielt haben?« Alexander lächelte. »Das war nicht leicht, denn deine Schlupfwinkel wurden von Mal zu Mal komplizierter. Georg und ich mussten uns ziemlich anstrengen, um mithalten zu können.« Er schaute Dorothea mit hochgezogenen Brauen an. »Vielleicht ist es auch das, was mich am Gedanken an
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