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Die Salzbaronin

Die Salzbaronin

Titel: Die Salzbaronin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Schultern. »Das ist eine einfache Angelegenheit. Da Josef Gerber sich das Bein gebrochen hat und nur mühsam durch die Gegend humpeln kann, bleibt mir keine andere Wahl, als einen der Sudhausvorsteher zu benennen. Und von allen fünfen erscheint mir der Rauber als der Tauglichste. Oder?« Trotz aller bemühter Festigkeit klang er eher skeptisch.
    »Doch, doch, der Rauber wird dich sicher gut vertreten«, bestätigte Rosa. Dass er sie um Rat fragte, zeigte, wie sehr er ihr vertraute. »Was wirst du ihm eigentlich als Grund für deine lange Abwesenheit sagen?«
    Georg zuckte mit den Schultern. »Darüber habe ich mir lange den Kopf zerbrochen, das kannst du mir glauben. Das beste wird sein, wenn ich nur von einer weiteren Studienreise spreche. Alles andere würde die Leute vielleicht unnötig beunruhigen. Und das hat noch Zeit, bis ich zurückkomme.«
    Er musste ihr nicht sagen, dass ihm der Gedanke, den Leuten aus der Saline reinen Wein einzuschenken, äußerst unangenehm war. »Jetzt warten wir erst einmal ab, was deine Reise bringen wird«, sagte sie und strich sanft seine Haare nach hinten. »Du wirst mir so fehlen.«
    »Und du mir erst! Am liebsten würde ich dich mitnehmen!« Er schüttelte den Kopf. »Wenn ich dich vor Martin Richtvogels Besuch schon gekannt hätte, hätte ich mich nie auf die ganze Sache eingelassen!«
    Angesichts seiner Heftigkeit musste Rosa lachen. »Ach Georg! Deine Schmeicheleien tun mir zwar gut, aber was du sagst, stimmt doch nicht! Wie oft hast du mir erzählt, dass es dein Traum wäre, ein Heilbad zu bauen, mit dem Rehbacher Solewasser kranken Menschen zu helfen! Nie und nimmer würde ich zulassen, dass du ihn wegen mir verwirfst!«
    Sein Adamsapfel hüpfte wild auf und ab. »Ein Traum«, wiederholte er schließlich. »Manchmal kommt es mir so vor, als bestünde mein ganzes Leben aus einem Traum.« Er lachte bitter. »Aus einem Alptraum. Jeder will etwas von mir: Meine Frau will ein Kind« - er schaute weg - »Vater will, dass alles seinen gewohnten Gang läuft. Dorothea dagegen würde lieber heute als morgen tausendundeine Neuerungen einführen - obwohl ich sagen musst, dass sie mich seit einiger Zeit in Ruhe lässt. Und Martin Richtvogel will, dass ich aus Rehbach ein Heilbad mache.« Er strich Rosa über die nackte Brust. »Du bist die einzige, die nichts von mir fordert. Was ich von dir bekomme, ist umsonst.«
    Es war diese kleine Bemerkung, die er flüchtig hatte fallenlassen wie einen abgenagten Apfelbutzen, die Rosa zum ersten Mal stutzen ließ. Angesichts all dessen, was das Leben ihm, dem Grafen von Graauw, schenkte, war Georg eigentlich ziemlich undankbar. Sein Streicheln war ihr auf einmal lästig, und sie musste gegen die Versuchung ankämpfen, seine Hand einfach abzuschütteln.

29
    Trockene, harte Tränen schüttelten Elisabeths mageren Leib, seit sie hereingekommen war und sich auf Rosas Bank fallengelassen hatte. Sie hielt beide Hände an ihren Kopf. Ihr Haar hatte sich gelöst und hing wie ein verfilzter Vorhang über ihr Gesicht.
    Zuerst hatte Rosa sie weinen lassen. Manchmal war es das beste, die Leute heulten sich ihr Unglück aus dem Leib, hatten ihre Erfahrungen sie gelehrt. Sie hatte in der Zwischenzeit Wasser aufgestellt. Nun simmerte ein Tee aus Rosenblüten auf dem Feuer und verströmte einen sinnlichen Geruch, der viel eher zu einem schwülen Augusttag gepasst hätte als zu dem feuchtkalten Heiligabend. Elisabeth schien nichts davon wahrzunehmen. Ihr Atmen hatte etwas Keuchendes an sich, so als verbrauche ihr Leib mehr Luft, als ihm zur Verfügung stand. Von sich aus würde sie sich nicht beruhigen. »Elisabeth!« Vorsichtig rüttelte Rosa an ihrem Arm. Nichts tat sich. Eher wurde ihr Weinen sogar noch heftiger. Seit sie die Hütte betreten hatte, hatte sie noch kein einziges Wort geredet.
    Rosa war unruhig. Tausend Gedanken flatterten wie flügge gewordene Küken durch ihren Kopf. Was sie plagte, hätte sie gar nicht genau benennen können. Eigentlich wollte sie nicht mehr, als sich mit einer Tasse Tee hinzusetzen und ihre Ruhe zu haben. Statt dessen bekam sie Elisabeths Unglück aufgedrängt, wie so oft.
    Ihr Blick fiel nach draußen. Obwohl es erst kurz nach Mittag war, hatte sie das Gefühl, als dämmere es schon. Am späten Nachmittag wollte Georg noch kommen, er hatte es fest versprochen. »Du glaubst doch nicht, dass ich dich an diesem Tag allein lasse«, hatte er entrüstet gesagt, als sie ihn fragte, ob es nicht zu schwierig werden würde, vom Haus

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