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Die Salzbaronin

Die Salzbaronin

Titel: Die Salzbaronin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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wegzukommen. Von Elisabeth wusste Rosa, dass die Familie eine Fahrt in die Kirche nach Hall sowie ein großes Festmahl geplant hatte.
    Elisabeth hob den Kopf.
    »Wie soll ich schwanger werden, wenn Georg für ein halbes Jahr weg ist?« fragte Elisabeth mit anklagender, fast wütender Stimme.
    Rosa seufzte. Genau damit hatte sie gerechnet, doch das machte es ihr nicht einfacher. Natürlich hätte sie fragen können, warum Elisabeth ihren Mann nicht begleitete, was schließlich das Normalste der Welt gewesen wäre. Doch Georg freute sich auf seinen Studienfreund, er war froh, die Reise unter Männern machen zu können. Rosa hätte es ebenfalls nur schwer ertragen, hätte sie Elisabeth an seiner Seite gewusst. Während Rosa das Honigfass holte, um ihren Tee zu süßen, zermarterte sie ihren Kopf nach etwas trostspendenden Worten für das Weib, was angesichts der nackten Tatsachen nicht einfach war. Wenigstens würde sie während Georgs Abwesenheit Ruhe vor ihr haben, ging es ihr statt dessen ungnädig durch den Kopf.
    »Und Sie sind sich gewiss, dass Sie nicht schon schwanger sind?« fragte Rosa, bevor sie über die Worte nachgedacht hatte. Sie spürte plötzlich jenes »Umschweben« in ihrer Hütte, welches werdende Mütter häufig umgab. Konnte es sein, dass Elisabeth … Doch als sie ihre Besucherin genauer anschaute, war das Gefühl wieder weg.
    Elisabeth schüttelte den Kopf. »Wie auch? Wo er doch höchstens einmal pro Woche meine Nähe sucht!« kam es bitter. »Gleichzeitig lässt sein Vater keine Gelegenheit aus, seinen Wunsch nach einem Enkel kundzutun!«
    Rosa atmete auf. Dann sagte Georg ihr also immer noch die Wahrheit. Nicht, dass sie ernsthaft daran gezweifelt hätte.
    Dennoch hätte Elisabeths Schwangerschaft vieles vereinfacht: Mit der Erfüllung ihres Herzenswunsches wäre Rosa die Gräfin schließlich losgewesen. So aber hingen sie und ihr Unglück wie Kletten an der Heilerin.
    Rosa trank einen Schluck Tee, der ihr nun zu süß geraten war, und lehnte sich zurück.
    »Manchmal kann es einer Frau auch passieren, dass sie sich unter einem Kirschbaum ausruht - oder unter einem Birnenbaum -, und wenn sie wieder aufsteht und ihres Weges geht, ist sie schwanger!« Ein warmer Schauer durchfuhr sie. »Meine Mutter behauptete, dass die Büblein in den Birnbäumen sitzen und die Mädelein in den Kirschbäumen.«
    Auch Elisabeth lächelte, und sogleich wirkte ihr Gesicht etwas entspannter. »Das hört sich schön an.« Sie schaute auf ihre Tasse Tee, als sehe sie diese zum ersten Mal, und nahm einen tiefen Schluck. Genussvoll Schloss sie dabei die Augen.
    Dann nestelte sie in den dicken Schichten ihres Umhangs und zog eine goldene Umhängeuhr heraus. »Gleich sechs Uhr. Schon so spät«, sagte sie gleichgültig und blieb sitzen.
    Statt dessen sprang Rosa auf, Riss ihr fast die Teetasse aus der Hand und brachte diese hinüber zum Spülstein. »Sie müssen gehen. An einem so wichtigen Feiertag erwartet man Sie doch sicherlich zu Hause!«
    Endlich erhob sich die Gräfin. »Glaubst du, man merkt das?« fragte sie mit schräg gelegtem Kopf.
    »Was?«
    »Na, ob man ein Kind erwartet!«
    Rosas Augen konnten auf einmal nicht mehr zwischen nah und fern unterscheiden. Elisabeths Mund wurde zu einer roten Masse, die vor ihrem Blick verschwamm.
    »Ich meine, spürt man als Frau, wenn man schwanger ist?«
    Rosa setzte sich mit wackligen Knien an den Tisch und hielt sich an dessen Kante fest. »Ja, das merkt man«, flüsterte sie heiser. Ihr war so schwindlig! Sie spürte Elisabeths verdatterten Blick. »Gehen Sie jetzt. Mir ist nicht gut.« Mit letzter Kraft winkte sie die Gräfin zur Tür.
    Zögernd blieb Elisabeth dort noch einmal stehen. Erst, als Rosa sich ein bemühtes Lächeln abrang, verabschiedete sie sich endlich mit dem Versprechen, am nächsten Tag nach der Heilerin zu schauen.
    Kaum war Rosa allein, sank sie auf ihre Knie. Ein Schrei, leise, jämmerlich, füllte die Hütte. Und noch einer. »Nein!!!« Es konnte nicht sein. Es durfte nicht sein.
    Doch sie brauchte nicht mehr nachzudenken, um die Ursache für ihre innere Unruhe aufzustöbern. Plötzlich war alles so klar. Sie war schwanger. So einfach war das.
    Der erste Januar war ein sonniger, recht milder Wintertag. Als die aus Schwäbisch Hall georderte Kutsche vorfuhr, knirschten ihre Räder auf dem Kies der Einfahrt, anstelle über Schnee zu schlittern, wie dies noch vor ein paar Tagen der Fall gewesen wäre. Während Fredericks Jagdhelfer dazu abkommandiert

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