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Die Samenhändlerin (German Edition)

Die Samenhändlerin (German Edition)

Titel: Die Samenhändlerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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abwesend, und manchmal fielen ihr am helllichten Tag auch die Augen zu, als ermüde sie völlig durch sich und das Leben.
    Valentin wusste nicht, wie er damit umgehen sollte. Er hatte es auf alle möglichen Arten versucht: Er war sanft und liebevoll zu ihr, versuchte, ihr jeden Wunsch von den Augen abzulesen – so weit das eben ging. Zeichenblöcke hatte er ihr besorgt und neue Wasserfarben dazu. Beides hatte sie ohne ein Wort des Dankes an sich gerissen.
    Andere Male wurde er richtig grob zu ihr, gröber, als es eigentlich seiner Art entsprach. Doch immerhin war sie seine Frau, er konnte angemessenes Verhalten von ihr verlangen! Aber auch diese Ausbrüche brachten nicht die erwünschteVeränderung – Seraphine nahm sowohl Valentins Liebenswürdigkeiten als auch seine Grobheit gleichgültig hin.
    Weil ich ihr gleichgültig bin, dachte er düster bei sich.
    Helmut dagegen musste nur einen seiner dummen Witze reißen, und Seraphine erblühte wie eine Blume, die nach langer Trockenheit endlich wieder einmal gegossen wurde.
    Warum konnte sie nicht ein klein wenig sein wie Hannah, die so schallend lachte, dass man ihr dabei bis in den Rachen gucken konnte. Hannah, die Helmut zu allen möglichen und unmöglichen Gelegenheiten einen Kuss auf die Wange drückte – sehr zum Missfallen von Mutter, für die solche Liebesbekundungen unschicklich waren. Valentin konnte sich nicht erinnern, seine Eltern je in einer innigen Umarmung oder gar küssend gesehen zu haben. Vielleicht war Seraphine der Mutter darin ähnlich? Er wusste nicht, ob seine Eltern sich liebten. Doch immerhin waren sie ein Ehepaar, das drei Kinder gezeugt hatte. Und das ging schließlich nicht ohne Liebe oder wenigstens Zuneigung, oder?
    Irgendwann würde es vielleicht auch bei ihnen so weit sein. Ein Kind würde Seraphine aus ihrer Stille reißen. Würde das unsichtbare Band der Nacht in den Tag hinüberretten. Ein Kind – ein Sohn womöglich –, das war seine Hoffnung!
    Valentin holte tief Luft und stieß die Küchentür auf.
    Was soll ich nur tun? Was soll ich …
    Kaum hatte Valentin das Zimmer verlassen, drehte sich Seraphine wieder auf den Rücken.
    Helmut und Valentin und irgendwelche Frauen in Wien … Was hatte das zu bedeuten?
    Ach, könnte sie doch nur wie eine Schlange aus ihrer Haut schlüpfen!
    Aber das war nicht möglich.
    Sie war schwanger.
    … was soll ich nur … Wien … Helmut und andere Weiber? Hat das etwas mit mir zu tun? Nein, bestimmt nicht …
    Sie empfand nichts für das Kind, das wie eine kleine Kaulquappe irgendwo in ihrem Bauch ruhte.
    Doch halt, natürlich empfand sie etwas: Das Kind stellte ein Problem für sie dar.
    Sie konnte kein Kind von Valentin bekommen. Nicht, weil das Kind von ihm war – er war eigentlich ein netter Kerl und immerhin war sie seine Ehefrau. Aber dafür war sie nicht auf dieser Welt, das war nicht die Aufgabe, für die sie bestimmt war.
    Manchmal bedauerte sie dies wehmütig. Alles hätte so einfach sein können: sie und Valentin und ein Kind. Dann wären sie Eltern, für immer verbunden durch ein kleines Wesen. Hier ein unbeschwertes Lachen, da eine Vertraulichkeit unter Eheleuten … Es gab Momente, in denen sie sich nach nichts mehr sehnte.
    Aber dieses Leben war ihr nicht bestimmt. Zumindest nicht mit Valentin.
    Ein Kind würde alles zerstören. An wen konnte sich Helmut noch wenden, wenn sie mit einem schreienden Säugling an der Brust dasaß? Sie vermochte ihm doch schon jetzt nur so wenig zu geben! Hätte er sonst in Wien die Gesellschaft von fremden Weibern gesucht? Wie einsam musste er sich gefühlt haben.
    Ein Kind … Das darf ich Helmut nicht antun.
    Nach dieser Feststellung, die so klar und einfach war, ließ sie alle anderen Gedanken in ihrem Kopf frei wie Pferde, denen man das Gatter öffnet.
    Was soll ich nur tun?
    Das Kind musste weg – es stand ihrer Liebe im Weg. Es hätte gar nicht dazu kommen dürfen.
    Was soll ich …? Natürlich wusste sie, dass die Gefahr bestand, schwanger zu werden, wenn man mit einem Mann schlief. Aber sie hatte diese Gefahr unterschätzt. Valentin und sie? Undenkbar.
    Früher hatte sie geglaubt, ein Kind würde nur dann entstehen, wenn ein Paar sich in Liebe vereinte. Seit jedoch diese Hannah mit einem Kind im Bauch in Gönningen angetanzt war, wusste Seraphine, dass Liebe dabei keine Rolle spielte. Es hatte nur damit zu tun, dass ein Mann bei einer Frau lag.
    Wie soll ich dieses Kind …?
    Erst letztes Jahr hatte eine Frau aus Gönningen

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