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Die Samenhändlerin (German Edition)

Die Samenhändlerin (German Edition)

Titel: Die Samenhändlerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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notwendige Gespür – aber das kann man ihr ja nicht übel nehmen.« Sie schüttelte den Kopf, schloss für einen Moment die Augen, als kämpfe sie mit irgendwelchen unangenehmen Erinnerungen. »Dabei fühlte ich mich selbst auch nicht sonderlich gut, ihr wisst doch, erst ein paar Wochen vor der Reise hatte ich diese … Blutungen. So etwas schwächt, aber darauf wird ja keine Rücksicht genommen.«
    Die anderen warfen sich bedeutungsvolle Blicke zu. Auf Mariannes Gesicht zeigten sich vor lauter Neugier rote Flecken.
    Schließlich öffnete Seraphine die Augen wieder, blinzelte ein paar Mal fast verwundert.
    »Ich habe nicht etwa verlangt, dass sich Hannah um mich kümmert. Ich kann ziemlich stark sein, wenn’s darauf ankommt. Aber sie … Sie ist gerannt, als gelte es, einen Wettkampf zu gewinnen! Immer muss sie so vorpreschen, ohne Bedacht. Ich war von Anfang an dagegen, auf diesen Hof zu gehen, wir hätten den Weg nach Herrenberg auch allein gefunden. Aber bevor ich was sagen konnte …« Ihre Hände hoben sich in einer resignierten Geste. »Die Falle war gut versteckt, in einem Gebüsch. Evelyn – das ist die Frau, die allein auf dem Hof lebt – hat sie zu ihrem eigenen Schutz aufgestellt. Sie hätte des Nachts schon mehrmals jemanden ums Haus schleichen hören, hat sie gesagt. Also, das kann man doch verstehen, oder?«
    Die anderen nickten eilig.
    »Ehrlich gesagt, dort, wo Hannah herumgestapft ist, hatte sie wirklich nichts zu suchen.« Auf Seraphines Stirn zeigte sich eine ärgerliche Falte. »Aber sie wusste es ja wieder einmal besser.«
    Elsbeth Wagner machte ein wissendes Gesicht. »Jaja, das kommt davon, wenn jemand immer die Erste sein will! Und sich nichts sagen lässt.«
    »Aber so war sie doch schon immer, die Hannah!«, ergänzte Marianne. »Ich weiß noch, wie sie vor ihrer Abreise vor dem Haus Tulpenzwiebeln gesetzt hat. Viel zu tief, das habe ich mit einem Blick gesehen. Aber als ich ihr das sagte, hat sie nur mit den Schultern gezuckt und darauf beharrt, es wäre richtig so, wie sie es täte. Also, wer von uns beiden lebt denn sein Leben lang in einem Samenhändlerdorf?«
    »Das ist doch für Helmut sicher auch nicht einfach, oder?«, flüsterte Annchen. »Ich meine, wenn eine Frau so vorwitzig ist – meiner würde sich das von mir nicht gefallen lassen!«
    Seraphine schnaubte. »Helmut bekommt doch von all dem nur die Hälfte mit! Hannah versteht es, sich stets ins rechte Licht zu rücken. Und mich in den Schatten. Ganz geschickt istsie darin, ich bin mir sicher, darauf fällt nicht nur Helmut rein, damit täuscht sie auch viele im Dorf …« Die letzten Worte verklangen schmerzvoll.
    Schuldbewusste Blicke huschten durch den Raum.
    »Aber vielleicht bin ich auch selbst daran schuld.« Wieder sprach Seraphine mehr zu sich als zu den anderen. »Vielleicht müsste ich mich einfach auch öfter in den Mittelpunkt drängen, so wie sie es tut.«
    »Du bist an gar nichts schuld!«, erwiderte die Apothekergattin vehement. »Dass sich Hannah dermaßen wichtig nimmt, haben wir nicht geahnt. Ich meine, wer schaut schon hinter die Fassade eines Hauses? Und –« Sie brach ab, weil die Ladentür bimmelte. Im nächsten Moment erstarrten die Frauen.
    »Wenn man vom Teufel spricht …«, raunte Marianne.
    »Hannah, gerade haben wir uns nach dir erkundigt!« Almuth gelang es als Erster, die Fassung wiederzufinden. »Wie schön, dich nach deinem Unfall so gesund und munter zu sehen. Sag, wie geht es dem Bein?«
    »Gut«, antwortete Hannah kurz, während ihr Blick die anwesenden Frauen streifte. Als keine etwas sagte, wandte sie sich der Theke zu. »Grieß hätte ich gern, ein Pfund bitte!«
    Mechanisch griff Almuth nach einem der oberen Schubfächer und wog die gewünschte Menge Grieß ab. »Brauchst du sonst noch was?«
    Wortlos den Kopf schüttelnd, legte Hannah ihr abgezähltes Geld hin. Schon wieder an der Ladentür sagte sie zu Seraphine: »Wenn du mit deinem Schwätzchen fertig bist, könntest du ruhig nach Hause kommen. Das Essen ist bald fertig.«
    Die anderen schauten ihr nach.
    »Seht ihr?«, rief Seraphine triumphierend, als sie sicher sein konnte, dass Hannah sie nicht mehr hörte. »Nicht einmal ein paar freundliche Worte mit euch gönnt sie mir!«
    »Und uns lässt sie ganz links liegen.« Die Apothekergattinhob irritiert die Augenbrauen. »Ist sich wohl zu fein für unsereins, was?«
    »Also, ich hab ja schon immer gesagt, dass sie ein bisschen von oben herab tut«, setzte Marianne

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