Die San-Diego-Mission
schien, aber sie hatte eine großartige Figur. Sie trieb sich am liebsten in den Kneipen herum, die die Gehaltsschecks der Cops in Zahlung nahmen. Als sie sich erstmalig in San Diego mit Polizisten verabredete, konnte sie lediglich zwei Tätowierungen vorweisen: einen Strauß Rosen auf dem Hintern und den Namen ihres Kindes auf dem Bauch. Später verfiel sie einem Motorradcop und ließ sich eine Dienstmarke des San Diego Police Departments auf das zarte Fleisch ihres Oberschenkels tätowieren.
Der erste Barfer, den die Schlange mit zu sich nach Hause nahm, wurde von den anderen als Reptilienwärter tituliert. Er entdeckte, daß die Uniform des Motorradcops in ihrem Schlafzimmer hing, und da wurde er doch nervös. Der Motorradcop war Oberbeamter. Der Motorradcop besaß eine sehr große Uniform (Wir, die wir sterben müssen … ).
Gerade, als sich bei den Barfern mehr und mehr die Ansicht durchsetzte, die Schlange habe sozusagen keinerlei höhere Interessen, erfuhren sie, daß sie angeblich doch die einen oder anderen wohltätigen Werke zu tun pflegte. Es hieß, sie arbeite in einem Landheim für Senioren und lasse sich von den Insassen »anfassen«, weil sich die alten Knacker, wie sie meinte, dadurch jünger fühlten. Tatsächlich war sie mal erwischt worden, als sie den Klappergreisen einen runterholte, wenngleich sich niemand darüber beschwert hatte. Im Grunde war es erheblich wirksamer als Geritol.
Ansonsten allerdings hatten die meisten BARF-Groupies einen äußerst soliden beruflichen Hintergrund. Es gab Krankenschwestern, die in Privatkliniken in der Nähe der Grenze arbeiteten: weiß, obere Mittelschicht, gut erzogen. Gerade bei den Krankenschwestern gaben die Barfer eine besondere Stange an. Und es gab Lehrerinnen, ebenfalls weiß und gut situiert, anscheinend allesamt gerade von der Graduate School gekommen und nach wie vor noch genauso enthusiastisch wie am Tage ihrer Diplomfeier an ihrer als besonders idealistisch geltenden Brigham Young University. Alle miteinander sehr anständig und wißbegierig.
»Sie wollten unbedingt in den Elendsvierteln als Lehrerinnen arbeiten«, meinte ein Barfer, »deshalb waren sie nach San Ysidro gekommen, wo sie die kleinen Mexikaner retten wollten. Ich hab nie geglaubt, daß Menschen so naiv sein können.« Dann fügte er hinzu: »Außer uns.«
Das vielleicht Komischste von allen Groupies war eine junge Dame, die ihnen unlängst Fat Mindy vorgestellt hatte. Sie war länger nicht mehr so recht im Umlauf gewesen, nachdem sie sich in einen Mann von der Border Partol verknallt hatte. Auch er hatte sich in sie verknallt. Er hatte ihretwegen sogar seine Frau verlassen wollen, aber die Sache nahm ein bitteres Ende. Er versuchte ein paarmal, sich mit Tabletten in den Ruhestand zu befördern, was nach ihrer Überzeugung ein Zeichen dafür war, daß er es nicht ernst meinte, weil sich nämlich Cops, die es wirklich ernst meinten einfach erschossen, oder etwa nicht? Am Ende sah sich die Border Patrol gezwungen den Burschen nach El Paso zu versetzen weil er wegen des Mädchens völlig verrücktspielte.
Sie war dann gar nicht mehr in ihn verknallt und verknallte sich sofort in Ken Kelly. Sie liebte Macho-Typen, und der King war muskulös und kaute dauernd Zigarren. In seinem Walroßschnurrbart der die Farbe von Organgenschalen hatte, hing immer ein winziges Tabakblattstückchen. Vor allem aber gefiel ihr anscheinend sein Jack-Nicholson-Gehabe, etwa die Art und Weise, in der er sein dünnes Blondhaar zu beiden Seiten seines Kopfes zurückstrich und dabei wie eine Kobra aus der Wäsche guckte, wirklich echt wie der Schauspieler wenn man davon absah, daß die Augen von Ken blau waren. Das neue Groupie konnte ihm nicht widerstehen, und ein anderes Groupie erzählte jedem, das Mädchen sei in der Hinsicht Weltklasse, daß es einen Orgasmus nach dem anderen habe.
Ihr kam's bereits wenn man sie bloß mit dem Zeh berührte, erfuhren die faszinierten Barfer. Oder mit dem Knie. Oder nur mal eben mit dem Ellbogen.
Sie sah aus wie diese aristokratisch wirkenden Mädchen mit ihren feuchten Lippen, ihren feuchten Augen, ihrem strahlenden Lächeln und ihren perlweißen oder von der Sonne gebräunten Körpern oben bei der Northern Division. Mädchen, auf deren BMW immer Skier geschnallt waren. Aber sie erklärte, sie rauche gern Pot und nehme Uppers und Downers, und weil in der Hinsicht keiner der Barfer irgendwelche Erfahrungen hatte außer Saufen, wurden sie ziemlich nervös.
Weitere Kostenlose Bücher