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Die San-Diego-Mission

Die San-Diego-Mission

Titel: Die San-Diego-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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eine schreckliche Angst, was euch Jungs betrifft. Ich hab mir die Entscheidung, das Experiment fortzusetzen, wirklich dreifach überlegt. Wenn jemals irgend jemand getötet werden sollte, also, ich sage Ihnen ganz ehrlich eines, ich gehe äußerst ungern zu Polizeibegräbnissen. Dann jedenfalls würde ich die Sache abblasen.«
    Diese Aussage machte den Barfern eine Menge Kopfzerbrechen. Wenn einer von ihnen getötet wird, ist es aus mit BARF?
    Warum blies man die Sache dann nicht gleich ab, nachdem man sowieso Wetten abschließen konnte, daß irgendwann was passieren würde? Da schien in der Tat einiges faul zu sein mit einer Philosophie, die hinter der Feststellung stand, daß ihr Job es zwar wert sei, sich über den Haufen schießen, aber nicht erschießen zu lassen.
    Es hörte sich an wie eine Warnung. Sobald einer von ihnen starb, würden die übrigen neue Jobs kriegen. Stirb nie, wenn du deinen Job gern hast. Stirb schnell, wenn du ihn nicht besonders gern hast! Wahr und wahrhaftig, das Problem brachte ihre Gehirne förmlich zum Kochen. Die Art und Weise, in der sich ein Chief von vornherein selbst die Absolution erteilte, so, wie's jetzt aussah. Er hatte ja gesagt, er habe die Sache stoppen wollen. Er hatte sie gewarnt: Stirb nie, denn andernfalls bist du deinen Job los. Hieß das nicht mit anderen Worten, er würde sich die Hände in Unschuld waschen, wenn einer von ihnen umgelegt würde?
    Mit einemmal sah der Chief of Police in ihren Augen haargenau aus wie Pontius Pilatus bei Hart Schaffner & Marx.

 

    17. KAPITEL
    Phantome
    D ie BARF Squad war für die Gangster ein Begriff geworden. Außerdem hatten sie die Ausplünderungen von Grenzgängern in den Straßen von San Ysidro nahezu ausschalten können. Den städtischen Halsabschneidern war der öffentliche Wirbel, den BARF verursachte, alles andere als recht. Zwar hatten die Schießereien sämtlich draußen in den Canyons stattgefunden, aber in San Ysidro hatte es das eine oder andere Mal auch ganz hübsch gebumst, so daß die Straßengangster sich inzwischen auf andere Methoden besonnen hatten, mal eben einen krummen Dollar zu machen.
    Auch in den Canyons selbst, wo die echten Gangster ihr Gewerbe ausübten, war die Berühmtheit der Barfer nicht verborgen geblieben. Zwar dachten die Gangster nicht im Traum daran, nicht auch weiterhin Gangster zu bleiben, aber so recht wollte sich niemand von diesen durch die Canyons kriechenden Cops aus San Diego erschießen lassen, die verrückt genug waren, selbst die Beamten der Stadtpolizei von Tijuana umzupusten, wenn sie ihnen in die Quere kamen. So jedenfalls lauteten die Flüsterparolen, die ihnen durch die Aussagen illegaler Grenzgänger bekannt wurden.
    Die echten Gangster wußten indessen, wie man überlebt. Sie fingen an, ihre Taktiken zu ändern, und plünderten die Grenzgänger direkt vor der Grenze aus. Das war zwar ziemlich riskant, weil die judiciales in der Regel sehr tückisch reagierten, wenn die Verbrechen auf mexikanischem Boden stattfanden. Noch aber ließen zumindest die Barfer sie in Ruhe, im Moment wenigstens. Die Überfälle ereigneten sich immer häufiger auf den allerletzten Metern vor dem Zaun, der an vielen Stellen kaputt war – das heißt, sofern an der jeweiligen Stelle überhaupt ein Zaun existierte. Und wo er nicht existierte, was in den meisten Gebieten der Fall war, die von BARF kontrolliert wurden, achteten die Gangster sorgsam auf Betonbauwerke oder andere von Menschenhand errichtete Markierungen, die die imaginäre Linie kennzeichneten.
    Wenngleich es also grundsätzlich sehr gefährlich war, eine Straftat zu begehen, die in den Augen der judiciales als Verbrechen galt, beispielweise einen bewaffneten Raubüberfall auf mexikanischem Boden, hatten sich die Gangster dennoch zu der Ansicht durchgerungen, daß sie im Moment lieber den Zorn ihrer mexikanischen Gesetzeshüter als ein Zusammentreffen mit der BARF Squad riskieren wollten.
    Auf diese Weise kamen die Barfer allmählich dahinter, daß sie wieder auf dem besten Wege waren, sich selbst um Arbeit und Brot zu bringen. Die Zahl der Festnahmen von Belang nahm nach der Schießerei mit den Polizisten aus Tijuana dramatisch ab. Und zum gegenwärtigen Zeitpunkt waren eine Reihe von Barfern insgeheim sehr dankbar, daß die Dinge momentan eine solche Wendung genommen hatten. Manny Lopez allerdings wurde nahezu wahnsinnig.
    Die Schießerei mit Loco, der innerhalb von Tagen diese internationale Schießerei gefolgt war, wirkte auf Manny

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