Die San-Diego-Mission
Schießerei bei einem Treffen zwischen dem großen Boß und einigen seiner direkten Untergebenen dramatisch zu. Dabei wurde ernsthaft darüber geredet, ob man BARF nicht doch besser auflösen solle.
Manny Lopez, Dick Snider und der Captain der Southern Division setzten sich natürlich dafür ein, das Experiment fortzusetzen. Es wurden Ideen wie beispielsweise die aus dem Ärmel geschüttelt, uniformierte Cops durch die Canyons patrouillieren zu lassen. Es wurden Vorschläge gemacht, Bundestruppen in den Bergen zu stationieren. Es wurden Überlegungen angestellt, ob die Stadt das Gebiet nicht irgendwie an die Bundesregierung abtreten könne, weil sich dann ja wohl Uncle Sam persönlich um alles kümmern müsse. Am Ende kam mehr und mehr Übereinstimmung darüber auf, daß das BARF-Experiment im Grunde zu gefährlich sei.
Manny Lopez demonstrierte wieder mal, wie er seine Augenbraue schlangenförmig hochziehen konnte, richtete seinen Finger wie eine Kanone auf die Anwesenden und redete auf seine äußerst hinterhältige Art, die den Chief of Police regelrecht entzückte, Fraktur mit ihnen, indem er sagte: »Wir sind durch die Bank sicherer als die Kollegen auf der Straße! Denn wenn die gerade 'n Verkehrssünder aufschreiben und irgendein Ganove kommt und sie umlegen will, sind sie gar nicht auf so was vorbereitet! Meine Jungs dagegen sind immer auf alles vorbereitet!«
Dick Snider legte an dieser Stelle seine ihm wie immer aus dem Mund baumelnde Zigarette weg und wollte in seiner gedehnten Countrysprache sagen, wie er darüber dachte. »Chief, ich meine, daß das, was Manny da sagt …«
»Lieutenant, wir kennen Ihre Einstellung«, unterbrach ein Deputy Chief eisig. »Ich rede mit Manny.«
Und das war's dann. Manny Lopez ging zu seinen Barfern zurück und erzählte bekümmert, daß Burl the Pearl jetzt leider nicht mehr so groß sei wie John Wayne. Man habe ihm die Beine am Knie abgesägt.
Manny meinte: »Sniders einnehmende Persönlichkeit … seine … Nettigkeit – also, daran hab ich bestimmt noch jede Menge zu knacken.«
Manny fügte noch einiges hinzu, als er abends nach Dienstschluß einen oder zwei Chivas Regal intus hatte: »Ich hab ein sehr gutes Verhältnis zu den Politikern. Ich hab ein sehr gutes Verhältnis zum Chief. Ich werde überlaufen von Presse und Fernsehen. Ich liebe Dick Snider, aber für BARF kann er jetzt nichts mehr tun.«
Manny Lopez bewunderte Dick Snider wegen einer Anzahl von Qualitäten, die er selbst nicht hatte, tatsächlich. Ganz privat sagte Manny: »Ich bin da mal von 'nem jungen Reporter interviewt worden, und dabei hab ich dann wohl gesagt, ich und meine Leute hätten 'n Don-Quichotte-Syndrom. Ist ja klar, daß er diesen blumigen Vergleich auch veröffentlicht, wie wir gegen Windmühlenflügel kämpfen. Na schön, kann ja sein, daß einiges davon stimmte, wenigstens was Dick Snider betraf. Menschen helfen, das war sein Motiv. Aber wenn ich ehrlich bin, hat BARF mir immer 'n ganz kolossales Gefühl gegeben. Daß ich nämlich da draußen buchstäblich alles machen konnte! Das war mein Motiv.«
Dick Snider hatte, wie Manny Lopez zutreffend sagte, weder die Stärke noch die Gewandtheit, die Sache in der Chefetage durchzufechten. Für Manny Lopez waren Diskussionen aller Art ein natürliches Ventil. Auf dem Gebiet war er wahrhaftig hervorragend. Dick Snider hatte kein solches Ventil. Und nun war es Dick Snider endgültig klar, daß sie ihn nicht mehr brauchten. Und nicht mehr mochten.
Soweit es Mannys Interessen betraf, ging die Konferenz damit zu Ende, daß der Chief of Police sämtliche Argumente mit den Worten vom Tisch fegte: »Ich glaube, die Herren verstehen gar nicht, was Manny meint. Manny meint, wenn er diese Squad nicht auf seine Weise führen kann, kann er sie gar nicht mehr führen.«
Das Experiment konnte fortgesetzt werden. Und Chief Kolender billigte es stillschweigend, daß Dick Snider die Beine am Knie abgesägt wurden.
Als der Stadtrat von San Diego eines Tages eine Entschließung verabschieden wollte, in der man den Barfern mit vielem Wenn und Aber für ihre Arbeit danken wollte, sollte der Chief of Police zugunsten seiner Leute eine Rede halten. Außerdem wurde auch Manny überraschend gebeten, einige Worte zu sagen. Manny schaltete sofort, stand auf und bedankte sich bei sämtlichen anwesenden Politikern und dem Chief of Police, daß sie seinen Männern diese einmalige Chance gegeben hatten, das zu leisten, was sie derzeit leisteten. Ihm wurde von
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