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Die San-Diego-Mission

Die San-Diego-Mission

Titel: Die San-Diego-Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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ich hab da ne … ne Verantwortung meiner Frau gegenüber. Ich … ich hab ihr versprochen, ich würd nach der Geburt des Kindes kündigen, und jetzt … also, weißte was, Manny? Also … ich glaube, ich bin einfach kaputt, das ist alles.«
    Nach der bedeutungsschwangersten Pause, an die sich Renee zeitlebens erinnern konnte, sagte Manny: »Ich hab dir das ja schon seit 'ner ziemlich langen Zeit an deinen Augen ablesen können. Mir ist da alles längst klar, Renee. Mir ist da restlos alles klar.«
    Und das war dann schon alles. Renee konnte es nicht glauben. Kein schwuler Lutscher? Kein Scheißkerl? Kein Schlappschwanz? Kemputo? Bloß: »Mir ist alles klar.« Manny war in der Tat erstaunlich.
    Am Ende hatte die Welt doch wieder ihre fröhlichen Seiten. Und die Schatten waren Gott sei Dank verschwunden. Aber nachdem Renee wieder seine Uniform trug, fiel es ihm immer wieder schwer, mit anzusehen, wie die Barfer sich für ihren Einsatz in den Canyons fertigmachten. Natürlich waren sie freundlich zu ihm, und Joe Castillo kam zu ihm und sagte: »Du hast es ja richtig gemacht, Renee. Die Sache ist das nicht wert. Du hast es richtig gemacht.«
    Sie waren freundlich zu ihm, und dennoch war auch er jetzt ein Outsider. Der dritte, der gegangen war.
    Als die Barfer eines Nachmittags zum Dienst kamen, entdeckten sie, daß ein anonymer Schreiber ein neues Akronym, ein Wort, das aus den Anfangsbuchstaben mehrerer anderer Worte gebildet wird, auf die Tafel gekritzelt hatte. Es schien eine Ewigkeit her zu sein, daß einer der Lieutenants B.A.R.F. erfunden und hingeschrieben hatte, eine Kurzform für Border Alien Robbery Force. Diesmal hatte die Kurzform eine andere Bedeutung bekommen. Und in ihrer derzeitigen Verfassung war das Akronym das ehrlichste, ausgewogenste und profundeste, das sie allesamt jemals gehört, gesehen und gelesen hatten.
    Als sie an dem Abend in die Canyons aufbrachen, hallte die schmerzliche Wahrheit wie ein Gong in ihren Köpfen nach. Das Akronym hieß zwar immer noch BARF. Es war jedoch aus anderen Worten gebildet worden:
    BEANERS ARE REALLY FUCKED.
    Bohnenfresser sind echte Arschlöcher.

 

    19. KAPITEL
    Das letzte Hurra
    A us Zeitungsartikeln erfuhr die Welt im September die äußerst dramatische Neuigkeit: HOLLYWOOD WILL FILM ÜBER SAN DIEGO POLICE DREHEN!
    Es hatte so kommen müssen. Hollywood entdeckte die Grenze. Die BARF Squad wurde von einer Filmproduktion umworben. Manny Lopez wurde natürlich sofort verrückt, und diesmal ging's allen so. Die Frauen waren noch aufgeregter. Alle fingen sofort an, den Film zu besetzen. Und weil selbst die Barfer wußten, daß Hollywood sicher keinen mexikanischen Schauspieler nehmen würde, kamen eigentlich nur De Niro und Pacino in Frage. Außerdem könnte auch Burt Reynolds einen Mexikaner spielen. Wer aber wäre der richtige Blonde? Ja, verdammt, wieso eigentlich nicht? Wenn man ihm Engelsstaub in die Limonade schüttete, damit er richtig weggetreten aussah, ja, dann überleg doch mal, wer Ken Kelly spielen könnte? Ist doch klar, natürlich bloß Robert der beschissene Redford!
    Sie fragten sich, ob Coppola Regie führen würde. Und wie's mit der Musik wäre.
    Nachdem Hollywood erst mal da war, erklärten sich die Barfer selbstverständlich sofort bereit zu einem »Arbeitsessen«. Ray Wood, der Anwalt der National City, der die Dokumente für den Fall ihres Todes verfaßt hatte, mußte mit Leuten, deren Gärtner aus der Dritten Welt erheblich besser angezogen waren als er, »ein Treffen arrangieren«. Ray Wood ließ in dieser Woche seinen Anzug aufbügeln und suchte nach Socken, die dazu passen mochten, und entfernte die Fusseln am Hemdkragen mit dem Rasierapparat. Ray Wood mußte einen Vertrag aufsetzen.
    Die Barfer gaben Hollywood eine »Option«. Die Barfer verliebten sich förmlich in die Leute aus Hollywood, nahmen sie mit zu sich nach Hause und veranstalteten üppige Partys, auf denen es sowohl Snacks und Sandwiches, die die Ehefrauen hergestellt hatten, als auch so viel Bier und Tequila gab, wie man trinken konnte, und am Ende erstarrten alle förmlich in Ehrfurcht, weil vielleicht sogar Warren Beatty oder einer in dieser Preisklasse für die Rolle eines Mexikaners in Erwägung gezogen werden konnte. Das war eine Woche, die ihnen in den Kram paßte.
    Ein ganzes Bündel von Scherzen rankte sich um das Thema, daß die Produzenten dem Kahlkopf antragen sollten, Manny Lopez zu spielen, genau wie in einer anderen Manny-Lopez-Story. Der »Kahlkopf« war

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