Die San-Diego-Mission
Scan Connery. Mit der anderen Manny-Lopez-Story konnte bloß Der Mann, der König sein wollte gemeint sein.
Die Hollywoodmannschaft gab sich ebenso herzlich wie verständnisvoll, und die Barfer, die kaum begreifen konnten, daß solche großen Tiere so normale und nette Burschen sein konnten, gaben sich vor allem deshalb viel Mühe, sie mit Beispielen ihres Macho-Daseins zu beeindrucken, weil ja schließlich, verdammt noch mal, ein Streifen über ausgekochte Revolverhelden gedreht werden sollte, oder? Und als Amateurtrinker, die sie ja nun mal waren, bewiesen sie es mit einem Tequila-Wettbewerb. Sie spielten das ganze Drum und Dran durch: Tequila, Limonensaft, Salz, das vom Handrücken geleckt werden mußte – alles, was dazu gehörte. Die Hollywoodproduzenten liefen herum wie die Landsknechte und tranken zwar auch den einen oder anderen, machten aber keinen ernsthaften Versuch, die Barfer auszupunkten. Und irgendwann waren die Barfer sternhagelvoll, versicherten jedem einzelnen dieser Filmfritzen, daß sie ihn von ganzem Herzen verehrten und schwelgten in Bildern, die mit dürren Worten bisher noch nie gemalt worden waren und durch den Tequila mit seinem Drum und Dran nun auch noch vergoldet wurden.
Die Barfer, denen von dem Gerede über »Einspielbeteiligung« die Ohren dröhnten, drehten nahezu durch bei der Vorstellung, was sie wohl an Kasse machen könnten, wenn der Film 30 Millionen einspielen würde!
Einige Barfer verausgabten sich total, indem sie Swimmingpools kauften. Und auf Empfehlung eines ihrer Kollegen bekamen sie eine Ermäßigung von hundert Dollar. Das alles fand statt, nachdem sie für die Option 250 Dollar pro Nase bekommen hatten.
Wenngleich die Barfer wie die meisten Cops der Menschheit grundsätzlich kritisch gegenüberstanden und durchaus Zweifel an der Theorie anmeldeten, der Mensch sei von Natur aus gut, hatten sie nicht die geringste Vorstellung über Hollywood und wußten ebensowenig, daß die Leute dort zwar nur so viele machismo zu haben schienen wie Mr. Rogers oder John Dean, aber zugleich skrupelloser waren als El Loco an seinem brutalsten Tag.
Die Produzenten kehrten nach Hollywood und zu ihrer Wahrheit zurück, die da hieß: Wer würde Geld in einen Film über eine Bande von Bohnenfressern investieren? Da gab's doch allenfalls eine verdammte Rolle für einen Weißen, zum Teufel! Na gut, zwei, wenn man diesen Okie dazurechnete, diesen großen Lieutenant aus Oklahoma. Welchen Scheiß habt ihr eigentlich gerade geraucht, als euch diese Blödsinnsidee eingefallen ist?
Die Barfer sahen die Hollywoodproduzenten nie wieder. Einige von ihnen mußten die Kreditabteilung der Polizei bemühen und sich Geld leihen, damit sie ihre Swimming-pools bezahlen konnten. Die Backgroundmusik, die sie schon im Ohr gehabt hatten, verklang ziemlich rasch.
Der Oktober war eine ziemliche Pleite. In den Canyons gab es kaum was zu tun, und die Bonzen beim Department griffen immer öfter auf sie zurück und setzten sie in verschiedenen Stadtvierteln ein, die von Diebstahls- oder Überfallserien heimgesucht wurden.
Der November hatte kalte Nächte, in den Canyons jedoch war wenigstens etwas mehr los. Sie nahmen in der Nähe der Washerwoman Flats eine Gruppe von Gangstern fest, die einen flüchtenden Grenzgänger niedergeschossen und einen anderen fast zu Tode geprügelt hatten. Es gab die üblichen kleineren Verletzungen: Verstauchungen, Infektionen durch die Dornen von Kakteen, Fleischwunden. Carlos Chacon wurde von einem Steinwerfer am Kopf verletzt und mußte zur Beobachtung eine Nacht im Krankenhaus zubringen. Den Gipfel ihrer derzeitigen Publicity erreichten sie, als sie eine Auseinandersetzung zwischen Revolverhelden und Gangstern fürs überregionale Fernsehen nachstellten.
Als ihnen das zweite Weihnachtsfest ins Haus stand, bekam die BARF Squad einen Mann als Verstärkung: einen altgedienten Cop namens Gil Padillo. Er war klein und ziemlich draufgängerisch, alles in allem ein recht aggressiver Typ, und sein immer nach vorn geneigter Kopf kam, wie sie behaupteten, regelmäßig fünf Minuten vor dem übrigen Körper zur Tür herein. Er verabscheute Manny Lopez von Anfang an, bekam jedoch insofern nie die Chance, wie die anderen auch Angst vor ihm zu haben, als sich das BARF-Experiment seinem Ende näherte.
Manchmal hatte es den Anschein, als würden die Barfer den Ärger auf sich ziehen, wo immer sie waren. Am 9. Dezember waren sie wegen der vielen bewaffneten Raubüberfälle, mit denen in der
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